Männer-Essen: Texas Chili

Texas Chili

Sonntag ist Western-Tag auf 3sat – Western-Filme rund um die Uhr, auf keinen Fall um 18 Uhr „40 Wagen westwärts verpassen! – da machen wir ein schönes Texas-Chili. Und weil es Quatsch ist, eine kleine Portion Chili zu kochen (macht genausoviel Arbeit wie eine große), machen wir gleich einen großen Topf und laden ein paar Freunde ein. Wenn wir keine Freunde haben, weil wir so gut schießen können, das wir keine brauchen, frieren wir den Rest eben ein.
Vorher gehen wir den Grocery Store ausrauben einkaufen. Wir besorgen erstmal ordentlich Bier, denn Bier gehört zum Chili wie die Patrone zum Revolver. Neben dem Bierkasten quetschen wir noch folgendes in den Einkaufswagen: 1 kg Rindfleisch zum Schmoren, am besten von der Wade, 1 kg Gehacktes vom Rind, 1 Beutel Zwiebeln. 1 Knolle Knoblauch, 2 große Dosen Tomaten und 6 Paprikaschoten. An Gewürzen brauchen wir entweder reichlich Chilipulver oder Cayennepfeffer (ersatzweise getrocknete Chilischoten), Kreuzkümmel, Oregano und – wer‘s mag – Koriandersamen oder -pulver, NICHT den frischen, grünen Koriander. Der passt zum Chili wie ein rosa Wattebäuschchen zur Schusswunde. Tomatenmark packen wir noch ein, falls keins mehr in der Küche ist.
Das war‘s auch schon. Wir können zur Kasse gehen. Irgendwelche Schlaumeier rufen jetzt natürlich: „Ihr habt die Bohnen vergessen!“ Haben wir aber nicht. Wir machen Texas Chili, da kommen keine Bohnen rein. Aber wir wollen nicht kleinlich sein: Wenn wer unbedingt Bohnen in sein Chili haben möchte, packt er eben noch ein paar Büchsen rote Kidneybohnen in den Einkaufswagen, kein Problem.
Zuhause stellen wir erstmal das Bier kalt, und wenn das endlich auf Trinktemperatur ist, dann kochen wir das Chili. Dafür bringen wir einen Schmortopf an den Start und auf mittlere Hitze, schneiden das Rindfleisch in Würfel, geben ein bißchen Öl in den Topf und braten die Fleischwürfel rundrum an. Dabei lassen wir uns Zeit, so eine halbe Bierlänge, und wir achten drauf, dass die Würfel nebeneinander im Topf liegen. Wenn‘s zuviele sind, muss man sie eben portionsweise anbraten. Kein Problem, hat man mehr Zeit sein Bier zu trinken, die Zwiebeln in Ringe, ein zwei Paprikaschoten (natürlich entkernt) in Streifen und den Knoblauch in Scheiben zu schneiden. Wenn das Schmorfleisch angebraten ist, stellen wir‘s beiseite und braten das Hack an, bis es braun und krümelig ist. Auch das kommt nach beiseite, denn jetzt dünsten wir auf niedriger Hitze Knoblauch und Zwiebeln an, bis sie weich werden. Dann geben wir ein paar Zentimeter Tomatenmark zu, rühren im Topf rum, bis das Tomatenmark anfängt, angenehm zu riechen, dann löschen wir mit einem großen Glas Rotwein ab und lassen fast vollständig einkochen.
Wie? Rotwein stand nicht auf der Einkaufsliste? Natürlich nicht. Braucht man doch nicht einkaufen, Rotwein hat man immer im Haus. Wenn der Rotwein fast verkocht ist, geben wir das Fleisch wieder in den Topf und den Inhalt beider Tomatendosen, wobei wir dieTomaten schön zermusen. Gehobene Kochbuchautoren verlangen, diese Tomaten durch ein Sieb zu treiben. Am Westerntag werden nur Viehherden getrieben, echte Kerle zerdrücken die Tomaten einfach mit den Fingern, geht am schnellsten.
Wenn jetzt noch Flüssigkeit im Topf fehlt (Fleisch sollte knapp bedeckt sein), bisschen Brühe angießen. Und jetzt wird gewürzt. Entweder soviel Chilipulver rankippen, wie man denkt, oder eben Cayennepfeffer, Oregano und Kreuzkümmel, gegebenenfalls Koriander. Und Salz und Pfeffer nicht vergessen!
Ab jetzt kann man das Chili allein lassen. Anderthalb, zwei Stunden lang sollte nichts weiter geschehen, als dass das Zeug bei kleinster Hitze vor sich hinblubbst und das Fleisch weich wird. So ungefähr eine halbe Stunde, bevor man das Zeugs auf den Tisch bringen will, kippt man noch die restlichen in Streifen geschnittenen Paprikaschoten dazu. Und die Bohnen, in drei Teufels Namen, aber bitte die Dinger unter fließend Wasser schön abbrausen, die Lorke, in der sie in der Büchse schwimmen, ist nicht so der Bringer. Nachsalzen wird dann nötig sein.
Wem das Chili jetzt noch zu suppig ist, der dreht die Hitze ein wenig rauf, nimmt den Deckel ab und kocht die Chose ein, bis sie pampiger ist als die Lebensabschnittsgefährtin, die Western nicht ausstehen kann. Nochmal abschmecken und auf den Tisch mit dem Chili-Topf.

Cayennepfeffer-Schote

Ein Wort zur Schärfe: Macht halblang. Das ist ein Chili, kein Belastungstest und keine Mutprobe. Nehmt soviel Zeugs, dass das ganze noch angenehm scharf ist, ohne richtig zu brennen. Kreuzkümmel und Oregano sollen deutlich vorschmecken, Koriander – wenn überhaupt – sich im Hintergrund halten. Für denjenigen, der richtig scharf essen will, kann man ja eine von dieses höllenscharfen Saucen oder ‘ne Chili-Mühle auf den Tisch stellen.
Ebenso wie ‘ne Schüssel mit geriebenen Käse. Passt gut zum Chili. Und ‘ne Schale mit kühlem Schmand, das gibt einen schönen Kontrast zur heißen Schärfe. Paar Scheiben Brot. Oder ‘n paar Tüten Nachos. Bier nicht vergessen. Dann passt’s schon. Mahlzeit, Partner.

Foto Chili Chris Kurbjuhn
Foto Cayennepfeffer-Schote by André Karwath aka Aka (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-2.5], via Wikimedia Commons