Männeressen: Moussaka aus Griechenland

Wir Männer sind ungeheuer einfallsreich. Wenn wir zum Griechen gehen, bestellen wir zu 99 Prozent entweder Grillplatte mit Tzatziki und Pommes oder Moussaka. Bauernsalat oderso gucken wir mal kurz an, wenn die Frau das bestellt, sieht interessant aus, ja. Gegen Grillplatte oder Moussaka ist ja auch nix zu sagen. Schmeckt. Und ist schön fettig und ungesund, zumindest das Moussaka-Rezept, das ich für euch hab. Diät war gestern, heute ist Olivenöl! weiterlesen…

Männeressen: Romfromage aus Dänemark

Romfromage aus Dänemark

„Mach doch mal lecker Nachtisch!“, hat man mir schon öfters gesagt, wenn’s um die Männeressen-Rubrik hier ging. „Ja, bei Gelegenheit“, hab ich dann immer geantwortet, aber die Gelegenheit war bisher nicht da. Weil ich bisher keinen wirklichen „Männer-Nachtisch“ gefunden hab. Aber ausgerechnet in Dänemark bin ich fündig geworden. Heute, zum letzten Gruppenspiel der deutschen Mannschaft gegen Dänemark, gibt’s Romfromage, dänische Rum-Creme, die wirklich reinhaut. weiterlesen…

Männeressen: Andijvie-Stamppot aus Holland

Ursprünglich wollte ich ja Frikandel machen, wenn Holland spielt, aber die Dinger werden ja frittiert, und ich hab keine Fritteuse. Und für ohne Fritteuse frittieren bin ich zu blöd. Aber dann fiel mir so eine Kochsendung bei Biolek ein, wo dieser holländische Stehgeiger (Nee, Arjen war’s nicht) Andijvie-Stamppot gemacht und immer gerufen hat, dass da ordentlich Fett dran muss. Passt, dachte ich, Fett ist unser Geschmacksträger Nummer 1, wir sagen Ja zu deutschem Fett. Schönes Männeressen. weiterlesen…

Männeressen: Francesinha aus Portugal

Die Francesinha mit Pommes FritesUnd hier kommt schon die nächste Spezialität aus unserer Turnierküche: heute geht’s gegen Portugal, und da musste ich mich erst mal schlau machen, was der Portugiese imbissmäßig so an den Start bringt. Die meisten portugiesischen Gerichte, die ich kannte, hatten sich als spanische Spezialitäten erwiesen, und so musste ich Fa. Google befragen, die relativ bald die „Francesinha“ ausspuckte, eine Art Toast ein reichhaltiges Sandwich die Mutter aller überbackenen Sandwichs. Als ich das Rezept zum ersten Mal las, dachte ich, dass sich da jemand einen Scherz mit mir erlaubt. Aber nein, die Portugiesen essen das wirklich… weiterlesen…

Männeressen: Bigos aus Polen

Hiermit erkläre ich die Turnierküche für eröffnet. Zur Fußballeuropameisterschaft wollen wir euch typische Männergerichte aus einigen der teilnehmenden Länder vorstellen. Selbstredend werden wir Spezialitäten kochen, mit denen sich die Gegner der deutschen Mannschaft stärken (Morgen servieren wir ein ganz außergewöhnlichesSandwich aus Portugal), und natürlich werden wir euch die Männerküche der gastgebenden Nationen vorstellen. Wir fangen in Polen an.  Mit Bigos. weiterlesen…

Männeressen: Perfekte Bratkartoffeln

Bratkartoffeln

Ich kenn keinen Kerl, der nicht gern Bratkartoffeln isst. Ich selber mach da keine Ausnahme, meine stereotypen Beilagenänderungswünsche haben mich zum Schrecken der Berliner Gastronomie gemacht: „Kann ich das statt mit Salzkartoffeln/Salat/Schlagsahne mit Bratkartoffeln haben?“ Ist ja auch keine Schande. Anständig gemachte Bratkartoffeln schmecken gut, machen satt und geben ordentlich Tinte auf den Füller. Und es ist gar nicht schwer, richtig gute Bratkartoffeln selber zu machen. Im Prinzip braucht man dazu – außer gescheiten Kartoffeln – nur zwei Dinge: ’ne halbe Stunde Zeit und eine Eisenpfanne. weiterlesen…

Männeressen: Full Irish Breakfast

Es gibt einige Dinge, die aus der Mode gekommen sind, z.B. Politiker mit Würde und Anstand, gepflegte Film-Prügeleien und das Full Irish Breakfast1, eine üppige Morgenmahlzeit, die klassischerweise aus Spiegeleiern, Speck, Würstchen, Tomaten, Pilzen, Baked Beans und Black and White Pudding2 besteht. Unverständlicherweise denken viele Menschen, dieses Frühstück sei zu schwer, zu fett und aufwändig zuzubereiten.
Das stimmt nicht. Die Zubereitung des Full Irish Breakfasts ist unaufwändig und einfach. weiterlesen…

  1. Ebenso wie das Full English Breakfast, das sich vom Irish gar nicht so sehr unterscheidet. In England verzichtet man meist auf Black und White Pudding, legt aber gelegentlich einen gegrillten Hering dazu. Gewöhnungsbedürftig.
  2. Black Pudding ist Blutwurst. White Pudding ist Blutwurst ohne Blut. Ist ganz logisch, wenn man einen Moment drüber nachdenkt.

Wo Mann gewesen sein muss: An den Feuern von Bockenem

Erstmal 'nen Kaffee, Western-Style

»Wir sind hier alle per du. Ich bin der Carsten, hier hast ’n Kaffee.« Mit diesen Worten drückt mir Carsten Bothe einen Blechbecher heißen Kaffee Western-Style in die Hand. Ich nehme einen Schluck. Der Kaffee ist gut, sehr gut, meine Lebensgeister erwachen, ich schaue mich um. Ich stehe in Carstens Garten in Bockenem, und so einen Garten hat wirklich nicht jeder: drei offene Feuerstellen, ein paar gemauerte Grillkamine, ein Holzbackofen und ein riesiger Barbecue-Smoker bestimmen das Bild und signalisieren: hier wird am offenen Feuer gekocht, gegrillt und geschmurgelt. Deswegen bin ich hier. Carsten Bothe veranstaltet Lagerfeuer-Kochkurse. »So, und jetzt machst du dir erstmal Frühstück!« Carsten drückt mir eine schwere Eisenpfanne in die Hand, in der schon ein paar Speckstreifen liegen. Ein paar Eier drückt er mir in die andere Hand und zeigt mir, wo der Teig für die Sauerteigpfannkuchen steht. Dann suche ich mir einen freien Pfannenknecht am Feuer und lege los.

Lecker Frühstück

Den Speck vorsichtig erhitzen, damit er kross, aber nicht schwarz wird. Gar nicht so einfach, am offenen Feuer. Das hat keinen Drehschalter zum Feinjustieren der Temperatur, da muss man eben die Pfanne vom Feuer nehmen, wenn‘s zu heiß zu werden droht. Lagerfeuer ist doch ganz was anderes als so‘n Herd. Gottseidank bin ich nicht der einzige, der sich leicht bekloppt anstellt. An die dreißig Männer und Frauen sind nach Bockenem gekommen und schlagen jetzt Eier ins zischende Speckfett, braten leckere Sauerteigpfannkuchen und bedienen sich aus einem Dutch Oven, in dem Carsten Baked Beans vorbereitet hat. Schließlich hab ich auch mein Frühstück zusammengezittert. Die erste Proteinbombe des Tages schlägt ein, holla die Waldfee.

Asado-Kreuze im Einsatz

Dermaßen gestärkt können wir uns jetzt an die Zubereitung des Abendessens machen. Nein, keine Sorge, in Bockenem sind die Tage nicht kürzer als anderswo, aber als Höhepunkt und Tagesabschluss sind ein Lamm und ein Spanferkel vorgesehen, die am Asado-Kreuz gegrillt werden sollen. Und dieses Asado-Grillen, so erklärt uns Carsten, geht nur bei niedriger Hitze. Da musst du die Hand zwischen Fleisch und Feuer legen und gemütlich bis drei zählen können, bevor es dir zu heiß wird. Bei dieser Temperatur braucht ein Spanferkelchen fünf bis sechs, ein Lamm sieben bis acht Stunden, bis es gar, saftig und knusprig ist.

Nicht zu nah ans Feuer (Foto: C. Bothe)

Grilleinladungen in Deutschland unterscheiden sich sehr von einem Asado. Hierzulande will man möglichst sofort einen Teller mit Kartoffelsalat und verbrannten Würstchen in der Hand halten, in Südamerika kommt niemand hungrig zum Asado, weil alle wissen, dass es Stunden dauert, bis das Essen fertig ist.  Also ist „nach dem Frühstück“ genau die richtige Zeit, um mit den Vorbereitungen zu beginnen. Und wenn man Carsten und seinen Helfern zuschaut, wie sie Lamm und Spanferkel an die Kreuze binden, wie sie mit wenigen, geschickten Handgriffen das Grillgut fixieren und würzen, merkt man, dass hier Profis am Werk sind, die mit Freude und Spaß am Leben in der Natur ihr umfangreiches Wissen weitergeben.
So, die Asado-Kreuze stehen am Feuer und können für die nächsten Stunden sich selbst überlassen werden. Nur hin und wieder wird Carsten nachschauen, ob es dem Lamm oder dem Ferkel nicht zu heiß wird. Auch hier ist nichts von der Hektik der Gelegenheitsgriller zu merken, die alle 30 Sekunden die Würstchen umdrehen und mit Bier um sich spritzen, als wären sie eine außer Kontrolle geratene Sprinkler-Anlage.

Nur bestes, schön marmoriertes Fleisch kommt ins Feuer

Bier landet beim Lagerfeuerkochkurs grundsätzlich im Koch und nicht in der Glut, wo es auch nicht hingehört. In die Glut gehören ganz andere Dinge, das lernen wir in der nächsten Abteilung, denn nach dem langsamen Niedertemperatur-Grillen mit dem Asado-Kreuz ist jetzt Highspeed-Kontakt-garen angesagt: Steaks, Forellen und Gemüse direkt auf der Glut des Lagerfeuers gegart.
„Kann ja gar nicht klappen, muss ja verbrennen“, murmele ich kopfschüttelnd vor mich hin, aber Carsten schneidet ein schönes Entrecote ungefähr daumendick ab und legt es direkt auf einen glühenden Holzscheit. Nach zwei, drei Minuten dreht er das Fleisch um, und ich staune: Da hängt nix, das Fleisch löst sich problemlos von der Glut, und als ich das fertige Steak probieren kann, bin ich begeistert: zartes Fleisch, intensives Raucharoma, so muss ein Steak schmecken.

Aubergine, direkt aus dem Feuer

Und das direkte Grillen funktioniert nicht nur mit Gemüse, sondern sogar mit  zartem Forellenfleisch. Direkt auf dem glühenden Holz mit der Rückenflosse zur Mitte des Feuers zeigend gegrillt, braucht das Fischchen acht bis zehn Minuten, dann ist es außen durch, innen noch glasig und hat eine perfekte Konsistenz.
Eine Aubergine, auf gleiche Weise zubereitet, entwickelt ein tolles Aroma, wie ich es bisher von diesen merkwürdigen Eierfrüchten nicht kannte, denen man normalerweise mit ordentlich Olivenöl und Gewürzen geschmacklich auf die Hufe helfen muss. Hier nimmt einem das Feuer die Arbeit ab und sorgt für eine wirklich einmalig cremige Textur.

Lachs auf der Planke

Und jetzt kommt ein absolutes Highlight des Lagerfeuerkochkurses: Carsten lässt einen Lachs über die Planke gehen. Eine halbe Lachsseite wird mit Salz, Pfeffer und Wacholder (Lachs und Wacholder: brillante Idee) eingerieben, locker auf ein Brett genagelt und senkrecht ans Feuer gestellt. Ich mag Lachs. Ich mag Lachs sehr. Ich bleibe neben dem Feuer stehen, bis der Lachs fertig ist, so nach zwanzig Minuten, damit ich als erster probieren kann: der Hammer!
Ich beginne, darüber nachzusinnen, wie ich in meiner Berliner Drei-Zimmer-Wohnung, die weder über Balkon noch Garten verfügt, eine offene Feuerstelle realisieren kann. Auf den ersten Blick scheint’s unmöglich, aber da muss sich doch was machen lassen…

Alles in Handarbeit, auch die Bratwurst

Leider habe ich keine Zeit, dieses Thema gedanklich zu vertiefen, denn es ist Zeit für die nächste Attraktionen: Carsten will mit uns Bratwurst machen. Nee, nicht so wie immer, Folie auf, Bratwurst raus und rauf auf den Grill, sondern Bratwurst selber machen: Bauchfleisch wolfen, Gewürze abwiegen, kneten und das ganze dann sen-si-bel in den gewässerten Darm verfrachten, das ist absolut nix für Grobmotoriker, so ein Darm ist hastewaskannste gerissen, wenn du nicht ganz locker vorgehst. Ist aber schon irgendwie hinzukriegen, und dann landet die ganze Pracht auf dem Schwenkgrill: frisch, grob und ungebrüht, und so wird aus der bescheidenen Allerwelts-Bratwurst eine ganz, ganz große Delikatesse.

Ganz großes Bratwurst-Tennis

Und da haben wir ja noch die Rippchen, an denen das Bauchfleisch hing. Lagerfeuer, Grill, Rippchen, war da nicht was? Natürlich, Spareribs!

Die Rippchen fallen vom Knochen...

Jetzt verrät uns Carsten das Rezept für die besten Spareribs der Welt: Barbecue Smoker auf 80/90 Grad bringen,  Spareribs würzen und 3 Stunden smoken, gelegentlich wenden. Dann die Rippen-Reihen mit wenig Flüssigkeit in Alufolie wickeln und weitere 2 Stunden smoken, und schließlich die Hitze raufdrehen, die Spareribs mit was bestreichen, das karamelisieren kann und karamelisieren lassen. Die Teile waren in Windeseile weg: Weltklasse.
PotijeUnd während die Rippchen langsam, ganz langsam weich werden, sind wir ja nicht faul. Wir setzen einen Potije aufs Feuer, das ist ein südafrikanischer Dutch Oven auf Stelzen, und kochen ein leckeres Hühnercurry, wir backen Flammkuchen, Sauerteigbrot und Pflaumenkuchen im Holzbackofen, und bringen jede Menge Original-Dutch-Ovens an den Start:

Selbstgebackenes Brot, kurz bevor es in den Ofen eingeschossen wird

mit Krustenbraten, mit Kartoffelgratin, mit einem absolut überirdischen Nachtisch naamens „Cobbler“… Irgendwann macht Carstens Frau die Runde mit einer dringend benötigten  Verdaungshilfe, die lautstark und begeistert begrüßt wird, denn wir sind ja noch lange nicht fertig, denn jetzt wird es langsam Zeit für unsere Asado-Spezialitäten.
Carsten nimmt noch einmal das Fleisch-Thermometer zur Hand und misst die Kerntemperatur des Lämmchens: genau richtig, es kann losgehen. Jetzt muss es schnell gehen, denn Lammfleisch soll heiß auf den Teller, jetzt arbeiten viele Hände gleichzeitig und zerlegen das Lamm, und bald hat jeder eine üppige Portion auf dem Teller, kaut andächtig und denkt: „Ja, viel besser geht Lamm nicht.“ Nur großzügig mit grobem Salz eingerieben, acht Stunden bei milder Hitze am offenen Feuer gegrillt…

Jetzt muss es schnell gehen, damit das Lammfleisch heiss auf die Teller kommt

Ich kann mich nicht erinnern, jemals ein besseres Lamm gegessen zu haben. Und da ist keiner, der nicht mindestens einmal nachnimmt.
So langsam wird’s ein bisschen diesig in  Bockenem, die Abenddämmerung bringt einen heftigen Regenguss mit, sodass wir das Spanferkel, das noch am Feuer steht, kurz abdecken müssen. Lagerfeuerkochen ist eine Outdoor-Veranstaltung ohne Plan B, wenn’s regnet, regnet’s. Und dass es noch ein bisschen dauert, bis wir das Spanferkel zum Aufknuspern der Haut übers Feuer halten, nimmt keiner krumm.  Wir stehen seit acht Stunden an den Feuern von Bockenem, Zeit für ein Bier, Zeit, den Tag noch mal Revue passieren zu lassen. Unheimlich viel übers Outdoor-Kochen gelernt, und wie man für richtig viele Leute kochen kann. Unheimlich viel Spaß gehabt, unheimlich nette Leute kennengelernt. Und unheimlich viel gegessen. Aber das Spanferkel geht noch… Und hatte Carsten nicht noch so’n Stück Schweinebraten in den Smoker gelegt? Das soll unglaublich lecker sein, hat er gesagt…
Appetit bekommen? Selber mal an den Feuern von Bockenem stehen wollen? Kein Problem! Carsten Bothe bietet auch im nächsten Jahr seine Lagerfeuerkochkurse an. Hier gibt’s nähere Infos und die Möglichkeit zur Vorbestellung.

Fotos: Chris Kurbjuhn (wenn nicht anders angegeben)

Dieser Artikel ist Teil einer Serie über Top-Männer-Locations in Deutschland, also Orte, die ein Mann mindestens einmal im Leben besucht haben sollte. Für Vorschläge, welche Orte wir vorstellen sollen, sind wir jederzeit dankbar, ob in den Kommentaren oder per Mail. Bisher erschienen: Bobbahn Altenberg, Westfalenstadion Deutschland

 

 

 

Männeressen: Baked Beans

Seit ein paar Wochen haben wir hier im Blog jetzt den „Outdoor“-Themenschwerpunkt, aber draußen gekocht haben wir noch so gut wie gar nicht. Okay, wir haben den Dutch Oven vorgestellt, aber was man mit so einem Teil anfangen kann, haben wir noch nicht gesagt. Das soll sich ändern!
Woran denkt man beim Thema Outdoor-Küche, Kochen am Lagerfeuer, schwerer, gußeiserner Topf? Natürlich: Bohnen. Die klassische Cowboy-Mahlzeit, abends am Lagerfeuer zubereitet (bzw. aufgewärmt, aufgewärmte Bohnen schmecken sowieso viel besser), da hat man plötzlich Szenen aus klassischen Western vor dem geistigen Auge …

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Video-Link: http://youtu.be/MDVrmSEZEKg

… und denkt sich, ja, das will ich jetzt auch haben. Kein Problem, wir verraten euch ein klassisches Baked-Beans-Rezept. „Wie jetzt? Baked-Beans-Rezept? Ist doch ganz einfach: Büchse auf, Inhalt heiß gemacht, fertig! Wozu brauch ich da ein Rezept?“, fragt jetzt vielleicht wer. Im Prinzip hat er ja recht, man kann diese Büchsen-Bohnen durchaus essen, aber… offen gesprochen: Wer unsere selbstgemachten Baked Beans probiert hat, rührt das Dosenzeugs nur noch im äußersten Notfall an. Und viel Arbeit macht’s auch nicht, es dauert nur seine Zeit.

Wir brauchen: 1 Packung (500g) getrocknete weiße Bohnen, 1 kleine Dose Tomaten , scharfen Senf, paar Löffel braunen Rohrzucker1,  1 Zwiebel, 2 Lorbeerblätter, paar Gewürznelken, gut ein Pfund durchwachsenen, geräucherten Speck am Stück mit Schwarte2, Cayennepfeffer, Salz und einen ordentlichen Schluck Whisky.
Alle Baked-Beans-Rezepte fangen damit an, dass man die Bohnen über Nacht einweichen soll. Ich halte das für übertrieben. Wenn man die kleinen Bohnenkerne von einer gängigen Marke kauft, dann sind die uneingeweicht nach anderthalb Stunden gar, eingeweicht brauchen Sie eine knappe Stunde. Wer die halbe Stunde sparen will oder muss, der weicht ein. Die anderen geben die Bohnen in so zwei, zweieinhalb Liter Wasser und kochen die in anderthalb Stunden schön weich. Achtung: nicht zu heftig kochen, sonst platzen die Schalen. Mehr so lentamente köcheln lassen, das passt schon.
Inzwischen zermust man die Dosentomaten mit ihrem Saft und gibt Senf und braunen Zucker (gegebenenfalls den Sirup) dazu und schmeckt mit Salz und Cayennepfeffer ab. Schön scharf ist nicht verkehrt.
Die Zwiebel wird geschält und mit dem Lorbeer und den Nelkennägeln gespickt. Die Schwarte schneidet man vom Speck ab und legt sie auf den Boden eines Dutch Oven oder eben eines möglichst schweren Topfs mit dicht schließendem Deckel. Jetzt gibt man die Zucker-Tomatenpampe und die Bohnen mit ihrem Kochwasser (sollte noch so zwei, drei Finger breit über den Bohnen stehen) in den Topf, drückt Zwiebel und Speck hinein, salzt eventuell (Vorsicht, der Speck gibt ordentlich Salz ab!), macht den Deckel dicht und gibt das ganze für drei Stunden in den Ofen, der so auf 130 bis 150 Grad (Gas 2, Umluft weiß ich nicht, hab keine Umluft). Wenn der Deckel wirklich dicht schließt, kann man jetzt die Bohnen Bohnen sein lassen und sich „Spiel mir das Lied vom Tod“ angucken, der hat die richtige Länge. Wenn der Deckel nicht richtig schließt, sollte man alle halbe Stunde die DVD anhalten und nachgucken, ob noch genug Flüssigkeit im Topf ist, dass die Bohnen nicht anbrennen. Wenn Claudia Cardinale schließlich den Eisenbahn-Arbeitern das Wasser bringt und die Kamera zum „größten Jubelschuss der Filmgeschichte“ (Joe Hembus) zurückfährt, nehmen wir die Bohnen aus dem Ofen. Speckschwarte, Speck und die gespickte Zwiebel nehmen wir erst mal aus dem Topf. Das ganze sollte noch recht suppig sein, denn jetzt wird das ganze noch mal eine halbe Stunde lang eingekocht. Vielleicht geben wir noch etwas Salz dazu? Oder etwas braunen Zucker? Ich geb immer einen ordentlichen Schuss Whisky3 rein, aber das ist nicht jedermann’s Sache, der Whisky schmeckt deutlich vor. Während das Zeugs einkocht, schneiden wir den Speck in mundgerechte Scheibchen und geben ihn am Schluß zum Aufwärmen nochmal in den Topf. Und dann langen wir zu.

Lecker Bohnen

Wenn man die Baked Beans  als Beilage z.B. für ein Englisches Frühstück oder zum Grillen macht, kann man die Speckmenge reduzieren. Und beim Frühstück (oder wenn die Kurzen mitessen) will man vielleicht nicht den vollen Whiskygeschmack haben, dann lässt man den eben weg.

Und natürlich kann man das ganze auch draußen kochen, dann macht man Bean Hole Beans. Dazu gräbt man ein Loch in die Erde4, stabilisiert die Wände mit ein paar Steinen und macht ein Feuerchen, dass man bis zur Glut runterbrennen lässt. Auf dem Feuer kann man die Bohnen weichkochen, das kann man aber auch vorher auf dem Herd erledigen. Wenn das Feuer nur noch glüht und nicht mehr brennt, gibt man die Tomaten, Gewürze und den Speck dazu, macht den Deckel zu und versenkt den Topf im Beanhole, legt ein olles Kuchenblech drüber und schaufelt das Loch zu. Wichtig ist, dass alles luftdicht verschlossen ist, wenn die Glut noch Sauerstoff bekommt, wird’s zu heiß im Beanhole und man hat am Ende Asche statt Bohnen im Topf. Über Nacht bleiben die Bohnen im Loch, am nächsten morgen kann man sie ausgraben. In diesem Video kann man sich die Vorgehensweise angucken.

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Video-Link: http://youtu.be/nAbzuN6kbdw

Mahlzeit!

Das war’s aber noch nicht mit Outdoor-Cooking. Ihr könnt euch noch auf eine große Reportage von einem Lagerfeuerkochkurs freuen. Demnächst hier, bei „Männer unter sich“. 

  1. Wer die klassischen „Boston Baked Beans“ machen will, braucht noch irgendeinen Zuckerrübensirup. Ganz original wäre es mit Rohrzucker-Molasse, doch die ist hier praktisch nicht zu kriegen. Ahornsirup geht auch.
  2. Tut euch einen Gefallen und kauft nicht das billige, abgepackte Zeugs aus dem Supermarkt. Wenn’s geht, holt bei einem richtigen Fleischer ein anständig hergestelltes Stück Speck, der Unterschied ist riesengroß.
  3. Vorher hab ich natürlich mehrfach probiert, ob der Whisky noch gut ist.
  4. Wenn’s nicht im eigenen Garten ist, sollte man vorher um Erlaubnis fragen.

Mein erstes Mal: Single Malt

Das wärmt...

Im Nassrasurforum las ich, dass es tatsächlich Männer gibt, die Whisky äußerlich anwenden und als Aftershave benutzen. Na, prima. Dann muss ich gleich vorausschicken, dass ich diesen Leuten keine neuen Erkenntnisse liefern kann, weder in Bezug auf die richtige Handhabe noch die Auswahl einer hauttypischen Whiskysorte. Nach wie vor ziehe ich die Einnahme dieses besonderen Getränkes der Einreibung vor, die ich ehrlicherweise bislang nie probiert habe. Vielleicht gelingt es mir aber mit meinem Beitrag, diesen extravaganten Anwendern das Gespür für die ursprüngliche Bestimmung von Whisky neu zu vermitteln:

Wenn ich das Thema „Whisky“ andenke, so fällt mir als erstes mein langer Weg bis zu der Erkenntnis ein, wie facettenreich dieses hochprozentige Getränk ist. Doch nicht allein der Geschmacksreichtum zeichnet seinen besonderen Genuss aus, die Atmosphäre, die sich beim Trinken hinzugesellt, rundet das Erlebnis wahrlich ab. Ich spreche jetzt nicht von den Käpt´n Böff Böff´s und ähnlichen Marken, die bei namhaften Discountern für wenig Geld zu erstehen sind. Die Allerweltsmarken, deren letzte Geschmacksfeinheiten mit Eis oder Cola gnadenlos neutralisiert werden, sollen ebenso wenig das Thema sein, nein, sondern ich spreche von dem richtigen schottischen Single-Malt-Whisky, in den viel Erfahrung, Geduld und Fertigkeit investiert worden sind, um ihn als echte Ableitung der ursprünglich gälischen Bezeichnung „uisge beatha“, als „Lebenswasser“ zu einem Trinkgenuss werden zu lassen.

Wie gesagt, bedurfte dieses Ziel für mich eines langen Weges, der vor ca. 30 Jahren wohl mit dem Probieren eines Dimple begann. „Whisky kratzt“, war die einzige Erkenntnis, die sich daraufhin fast dogmatisch bei mir festklammerte und jeglichen weiteren Versuch bereits im Keim erstickte. Dieses Dogma hätte wahrscheinlich auch für den Rest meines Lebens bestand gehabt, wenn mich nicht glücklicherweise eines schönen Spätnachmittags im Jahre 2008 mein ehemaliger Nachbar zu einem Fischessen eingeladen hätte. Gemeinsam mit seiner Frau liebten sie Reisen in das Ursprungsland des Whiskys. Aus dieser Liebe erwuchs der Trinkgenuss ebenso wie die Idee, selbst einen Handel aufzubauen, der sich damals noch auf wenige Marken beschränkte, zwischenzeitlich aber auf ein Repertoire von über 200 verschiedenen Sorten sowie allerlei passender Nebenprodukte zurückgreifen kann.

Brennkessel in einer schottischen Destillerie

Zunächst wehrte ich das Angebot meines Nachbarn mit der gewohnt stereotypen Bemerkung über das Kratzen ab, ließ mich aber schließlich ob seiner Beharrlichkeit dann doch hinreißen, einen 10 Jahre alten fruchtigen Talisker zu probieren. Binnen Sekunden löste sich das Dogma in Wohlgefallen auf. Endgültig überzeugte mich schließlich die Teilnahme an einem Whiskytasting. Gänzlich zu meinem Erstaunen fand ich „meinen Whisky“, einen 16 Jahre alten Lagavulin, dessen torfig rauchige Note mich bis heute stets aufs Neue fasziniert. Und das, obwohl ich zeitlebens ein überzeugter Nichtraucher war und bin.

Bereits beim Öffnen der Flasche entsteigt der zarte rauchige Duft, die erste Stufe des Genusses, den ich tief einatme. Der dunkle Bernstein seines Körpers im Tumbler, Ergebnis ruhig verweilender Nachreife in alten Sherry-Fässern, schmeichelt den Augen. Bedächtig schwenkend geht die Erhöhung seiner Temperatur mit der Steigerung der Intensität des Rauches einher. Der erste Schluck: Langsam schwappt die leicht ölige Flüssigkeit über die Zunge, noch ein wenig brennend beim ersten Mal bereitet sie die Geschmacksnerven auf die komplexe Geschmacksstruktur aus Karamell, Jod und Meeresbrise vor, die von einem langen rauchigen Abgang gekrönt wird, der durch ein langsames Ausatmen nach dem Schlucken nochmals nachklingt. Ein wohliges Gefühl breitet sich im Körper aus, Ruhe, Gemütlichkeit. Kann es einen größeren Genuss geben?

Ich bezweifle, dass mir die Einreibung meines Gesichtes und Halses mit Whisky die gleichen Erlebnisse bescheren würde und werde daher auch zukünftig bei der gewohnten Genussmethode bleiben. Es wäre schade, wenn den äußerlichen Anwendern ebenso wie ehemals mir der wahre Genuss so lange oder weiterhin verwehrt bliebe.

Thomas Fischer ist freier Versicherungsmakler und entdeckte im letzten Jahr auf Empfehlung seiner Frau die Freude am Schreiben. Ursprünglich am Niederrhein geboren, verschlug es ihn der Liebe wegen in die kleinste Sprachinsel der Welt, ins Saterland. Er ist seit 33 Jahren begeisterter Flugmodellbauer.

Foto Talisker: Carsten Przygoda  / pixelio.de
Foto Brennkessel: jens_jennsen  / pixelio.de