Outdoor: Lagerfeuer-Kochen mit dem Dutch Oven

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Video-Link: http://www.youtube.com/watch?v=-0bvK0Ns0PU

Okay, ist ein Werbevideo von der Firma, die diese (übrigens mordsschweren) Eisentöppe herstellt. Zeigt aber sehr schön, was man mit diesen Dingern so alles anstellen kann. Und das der Hauptdarsteller die ganze Zeit mit ’nem bekleckerten Hemd rumläuft, macht die Sache schon wieder sympathisch. Und authentisch natürlich. Kleckern macht draußen mehr Spaß als drinnen.

Thema Dutch Oven: Braucht man so ein Teil, wenn man draußen kochen will? Im Prinzip nicht, aber vielleicht doch. Kochen mit dem Dutch Oven macht Spaß und schmeckt. Das liegt zum einen am Material: Gusseisen. Für mich das beste Material, wenn’s um langsames Schmoren geht. Gusseisen braucht zwar ein Weilchen (und eine gewisse Menge Energie), bis es richtig aufgeheitzt ist, aber wenn’s einmal auf Temperatur ist, braucht es nur minimale Hitze, um sie zu halten.
Okay, billig sind die Teile nicht, dafür sind sie enorm haltbar. Ich hab bei mir in der Küche zwei gusseiserne Töpfe, einen emaillierten Schmortopf und einen nicht emaillierten Bräter, beide hab ich vor über dreißig Jahren gekauft und beide benutze ich noch. Sind letztlich die preiswertesten Töpfe, die ich je angeschafft habe (damals ca. 120,- DM pro Stück), denn für irgendwelchen Sonderangebots-Blechkram, der nach zwei, drei Jahren auf den Müll geflogen ist, hab ich ein vielfaches ausgegeben.
Wie dem auch sei, Schmorzeugs gelingt in Gusseisen meiner Erfahrung nach besser als in Töpfen aus anderem Material. Und wer schon mal selber Baked Beans im gusseisernen Schmortopf gemacht hat (egal ob bei milder Hitze im Ofen oder in der Glut vom Lagerfeuer), der fasst das Zeugs aus der Büchse nur noch im Notfall an.
Also klare Sache: Wenn das nötige Geld vorhanden ist, zuschlagen und Dutch Oven kaufen (gibt’s auch in der „fußlosen“ Variante für den Herd zuhause)?
Kurz noch mal nachdenken: Wer damit tatsächlich draußen kochen will, braucht noch einiges an Zubehör: Kohlenzange/-schaufel, Deckelheber,  Hitzeschutz-Handschuhe… Und – ganz wichtig – bedenkt das Gewicht von so einem Teil. Wer ein paar Kilometerchen durch die Pampa wandern möchte, um sich dann was leckeres im Dutch Oven zu kochen, sollte das Ding vorher mit dem Auto an den Zielort geschafft haben. Mitschleppen möchte so ein Teil sicher niemand.
Wer aber über einen eigenen Garten mit fester Feuerstelle und/oder Grillplatz verfügt, und sein bisheriges Repertoire bestehend aus Würstchen, Nackensteaks und Nudelsalat erweitern möchte, der sollte zuschlagen. Mit ’nem Dutch Oven tut sich so ein Mann was richtig Gutes an.

Die Dutch Ovens von Lodge (also die aus dem Video) werden in Deutschland von Venatus vertrieben. Carsten Bothe, dem Venatus gehört, veranstaltet übrigens auch Lagerfeuer-Kochkurse. Zu einem dieser Kochkurse hat er mich eingeladen, den ausführlichen Bericht davon mit vielen Fotos gibt’s in ein paar Tagen hier im Blog.

 

Männeressen: Die Arbeiterforelle

Die Arbeiterforelle ist ein männliches Traditionsgericht, dass auf keinen Fall mit dem grünen Hering verwechselt werden darf, der gelegentlich auch als Arbeiterforelle bezeichnet wird. Zwischen grünem Hering und der echten Arbeiterforelle besteht ein Riesenunterschied. Die Arbeiterforelle enthält keinen Fisch.

Die Arbeiterforelle heißt Arbeiterforelle, weil die Bezeichnung aus einer Zeit stammt, als Forellen eine teure Delikatesse waren, die sich nur feine Herrschaften leisten konnten. Der Arbeiter musste sich seine Forelle aus preiswerter Fleischwurst und durchwachsenem Speck selbst basteln.   Heute kann fast jedermann sich Forellen leisten, doch die meisten dieser Viecher schmecken entweder fade oder gleich ganz nach nix. Die Arbeiterforelle hingegen hat ihren rustikalen Charme behalten, deshalb kochen wir sie heut noch gern.
Dazu brauchen wir (für 4 hungrige Kerle): 1 Kringel Rheinische Fleischwurst (Lyoner, Kochwurst, wie diese Wurst in der Gegend, wo du gerade bist, eben heißt), 1 Zwiebelchen, 2,3 Gewürzgürkchen, ordentlich Speck in Scheiben, 2 oder mehr große Scheiben mittelalten Gouda, Senf (mittelscharf bis scharf, wieviel du eben aushältst) und Bier. Wobei das Bier nicht direkt zum Rezept gehört, aber trocken kochen ist nicht.

Wenn du also keinen Durst mehr hast, pellst du die Zwiebel, schneidest sie so klein wie möglich und dünstest die Würfelchen bei kleiner Hitze in etwas Butter, bis sie weich sind. Braun sollen sie nicht werden. Dann lässt du sie ’n bisschen abkühlen und vermischt sie mit dem ebenfalls kleingewürfelten Gewürzgürkchen.
Jetzt pellst du die Fleischwurst, schneidest sie in vier Viertel (Nachzählen nicht vergessen!), und jedes Viertel schneidest du noch mal längs durch. Die Schnittflächen der Viertel bestreichst du mit ordentlich Senf, gibst bisschen Zwiebel/Gurken-Mischung drauf und legst auf jedes Viertel ein auf Wurstbreite und -länge zurechtgezimmertes Käsestück. Jetzt klappst du die Viertel wieder zusammen, umwickelst sie mit Speckscheiben und fixierst das ganze mit Zahnstochern. Sollte in etwa so aussehen:

Fangfrische Arbeiterforellen

Jetzt bringst du ’ne Pfanne auf mittlere Betriebstemperatur, gibst erst ’n bißchen Öl oder Schmalz rein und dann die Arbeiterforellen. Die schmurgelst du bei mittlerer Hitze so an die zwanzig Minuten, wobei du die Forellen alle paar Minuten umdrehen sollest. Deckel auf die Pfanne kann nicht schaden, das hilft bei der gleichmäßigen Hitzeverteilung. Aber nimm den Deckel wieder ab, bevor du die Dinger umzudrehen versuchst, so vermeidest du peinliche Situationen. Nach zwanzig Minuten sollte der Speck kross und der Käse am Verlaufen sein, dann ist fertig.

Servierbereite Arbeiterforellen

Bleibt die Beilagenfrage. Wenn du ’n Riesenlacher haben willst, dann mach ’n Salat dazu und erzähl was von gesunden Omega-3-Fettsäuren. Pommes sind okay, wenn dir ’n bißchen Overkill im Fettbereich nix ausmacht. Eigentlich genügt Brot, um das Speckfett aufzutunken. Und noch ’n schönes Bier. Mahlzeit!

Fotos: Chris Kurbjuhn, alle Rechte vorbehalten
„Männeressen: Die Arbeiterforelle““ ist ein Beitrag zum Blogevent „Ran an den Speck“.

Sommertheater: Grillen mit dem Asado-Kreuz

Die typische Grill-Karriere eines Mannes beginnt mit einem einfachen Grillrost über mit unendlicher Mühe und Todesverachtung entzündeter Holzkohle, auf dem schließlich ein paar Discounter-Bratwürste platziert werden, zu denen reichlich Ketchup, Senf und Bier gereicht wird. Sollten Damen anwesend sein, wird noch gönnerhaft ein Salätchen dazugestellt, die Grillparty kann steigen!
Doch nach zwei-, dreimal Würstchen-Grillen macht sich eine gewisse innere Leere beim Griller bemerkbar: es muss doch möglich sein, den männlichen Spieltrieb mit etwas mehr als Würstchen-Drehen zu befriedigen. Erste Experimente mit exotischeren Fleischteilen (Nackensteak) und Fleischsorten („Warum ist denn beim Lamm das Kotelett so mickrig?“) folgen, das Grill-Repertoire erweitert sich explosionsartig und dann kommt, was bei beinahe jedem männlichen Hobby kommt: die Materialschlacht.
Doch nach ein paar Wochen/Monaten/Jahren, während denen der Garten mehrfach erweitert werden musste, damit der gesamte Gerätepark (Kugelgrill, Barbecue-Smoker, Profi-Feuerlöschanlage) Platz hat, macht sich wieder die innere Leere bemerkbar. Welche Richtung soll der Griller einschlagen, der schon alles hat?

Ein Spanferkel am Asado-Kreuz

Das Asado-Kreuz kann die Antwort sein. Und der Star der Gartenkolonie ist man mit dem Teil sowieso: am Asado-Kreuz werden ganze Tiere schräg über der Feuerstelle gegrillt. Da kann kein Smoker mit zig Brenn- und Räucherkammern gegen anstinken, das Asado-Kreuz ist Grill-Romantik pur.

Lecker Kruste...

Wir bleiben auf alle Fälle am Grill am Ball. Eine Reportage über Lagerfeuer-Grillen u.a. mit dem Asado-Kreuz wird voraussichtlich im Herbst auf „Männer unter sich“ erscheinen. Wer angesichts der Fotos jetzt schon erfreut feststellt, dass er Platz und Gelegenheit für so ein Teil hat, sich nachdenklich zurücklehnt und murmelt: „Wäre tatsächlich eine Option…“ wird bei Venatus fündig. Da gibt‘s nicht nur Asado-Kreuze, da kann man sich einen kompletten Asado-Kreuz-Grill-Ratgeber gratis runterladen. Und vieles mehr. Viel Spaß!

Fotos: Carsten Bothe, Venatus

Männeressen: Das Beer Butt Chicken

Sagenhaft knusprig und trotzdem saftig: das Beer Butt Chicken auf dem Teller.

Wer das Beer Butt Chicken (hierzulande wird es etwas weniger farbenfroh meist „Bierdosenhähnchen“ genannt) erfunden hat, ist nicht bekannt. Fest steht nur, dass es ein Mann gewesen sein muss.
Man kann es sich richtig vorstellen, wie der Kerl in seiner Küche (oder vor seinem Grill) stand, auf der Arbeitsfläche ein küchenfertig vorbereitetes Huhn. Was anfangen mit dem Viech? Warum nicht mal was neues ausprobieren? Aber was… Nu, knacken wir uns erst mal ’n Bierchen…
Und nachdem er den ersten Schluck eiskaltes Bier genommen hatte, kam ihm die Idee. Er guckte ein paar mal zwischen dem mit gespreizten Schenkeln vor ihm liegenden Huhn und der Bierbüchse hin und her, und dann zauberte sich ein unendlich breites, schmutziges Grinsen ins Gesicht dieses unbekannten Kochs und er schritt umgehend zur Tat: das Beer Butt Chicken (im Folgenden BBC) war geboren.
Konnte nur ein Kerl drauf kommen. Und selbst wenn eine Frau die Idee gehabt hätte: sie hätte sie niemals in die Tat umgesetzt, sondern mit einem Kopfschütteln als infantil, geschmacklos und albern verworfen. Einem Huhn eine halbvolle Bierdose in den Hintern schieben? Da träumst du von!
In der Tat träumen wir Männer von infantilen, geschmacklosen und albernen Dingen, denn mit solchen Dingen kann man die Welt aus dem Angeln heben. Oder ein BBC machen. Dafür braucht man ein Huhn (ich bevorzuge eins, das zwischen zwei und drei Pfund schwer ist), eine Dose Bier (Halbliter-Größe) und eine Gewürzmischung nach Belieben. Ich verwende gern Paprikapulver, grobes Salz, braunen Zucker, durchgepressten Knoblauch und Oregano (ganz profan nur Salz und Pfeffer geht auch).  Damit wird das Huhn außen und innen eingerieben.1 2
Nun knackt man die Bierbüchse und trinkt sie halb aus. Perfektionisten pieksen oben noch ein paar zusätzliche Löcher rein, ich hab’s mit oder ohne Zusatzlöcher probiert, macht keinen Unterschied. Nun wird sensibel die Öffnung des Hähnchens geweitet, bis sie groß genug ist, dass man das Viech über die Dose stülpen kann. Die Halsöffnung mit ein, zwei Zahnstochern zustecken, damit der aus der Dose aufsteigende Dampf nicht entweicht. Soll ungefähr so aussehen wie auf dem Foto rechts.

So sieht das BBC vorher aus.

Das BBC stellt man jetzt in eine flache Auflaufform (wo der austretende Saft reinlaufen kann, die Sauerei will kein Kerl im Ofen haben) und schiebt das ganze auf die unterste Schiene in den 160 bis 180 Grad heißen Ofen. Ofentür zu, eine Stunde anderweitig beschäftigen. Der Griller hat sein BBC über einer Abtropfschale platziert3 und den Kugelgrill geschlossen. Es sollte ebenfalls eine Stunde dauern, bis das Huhn durch, außen unglaublich knusprig und innen phänomenal saftig ist.
Und in der Stunde sollte man das BBC wirklich in Ruhe lassen. Nix begießen, nix bepinseln, nix Nachgucken, ob alles auch optimal läuft. Ofentür (oder Grillklappe) zu, das war’s. Fire and forget. Ein herrliches Rezept.
Nach der Stunde ist das Bier in der Dose leider nicht mehr genießbar. Aber sonst stimmt alles. Wie man sieht.

Beer Butt Chicken!

Im Prinzip war’s das. Aggressive, hungrige Kerle pellen sich jetzt das Tier direkt von der Büchse, sensible Naturen tranchieren das Huhn, bevor sie zum Verzehr schreiten. Bleibt die Beilagen- bzw. die Getränkefrage. Stück Brot ist okay. Pommes sind klassisch, wenn man sich die Mühe macht und die Friteuse anwirft. Letztes Mal hab ich so’n Durcheinander aus Tomate, Avocado und Cole Slaw mit ’ne Schuss Kürbiskernöl dazu gemacht. Kam gut.

BBC zivilisiert.

Und zu trinken? Ja, Herrgottsack, wer unbedingt Wein dazu trinken will, der soll sich ’n Riesling, ’n Chardonnay oder ’nen Rosé geben. Ansonsten dürfte klar sein, was es zu trinken gibt. Prost! Mahlzeit!

  1. Ich kenn ein paar Rezepte, wo das Huhn einen Tag lang in irgendeiner Marinade eingelegt wird. Beim Grillsportverein wird wohl u. a. öfter mit Brine experimentiert. Ist nicht so mein Ding. Das Schöne am BBC ist ja gerade seine Einfachheit. Und groß vorschmecken tut so ’ne Marinade meiner Ansicht nach nicht.
  2. Was allerdings gut kommt, ist, mit den Fingern vorsichtig die Brusthaut zu lockern und ein bißchen Butter oder Kräuterbutter zwischen Haut und Fleisch zu schieben. Bleibt die Brust schön saftig.
  3. Das BBC kann man nur indirekt grillen. Es sei denn, man bevorzugt sein Geflügel kremiert.

Männeressen: Spargel

Viele Kerle werden jetzt abwinken: Um Himmwelswillen, Spargel! Völlig überschätztes Zeugs, schmeckt entweder nach nichts oder bitter, da löffel ich doch die Hollandaise lieber gleich pur…
Nuja, von ihrer Warte aus haben diese Kerle möglicherweise durchaus recht. Vermutlich haben Sie noch nie anständigen Spargel auf dem Teller gehabt. „Anständiger Spargel“ heißt: frisch und richtig zubereitet.

Thema frischer Spargel. Ich habe jahrelang genauso gedacht wie die oben zitierten Kerle. Doch dann fiel die Mauer und ein paar Jährchen später erschienen die ersten Stände in Berlin, an denen zu zivilen Preisen Spargel angeboten wurde, der noch am gleichen Tag in Beelitz gestochen worden war. Ich probierte und… mutierte zum Spargelfan. Nichts geht über frischen Spargel, der am Stichtag in den Kochtopf wandert. Nun hat nicht jeder Kerl ein Spargelbeet direktemang vor der Haustür. Nuja, Spargel der einen Tag alt ist… geht auch.
Den delikatesten Spargel bekommt man sowieso beim Bauern, auf dem Spargelbeet, wo er unmittelbar nach dem Stechen in den Kochtopf wandert. Frischer geht’s nicht und besser geht’s nicht, von der Qualität des Spargels her.
Leider kochen sie den Spargel auf allen Spargelhöfen, die ich um Berlin herum kenne, viel zu weich. Und sie kochen ihn überhaupt. Was kreuzdämlich ist. Womit wir beim nächsten Thema wären.

Thema Spargelzubereitung. Die meisten Kochbücher empfehlen, den Spargel zu kochen. Und das ist riesengroßer Blödsinn. Weil der ganze schöne Spargelgeschmack ins Wasser wandert. Kein Wunder, dass die meisten Rezepte empfehlen, das Kochwasser vom Spargel nicht wegzukippen, sondern eine Suppe draus zu kochen. Dahin hat sich nämlich das ganze Spargelaroma verabschiedet. Ich empfehle daher drei alternative Garmethoden: dämpfen, im Ofen dünsten oder braten.

der Spargelknast

1. Fürs Dämpfen braucht man einen Spargeltopf. Das sind diese hohen Dinger mit dem Spargelknast zum Rausnehmen innen drin. In diesen Spargelknast werden die großzügig (!) geschälten Spargel gestellt und der Topf soweit mit Wasser gefüllt, dass maximal das untere Drittel der Stangen nass wird. Das Wasser wird zum Kochen gebracht, die Spargel hineingestellt, Deckel drauf und abwarten. Gekocht werden bei dieser Methode nur die unteren Enden, der Rest des Spargels gart im aufsteigenden Wasserdampf und behält sein Aroma.
Wie lange braucht der Spargel? Je nach Dicke der Stangen zwischen acht und zwölf Minuten. Am besten hebt man nach acht bis zehn Minuten den Korb mal raus und schneidet mit einem Messer ins untere Ende einer Stange. Wenn‘s reinflutscht, ist der Spargel gar.
Dies scheint mir übrigens ein weiterer Grund zu sein, warum viele Menschen Spargel nicht mögen: weil er schlichtweg totgekocht wird. In den meisten Kochbüchern steht etwas von zwanzig bis dreißig Minuten, was viel zu lang ist. Ich habe selbst ganz dicken, weißen Spargel noch nie länger als 15 Minuten kochen bzw. dämpfen müssen. Spargel muss zwar weich sein, sollte aber noch Biss haben und etwas elastisch sein, dann schmeckt er am besten. Die weichen, schlappen Nudeln, die Oppa am Stück in sich reingeschlürft hat, sind nun wirklich kein Ruhmesblatt der Spargelküche.
Wo war ich? Ach ja, Spargel fertig gedämpft. Muss jetzt noch gesalzen werden, bißchen Zitrone bei und ist fertig. Mit zerlassener Butter, Hollandaise oder noch kurz mit Parmesan gratiniert.

im Ofen gedünsteter Spargel

2. Wenn man den Spargel im Ofen dünsten möchte, sollte man die Spargelschalen und –abschnitte aufheben, gründlich waschen und – feucht wie sie sind – in einen Bratentopf legen (alternativ geht auch ein Bratschlauch). Darauf legt man die vorbereiteten Spargelstangen, salzt, gibt vielleicht ein wenig Puderzucker drüber, legt ordentlich Butterflocken drauf, Deckel zu (oder Bratschlauch zubinden) und rein in den Ofen (180 Grad, Gas 3). Nach so 20, 25 oder 30 Minuten (je nach dem, wie viel Spargel man in den Ofen geschoben hat und wie dick die Stangen sind), mal nachschauen, wie weit er ist. Im Ofen auf den Schalen bekommt der Spargel ein sehr intensives Aroma, hätte man den blassen Stängchen gar nicht zugetraut.

lecker Avocadopampe

Für den, dem Butter oder Hollandaise zu den Ohren rauskommen, hab ich einen Vorschlag, der bei mir seid ein paar Jahren der Hit zum Spargel ist: die Avocadopampe. Einfach das Fruchtfleisch von zwei, drei reifen Avocados mit etwas Hühnerbrühe zermusen, paar Frühlingszwiebelringe dazu, Salz, Pfeffer, Zitronensaft (Wichtig! Sonst wird die Pampe braun!) und einen ordentlichen Schuß Kürbiskernöl. Noch’n bisschen Kresse drauf, fertig. Harmoniert mit Spargel wie ein Zwölfzylinder mit Ferrari.

gebratener Spargel

3. Gebratener Spargel ist derzeit mein Favorit. Hier tut’s auch der preiswerte Bruchspargel (solange er frisch ist), denn der Spargel wird nach dem Schälen in Stücke geschnitten, so drei, vier Zentimeter lang. Dicke Stange können halbeirt oder geviertelt werden, die Köpfe legt man erst mal beiseite. Dann bringt man ein bisschen Öl gemischt mit Butter am besten in einem Wok auf Temperatur (so zwei Drittel Power ungefähr) und wirft die kleingeschnittenen Stangen rein. Salz, Pfeffer, bißchen Puderzucker dazu.  In der Pfanne tut sich ein paar Minuten lang nicht viel, die Stangen bleiben weiß und hart, trotzdem sollte man gelegentlich umrühren und so nach drei, vier Minuten die Köpfe dazugebe. Nach sechs, sieben Minuten ist es dann so weit, die Spargelstücke werden schlagartig weich und beginnen zu bräunen. Spritzer Zitronensaft dazu und rühren, dass nix anbrennt. Passiert leicht. Wer jetzt noch ein paar in Ringe geschnittene Frühlingszwiebeln, ein paar Stücke von enthäuteten, entkernten Tomaten und eine Handvoll Schnittlauch unterrührt, weiß, was er tut und kann seinen Spargel zu Tisch bringen. Und da kann man sich dann noch ein Löffelchen Schmand unter den Spargel rühren. Der kühle Schmand, der heiße, nussige Spargel… herrlich!
Dazu passt ein Riesling, ein Silvaner, ein Gutedel, aber auch ein schönes Bier ist nicht verkehrt. Mahlzeit!

Mehr Küchenmesser, die Mann vielleicht nicht braucht

Tourniermesser, Fleischmesser, Ausbeinmesser, Brotmesser, Filetiermesser, Nachtschattengewächs

Gestern ging’s um den Basis-Messerbestand in der Männerküche. Wetzstahl, Kochmesser und Office-Messer sind im Prinzip genug, hab ich geschrieben. Im Prinzip.
Aber jeder, der ein Hobby betreibt, weiß, dass die Dinge schnell ausarten können. Auch wenn ich nur zwei Messer zum Kochen brauche, wäre nicht vielleicht doch die Anschaffung von dem und dem Teil sinnvoll…
Okay, wir wollen mal nicht so sein. Hier kommt eine kleine Übersicht über die Spezial-Messer, die sich in manchen Hobby- oder Profi-Küchen finden.

Brotmesser – großes Messer mit Wellenschliff-Klinge. Braucht man tatsächlich, um Brot (vor allen Dingen frisches) zu schneiden. Gelegentlich sieht man mal den einen oder anderen TV-Profi so ein Teil zweckentfremden, ich glaube, unlängst hat man Tim Mälzer mal eine Melone mit dem Brotmesser attackieren sehen. Nuja, wenn‘s schee macht.

Tourniermesser – ein kleines Messer mit gebogener Klinge. Wird zum Zurechtschneiden bzw. –schnitzen von Gemüse benutzt, prinzipiell also was für Leute, die aus Kartoffeln, Möhren o.ä. kleine Kunstwerke machen möchten, bevor sie sie verputzen. Andererseits kann man es prima zweckentfremden und damit Kartoffeln schälen, dass klappt mit der gebogenen Klinge sehr gut.

Buntmesser – hat so eine Riffelung in der Klinge, mit der man geriffelte Möhren- oder Gurkenscheiben problemlos hinbekommt. Etwas für hoffnungslos verspielte Naturen.

Küchenbeil – braucht man zum Zerhacken von Knochen, also z. B. wenn man eine ganze Kotelett-Reihe gekauft hat und einzelen Koteletts schneiden möchte etc. Ich lass mir das Fleisch immer vom Fleischer entsprechend vorbereiten. Eine Anschaffung macht eigentlich nur Sinn, wenn man regelmäßig im Großhandel einkauft und/oder Jäger ist und die Beute selber küchenfertig machen muss.

Ausbeinmesser – Messer mit dünner, starrer Klinge zum Ausbeinen von Fleisch. Mit diesem Messer erledigt man Arbeiten, die genausogut der Fleischer für einen erledigen kann, z. B. den Knochen aus einer Lammkeule polken o.ä. Hier gilt das Gleiche wie für’s Küchenbeil: ist was für Großhandelseinkäufer oder Jäger. Oder für durchgeknallte Hobbyisten, die unbedingt alles genauso machen wollen/müssen wie die Profis.

Filetiermesser – sieht ähnlich wie das Ausbein-Messer aus, hat aber eine flexible Klinge. Kann man zum Filetieren von Fisch verwenden, was aber auch mit einem scharfen Kochmesser zu bewerkstelligen ist. Ich bin ein fauler Sack, wenn ich Fischfilets machen will, dann kauf ich die fertig oder überlass dem Fischhändler die Arbeit. Wer viel Angeln geht und dabei auch was fängt kann mit so einem Ding vielleicht was anfangen.

Schinkenmesser, Fleischmesser, Tranchiermesser – lauter Messer mit langer, schmaler Klinge, um Fleisch damit in Scheiben zu schneiden. Kann man alles auch mit dem Kochmesser machen, wobei bekennende Grobmotoriker wie ich bei hauchdünnen Schinkenscheiben an ihre Grenzen stoßen. Die krieg ich aber auch mit keinem Messer dieser Erde hin.

Wiegemesser – gibt’s mit ein oder zwei Klingen. Dient zum Kleinhacken von Kräutern. Ich bin skeptisch. Mit etwas Übung hackt man Kräuter in Windeseile mit dem Kochmesser klein, wozu braucht man das Wiegemesser? Und: ich bin mir nicht sicher, ob die Kräuter mit diesem Messer nicht eher zerquetscht als zerhackt werden.

Tomatenmesser –hat Office-Messer-Größe und hat Sägezähne in der Schneide, die das Zerschneiden von Tomaten erleichtern sollen. Schwachsinn. Man braucht kein Messer, dass eine Tomaten mehr zerreißt als schneidet. Man googele mal nach „Tomatentest“. Wenn das Küchen- oder Office-Messer eine reife, weiche Tomate nicht mehr ohne Druck und Gesäbel schneidet, dann ist es nicht mehr scharf genug. Ein Tomaten-Messer braucht man nur, wenn man jemandem, den man überhaupt nicht leiden kann, etwas vollkommen nutzloses schenken möchte. Dafür ist es allerdings hervorragend geeignet.

Sparschäler – ist natürlich kein Messer sondern ein Dingens. Zum Kartoffelschälen für den Ungeübten recht praktisch, wer im Training ist, schält auch mit dem Tournier- oder Office-Messer recht fix.

Wer jetzt noch ein Messer findet, dass ich vergessen habe, kann’s behalten.:)

 

Wieviele Küchenmesser braucht Mann?

Gestern war auf den Seiten der Kollegen von Art of Manliness ein Artikel zu finden, in dem die Frage aufgeworfen wurde, wie viele Küchenmesser ein Mann braucht. Sechs verschiedene, war die Antwort, bzw. eigentlich fünf, denn verwirrenderweise hat  AoM-Küchenexperte Matt Moore den Wetzstahl als Messer einsortiert. Außer dem Wetzstahl hält Moore Kochmesser, Brotmesser, Küchenbeil, Filetier-Messer und das Office-Messer (Zubereitungsmesser) für unverzichtbar.
Ich möchte entschieden widersprechen, denn für den gelegentlich bis häufiger kochenden Kerl sind fünf Messer meiner Meinung nach Overkill.
Wer sich nur gelegentlich in die Küche stellt, um mal ein Chili, einen Grünkohl oder ein Gulasch zuzubereiten, der kommt wunderbar mit einem einzigen Messer (plus Wetzstahl) hin: Ein nicht zu großes Kochmesser – die Klinge sollte nicht länger als 15 cm sein – genügt fürs Schälen und Kleinschneiden von Gemüse, fürs Würfeln von Fleisch, das Zerteilen eines Huhns. Mehr als ein solches Messer braucht es in der Tat nicht, um die in der Küche anfallenden Standard-Arbeiten zu erledigen.

Kleines Kochmesser, 15 cm Klingenlänge

Wobei ich voraussetze, dass das Messer richtig scharf ist, d.h. den Tomaten-Test besteht. Wenn ich mit einem Küchenmesser eine vollreife Tomate in Scheiben schneiden kann, ohne zu säbeln oder Druck auszuüben, dann ist das Messer richtig scharf. Sonst nicht.
Und der Wetzstahl gehört zum Messer dazu wie der Küchenwein zum Hobbykoch. Vor jeder Benutzung schrubbt man das Messer über den Wetzstahl, um den Graz desselben aufzurichten. Der nette Fleischer im Video zeigt, wie‘s geht:

http://www.youtube.com/watch?v=sa-2kNpwReo

Wenn man Spaß am Kochen findet, sich ruhig mal öfters in die Küche stellen möchte und sich daher die wiederkehrenden Arbeiten etwas angenehmer gestalten möchte, kann man über eine Erweiterung des Messerparks nachdenken, und zum Kochmesser noch ein Office-Messer (auch Zubereitungs-Messer genannt) zulegen, also ein kleineres Messer mit spitz zulaufender Klinge von 8-10 cm Länge. Das ist für die feineren Schneid- und Schälarbeiten eine sinnvolle Anschaffung, also fürs Schälen und Kleinschneiden von Zwiebel und Schalotten, fürs Abzuppeln von Häutchen bei Fleisch- und Fisch. Das geht zwar auch mit dem großen Kochmesser, aber mit dem Office-Messser geht‘s flinker und bequemer.
Und wenn man sich von vornherein Koch- UND Officemesser zulegen möchte, dann kann und sollte man das Kochmesser ruhig eine oder zwei Nummern größer und schwerer wählen, mit einer Klinge von 21, 22 cm ist man dann ziemlich gut ausgestattet.

Office-Messer, 10 cm Klingenlänge, Kochmesser 22 cm Klingenlänge

Ich koch seit dreißig Jahren, vier bis fünf Mal die Woche. 98 Prozent aller anfallenden Arbeiten mach ich mit diesen beiden Messern. Mehr als zwei Messer braucht Mann nicht.

Männer-Essen: Texas Chili

Texas Chili

Sonntag ist Western-Tag auf 3sat – Western-Filme rund um die Uhr, auf keinen Fall um 18 Uhr „40 Wagen westwärts verpassen! – da machen wir ein schönes Texas-Chili. Und weil es Quatsch ist, eine kleine Portion Chili zu kochen (macht genausoviel Arbeit wie eine große), machen wir gleich einen großen Topf und laden ein paar Freunde ein. Wenn wir keine Freunde haben, weil wir so gut schießen können, das wir keine brauchen, frieren wir den Rest eben ein.
Vorher gehen wir den Grocery Store ausrauben einkaufen. Wir besorgen erstmal ordentlich Bier, denn Bier gehört zum Chili wie die Patrone zum Revolver. Neben dem Bierkasten quetschen wir noch folgendes in den Einkaufswagen: 1 kg Rindfleisch zum Schmoren, am besten von der Wade, 1 kg Gehacktes vom Rind, 1 Beutel Zwiebeln. 1 Knolle Knoblauch, 2 große Dosen Tomaten und 6 Paprikaschoten. An Gewürzen brauchen wir entweder reichlich Chilipulver oder Cayennepfeffer (ersatzweise getrocknete Chilischoten), Kreuzkümmel, Oregano und – wer‘s mag – Koriandersamen oder -pulver, NICHT den frischen, grünen Koriander. Der passt zum Chili wie ein rosa Wattebäuschchen zur Schusswunde. Tomatenmark packen wir noch ein, falls keins mehr in der Küche ist.
Das war‘s auch schon. Wir können zur Kasse gehen. Irgendwelche Schlaumeier rufen jetzt natürlich: „Ihr habt die Bohnen vergessen!“ Haben wir aber nicht. Wir machen Texas Chili, da kommen keine Bohnen rein. Aber wir wollen nicht kleinlich sein: Wenn wer unbedingt Bohnen in sein Chili haben möchte, packt er eben noch ein paar Büchsen rote Kidneybohnen in den Einkaufswagen, kein Problem.
Zuhause stellen wir erstmal das Bier kalt, und wenn das endlich auf Trinktemperatur ist, dann kochen wir das Chili. Dafür bringen wir einen Schmortopf an den Start und auf mittlere Hitze, schneiden das Rindfleisch in Würfel, geben ein bißchen Öl in den Topf und braten die Fleischwürfel rundrum an. Dabei lassen wir uns Zeit, so eine halbe Bierlänge, und wir achten drauf, dass die Würfel nebeneinander im Topf liegen. Wenn‘s zuviele sind, muss man sie eben portionsweise anbraten. Kein Problem, hat man mehr Zeit sein Bier zu trinken, die Zwiebeln in Ringe, ein zwei Paprikaschoten (natürlich entkernt) in Streifen und den Knoblauch in Scheiben zu schneiden. Wenn das Schmorfleisch angebraten ist, stellen wir‘s beiseite und braten das Hack an, bis es braun und krümelig ist. Auch das kommt nach beiseite, denn jetzt dünsten wir auf niedriger Hitze Knoblauch und Zwiebeln an, bis sie weich werden. Dann geben wir ein paar Zentimeter Tomatenmark zu, rühren im Topf rum, bis das Tomatenmark anfängt, angenehm zu riechen, dann löschen wir mit einem großen Glas Rotwein ab und lassen fast vollständig einkochen.
Wie? Rotwein stand nicht auf der Einkaufsliste? Natürlich nicht. Braucht man doch nicht einkaufen, Rotwein hat man immer im Haus. Wenn der Rotwein fast verkocht ist, geben wir das Fleisch wieder in den Topf und den Inhalt beider Tomatendosen, wobei wir dieTomaten schön zermusen. Gehobene Kochbuchautoren verlangen, diese Tomaten durch ein Sieb zu treiben. Am Westerntag werden nur Viehherden getrieben, echte Kerle zerdrücken die Tomaten einfach mit den Fingern, geht am schnellsten.
Wenn jetzt noch Flüssigkeit im Topf fehlt (Fleisch sollte knapp bedeckt sein), bisschen Brühe angießen. Und jetzt wird gewürzt. Entweder soviel Chilipulver rankippen, wie man denkt, oder eben Cayennepfeffer, Oregano und Kreuzkümmel, gegebenenfalls Koriander. Und Salz und Pfeffer nicht vergessen!
Ab jetzt kann man das Chili allein lassen. Anderthalb, zwei Stunden lang sollte nichts weiter geschehen, als dass das Zeug bei kleinster Hitze vor sich hinblubbst und das Fleisch weich wird. So ungefähr eine halbe Stunde, bevor man das Zeugs auf den Tisch bringen will, kippt man noch die restlichen in Streifen geschnittenen Paprikaschoten dazu. Und die Bohnen, in drei Teufels Namen, aber bitte die Dinger unter fließend Wasser schön abbrausen, die Lorke, in der sie in der Büchse schwimmen, ist nicht so der Bringer. Nachsalzen wird dann nötig sein.
Wem das Chili jetzt noch zu suppig ist, der dreht die Hitze ein wenig rauf, nimmt den Deckel ab und kocht die Chose ein, bis sie pampiger ist als die Lebensabschnittsgefährtin, die Western nicht ausstehen kann. Nochmal abschmecken und auf den Tisch mit dem Chili-Topf.

Cayennepfeffer-Schote

Ein Wort zur Schärfe: Macht halblang. Das ist ein Chili, kein Belastungstest und keine Mutprobe. Nehmt soviel Zeugs, dass das ganze noch angenehm scharf ist, ohne richtig zu brennen. Kreuzkümmel und Oregano sollen deutlich vorschmecken, Koriander – wenn überhaupt – sich im Hintergrund halten. Für denjenigen, der richtig scharf essen will, kann man ja eine von dieses höllenscharfen Saucen oder ‘ne Chili-Mühle auf den Tisch stellen.
Ebenso wie ‘ne Schüssel mit geriebenen Käse. Passt gut zum Chili. Und ‘ne Schale mit kühlem Schmand, das gibt einen schönen Kontrast zur heißen Schärfe. Paar Scheiben Brot. Oder ‘n paar Tüten Nachos. Bier nicht vergessen. Dann passt’s schon. Mahlzeit, Partner.

Foto Chili Chris Kurbjuhn
Foto Cayennepfeffer-Schote by André Karwath aka Aka (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-2.5], via Wikimedia Commons

 

Männeressen: Grünkohl Teil 2 – mal anders

Grünkohl satt

Natürlich muss man nicht bis zum Biikebrennen warten, wenn man mal lecker Grünkohl essen und das ein oder andere Bier dazu trinken will. Während der winterlichen Saison kann man ihn so oft wie man will auf den Tisch bringen, und hartgesottene Naturen setzen sich auch im Hochsommer bei Temperaturen jenseits der 30 Grad vor eine Platte mit dampfendem Grünkohl und Geräuchertem. Da kann es schon vorkommen, dass man sich mal nach ein wenig Abwechslung sehnt. Wir stellen zwei Alternativen zur klassischen Grünkohlzubereitung vor: einmal schön-spanisch-scharf und einmal mit Riesling und Äpfeln.

Grünkohl Spanisch-Scharf
1 Kilo Tiefkühl-Grünkohl auftauen lassen (wer mag, kann natürlich frischen Grünkohl abbrausen, abstreifen, blanchieren, ausdrücken und kleinhacken, viel Spaß dabei!). Eine große Gemüsezwiebel, soviel Zehen Knoblauch wie möglich und so zwei, drei,vier gescheibelte Chorizo-Würste in reichlich Schweineschmalz angehen lassen, zwei, drei Esslöffel scharfes Paprika-Pulver dazu, kurz durchschwitzen lassen, den Grünkohl dazugeben, zwei große Tassen Bouillon angießen, salzen, pfeffern und ein knappes Stündchen dünsten. Währenddessen drei, vier rote Paprikaschoten schälen (vierteln, entkernen, unter den heißen Ofengrill schieben, bis sie schwarz werden. Unter einem feuchten Küchenhandtuch abkühlen, dann kann man die Schale relativ einfach abfieseln. Man kann sich den Scheiß auch sparen und die Dinger einfach kleinschneiden und in der Pfanne braten, bis sie weich sind.) und in Streifen oder Rauten schneiden. Unter den fertigen Grünkohl rühren. Perfektionisten bestreuen das Gericht noch mit gerösteten Pinienkernen, Deko-Schlammsäue wie ich sparen sich das, stellen noch ein paar Bratkartoffeln dazu und machen ein Bier auf. Passt gut zum scharfen Grünkohl.

Die andere Variante stammt von Fressack, der derzeit in der Mainlust in Schwanheim wirtet. Zwei, drei Zwiebeln und ebensoviele Äpfel kleinschneiden, ein ordentliches Stück Räucherspeck würfeln und das ganze Zeugs in reichlich Gänseschmalz angehen lassen. Aufgetauten (oder vorbereiteten frischen) Grünkohl dazugeben, mit einem großen Glas Riesling (vorher unbedingt rigoros auf Trinkbarkeit testen) ablöschen. Zur Geschmacksverbesserung noch die Schwarte vom Speck mit in den Topf tun, paar mehr Äpfelchen können auch nicht schaden, wagemutige Naturen greifen zur Kochbirne. Schmoren, bis der Kohl weich ist, mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken. Geht gut mit den üblichen Verdächtigen (Kassler, Mettwürste, Schweinebacke etc.), geht besonders gut mit gebratenen Gänse- oder Entenkeulen. Bier passt immer, aber Wein passt diesmal besser. Fressack trinkt dazu Apfelwein. Nuja.

Mahlzeit!

Foto: Siegfried Fries/pixelio.de

Männeressen: Grünkohl Teil 1 – traditionell

Solang man zwischen dem Fleisch, den Würsten und dem Speck noch ein bisschen Grünkohl sieht, ist alles in Ordnung.

Nächsten Montag wird in Nordfriesland Biikebrennen gefeiert. Das ist ein schöner Brauch, weil dazu Grünkohl gegessen wird. Wir mögen Grünkohl. Deshalb gibt’s heute die Gebrauchsanleitung für den klassischen Grünkohl. Für die Kerle, die etwas Abwechslung in ihrem Kohl haben wollen, liefern wir morgen ein paar Varianten nach.

So, du willst also ’n anständigen Grünkohl machen? Kein Problem. Am besten, du knackst dir erstmal ein Bier (Jever ist zum Grünkohl traditionell) und machst einen Plan. Zuerst müssen die wichtigen Fragen geklärt werden:

1. Frischen Grünkohl? Oder aus dem Glas? Oder doch den tiefgekühlten?
Frischer Grünkohl macht eine Schweinearbeit. Man muss diese sperrigen Riesenbeutel nach Hause tragen, das Zeugs abbrausen (Badewanne!), von den Rippen streifen, portionsweise blanchieren… da ist man ja schon vor dem eigentlichen Grünkohlkochen völlig fertig und muss erst mal ein Bier trinken… Können wir ja auch gleich machen, Prösterchen. Fakt ist: frischer Grünkohl hat dann einen Vorteil in Geschmack und Konsistenz, wenn man die zarteren, inneren Strünke des Grünkohl (Hab mal die Bezeichnung „Kohlherzen“ gelesen) verwendet und den Kohl nur eine kurze Zeit lang gart. Will man den traditionellen Grünkohl kochen, der ein paar Stunden mit Speck und Würsten geschmort und/oder auch noch aufgewärmt wird, kann man getrost den aus dem Glas oder den tiefgekühlten nehmen. Ein Unterschied ist dann beim besten Willen nicht zu schmecken. Ich nehm immer den tiefgekühlten, muss ich mich nicht so mit den festsitzenden Schraubverschlüssen plagen.

2. Pinkel? Was ist das und muss das sein?
Pinkel ist eine Spezialität in und um Bremen und Oldenburg herum und bezeichnet eine Grützwurst, die echt fies fettig sein kann. Deshalb mag ich die eigentlich ganz gerne. Außerdem gehört sie traditionell zu dem Traditionsgericht „Grünkohl mit Pinkel“. Dem Vernehmen nach soll es himmelweite Unterschiede zwischen den Pinkelwürsten der verschiedenen Metzgern in und um Bremen und Oldenburg herum geben, aber wer nicht in der Gegend wohnt, muss mit den Pinkelwürsten vorlieb nehmen, die er kriegen kann. Hauptsache fies fettig, sonst macht das ja keinen Sinn, die in den Grünkohl reinzutun. Man kann die Pinkelwurst auch weglassen, dann kocht man „Grünkohl mit Pinkel ohne Pinkel“. Geht auch.

3. Muss ich wirklich am Tag vorher mit dem Kochen anfangen und den ganzen Scheiß dann noch mal aufwärmen?
Eigentlich kann man den Grünkohl auch in einem Rutsch kochen und essen, kein Problem. Aber aufgewärmt schmeckt echt besser. Und weil man während des Grünkohlkochens Bier trinken MUSS (Grünkohl schmeckt echt besser, wenn der Koch beim Kochen ordentlich Bier trinkt), wäre man ja schön blöd, wenn man nicht am Tag vorher anfängt. Kann man mehr Bier trinken.

4. Muss das wirklich so fettig sein?
Ja, natürlich. Ist Männeressen. Wenn du lieber Salat mit Pinienkernen oder so ’n Scheiß isst, dann mach halt keinen Grünkohl.

So. Gut, dass das alles geklärt ist. Dann können wir ja einkaufen gehen, Bier ist alle. Und das Zeugs für den Grünkohl bringen wir gleich mit. Also mindestens ein Kasten Bier, besser zwei (zwei Kästen Bier sind immer besser als ein Kasten), ’ne Pulle schönen, klaren Schnaps für zwischendurch und hinterher, und so zwei, zweieinhalb Kilo Grünkohl (tiefgekühlt oder aus dem Glas), ein Beutel Zwiebeln, zwei Packungen Schweineschmalz, ein Stück geräuchertes Bauchfleisch, so ’n knappes Pfund, ein paar Scheiben Kasslernacken (Kasslerkotelett geht auch, ist aber leider nicht so fettig), ein paar geräucherte Mettwürste, die man kochen kann (Metzger fragen), ein paar Pinkelwürste (wenn man sie mag und kriegt) und so ’ne Handvoll Haferflocken, wenn zuhause keine rumliegen. Und die festkochenden Kartoffeln für die Bratkartoffeln nicht vergessen!

Einen Tag bevor die Gäste zum Grünkohlessen kommen, fangen wir mit dem Kochen an. Wir trinken erstmal ein Bier und entspannen. Grünkohl schmeckt besser, wenn der Koch entspannt ist. Dann hacken wir so fünf bis acht Zwiebeln (je nach Größe) schön fein, bringen einen großen Topf an den Start, lassen ein Paket Schweineschmalz (Gänseschmalz geht auch gut) zergehen und dünsten die Zwiebeln an. Sie sollen keine Farbe annehmen, aber schön zwieblig riechen, wenn sie warm werden. Wenn sie glasig sind, kippen wir den Grünkohl und ein bißchen Brühe (Wenn wir noch ’ne selbstgemachte Bouillon im Kühler haben, super, ansonsten Instant) dazu, und lassen den Kohl auftauen. Die Auftauzeit überbrücken wir mit dem nächsten Bier. Wenn wir Grünkohl aus dem Glas verwenden, muss der natürlich nicht auftauen. Das Bier trinken wir aber trotzdem.
Wenn der Grünkohl aufgetaut ist, legen wir die Mettwürste und das geräucherte Bauchfleisch dazu, salzen wenig (da kommt jede Menge salziges Zeugs in den Kohl), pfeffern großzügig und gießen soviel Brühe an, dass das ganze knapp bedeckt ist. Wenn wir Pinkelwürste verwenden, zweigen wir ein, zwei Stück ab, schlitzen die Pelle auf und drücken das innere in den Kohl. So sorgen wir für Würze und Fettigkeit.
Jetzt können wir den Kohl getrost sich selbst überlassen, wir stellen die Hitze auf niedrig (soll nicht kochen, mehr so sachte dünsten), nehmen uns noch ein Bier, setzen uns vor den Fernseher und gucken uns einen Film an, der zwischen anderthalb und zwei Stunden dauert. Wenn Fußball läuft, können wir auch Fußball gucken, kein Problem. Nach so zwei Stunden (oder wenn die Verlängerung anfängt) stellen wir den Grünkohl ab, fischen Bauchfleisch und Würste raus, packen die in den Kühlschrank und lassen den Kohltopf an einem kühlen Ort (Keller, Balkon) über Nacht stehen.

Am nächsten Tag bringen wir uns mit einem frischen Bier in Grünkohlstimmmung, kochen die Kartoffeln als Pellkartoffeln, schälen sie und schneiden sie in Scheiben. So ein, zwei Stunden, bevor die Gäste kommen, bringen wir den Grünkohl wieder auf Temperatur und legen den Kasslernacken und die Pinkelwürste rein. Wenn man noch reichlich Brühe im Topf hat, kann man ein, zwei Handvoll Haferflocken reingeben, das bindet den Kohl schön ab, aber ab dann muss man wirklich ständig rühren, weil der Kohl sonst fies anbrennt. Ganz am Schluss gibt man noch den in Scheiben geschnittenen Bauch und die Mettwürste dazu und lässt die nochmal warm werden. In der Pfanne nebenan brät man auf mittlerer Hitze die Kartoffeln (wenn man ganz traditionell diese norddeutschen süßen Bratkartoffeln essen will, stäubt man ordentlich Zucker drüber und lässt die Kartoffeln karamelisieren. Ist nicht so ganz mein Fall, ich mag das nicht, wenn die Bratkartoffeln nach Nachtisch schmecken.). Jetzt muss man nur noch den Kohl abschmecken, salzig genug sollte er sein, ordentlich Pfeffer schadet nie, aber am wichtigsten ist, dass er schön flutscht. Deshalb gegebenenfalls den Kohl noch mit ein paar Löffeln Schmalz aufbohren.
Und dann stellt man das ganze Zeugs auf den Tisch, am Besten noch das Bier und den Schnaps dazu, damit man nicht dauernd an den Kühlschrank laufen muss, und lässt sich’s gutgehen. Und der Koch hat sich jetzt endlich ein Bier verdient. Mahlzeit!

Foto: Chris Kurbjuhn