[Tipp der Woche] Unglücksrabe sein ist eine Kunst – „Rickerl – Musik is höchstens a Hobby“ im Kino

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Video-Link: https://youtu.be/AJXSZkIIIdQ?si=HPYlK0C_QGkZ0mPu

Warnung! Wer mit östereichischer Liedermacherei und dieser speziellen, defaitistischen Wiener Sicht auf die Dinge nichts anfangen kann, der mache bitte einen großen Bogen um die Kinos, in denen „Rickerl – Musik ist höchstens a Hobby“ läuft. Wer mit diesem Lebensgefühl hingegen etwas anfangen kann und vielleicht schon den einen oder anderen Austropop-Song in der Playlist hat, dem sei der „Rickerl“ ans Herz gelegt. Der Rickerl (kongenial gespielt wom Wiener Songwriter Voodoo Jürgens) ist ein immens begabter, aber notorisch erfolgloser Liedermacher. Was der Rickerl an Talent mitbekommen hat, das fehlt ihm in den Sparten Durchsetzungsvermögen, Disziplin und Meisterung des Alltags. Das macht ihn zwar zu einem sehr sympathischen Menschen aber auch zu jemandem, den wir heutzutage gern abfällig als „Loser“ bezeichnen. Und hier beginnt der Film, uns auf spannende Gedanken zu bringen: Ist der Rickerl wirklich ein Loser, nur weil er es nicht schafft, einen Broterwerbs-Job zu halten, stromlinienförmig eine Karriere zu verfolgen und irgendwelchen Alltagsdingen die Wichtigkeit zuzuschreiben, wie andere Menschen es tun? Oder sind es gerade die Dinge, über die wir beim Rickerl die Nase rümpfen, die uns fehlen, um eine Künstlerpersönlichkeit zu werden, wie der Rickerl eine ist? Wer sich auf derartige Gedankengänge einlässt (und, wie gesagt, was für Ösi-Mucke übrig hat) wird seine melancholische Freude daran haben, zuzuschauen, wie’s den Rickerl anderthalb Kinostunden lang wie eine Flipperkugel durch die Wiener Szene schießt. Und wie er immer wieder haarscharf die Bumper verpasst, die die dicken Punkte bringen…

[Tipp der Woche] Besser als Rincewinds Ruf – „The Color of Magic“ auf Blu-ray

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Video-Link: https://youtu.be/yc-mj1IZ-Kw?si=C_QAn0ql6rBjAH3I

Die Scheibenwelt-Romane von Terry Pratchett sind ein Fest für Freunde der Fantasy – eine bessere, komischere Lektüre in diesem Genre ist kaum zu finden. Mit den Verfilmungen der Werke sieht’s allerdings ein wenig mau aus, ein richtiger Kracher war nach allgemeinem Konsens der Fans und des Kinopbulikums bisher nicht dabei. Wobei man meiner Meinung nach der Mini-Serie „The Color of Magic“ unrecht tut. Dieser Zweiteiler, der ziemlich nah an den ersten beiden Scheibenwelt-Romanen (mit Rincewind, dem unfähigsten Magier aller Zeiten) 2008 herausgekommen ist, unterhält einen – trotz der etwas preiswerten Machart – prächtig. Diese Woche kommt das Teil auf Blu-ray raus.

[Tipp der Woche] Wenn aus Verlierern Helden werden – „Next Goal Wins“ im Kino

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Video-Link: https://youtu.be/HDjva9j53sg?si=ag2jyodYDOWp4FLx

2024 fängt gut an, was das Kino anbelangt, denn „Next Goal Wins“ kommt endlich in die Kinos. Der Film liegt schon eine ganze Weile in der Pipeline, weil der ein oder andere Nachdreh nötig war, aber jetzt können wir uns endlich auf der großen Leinwand mit der fußballerischen Form von Amerikanisch-Samoa vertraut machen. Mit der steht es nicht zum Besten, der sympathische Kleinstaat hält seit 2001 den Rekord für die höchste Niederlage in der Geschichte der Nationalmannschaften (o:31 gegen Australien). Um die sportliche Reputation wenigstens ansatzweise wiederherzustellen, engagiert der Verband den amerikanischen Trainer Thomas Rongen (Michael Fassbender), der in vielerlei Hinsicht kein Kind von Traurigkeit. Sein Auftrag: Die Nationalmannschaft soll ihr erstes Tor der Ländergeschichte schießen, was sich als Herkulesaufgabe erweist. Die amerikanisch-samoanischen Spieler geben dem Begriff „Talentlosigkeit“ nämlich eine vollkommen neue Dimension… Okay, das ist ein arg vorhersehbares Feelgood-Movie, dessen Ausgang man leicht in der Wikipedia nachlesen kann, aber was soll’s? Der Film macht Spa´, und es ist ja nun nicht so, als würden wir Fans des Schönen Spiels im Wochentakt mit neuen Fußballfilmen verwöhnt. Also, ich sitz am Donnerstag im Kino…

[Tipp der Woche] Die Mutter aller Weihnachtsfilme – „Schöne Bescherung“ im TV

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Video-Link: https://youtu.be/ACbZC3_Izns?si=AOP0cFvjUa_47I62

Okay, der Film ist abgenudelt. >Als die weihnachtliche Slapstickorgie „Schöne Bescherung“ war er sofort Kult und ab dann Pflichtteil bei der Weihnachtsprogrammierung jedes TV-Senders weltweit. Ich kennen tatsächlich niemanden, der diesen Film nicht mindestes drei bis fünfmal gesehen hat. Ich selber hab bestimmt über 20mal zugeschaut, wie Clark Griswold (Chevy Chases absolute Sternstunde) versucht, seiner Familie das schönste, besinnlichste Weihnachtsfest aller Zeiten zu organisieren, und mit wirklich jedem Schritt auf dem Weg brutalstmöglichst scheitert. Ich kann den Film mittlerweile mehr oder weniger auswendig. Trotzdem bleib ich jedesmal hängen, wenn ich – zufällig oder mit Absicht – reinzappe und lach mir bis zu den Schlusstiteln wieder den Arsch ab. Weil dieser Film genuin und zeitlos komisch ist, weil nicht nur Chase sondern auch seine Mitstreiter Hochkomik stemmen können und weil der Film einfach Spaß macht, auch wenn man ihn schon kennt. (am Sonnabend zur Primetime auf RTLzwei)

[Tipp der Woche] Das ist der Weg – „The Mandalorian“ auf Blu-ray

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Video-Link: https://youtu.be/srAXcBP_u8w?si=tqlJM0nB-onmyOdQ

Beim heutigen Tipp der Wochee bin ich zwiegespalten, der hat nämlich einen ziemlichen Haken. Ich empfehle „The Mandalorian„, eine, ach was, DiE „Star Wars“-Serie überhaupt, auf Blu-ray. „The Mandalorian“ – die als Weltraum-Western erzählte Geschichte eines finsteren, aus einem Kriegervolk stammenden Söldners, der mit einer unfassbar niedlichen Yoda-Mini-Ausgabe namens Grogu durch die Galaxien taumelt und Abenteuer errlebt, löst all die Versprechen ein, die George Lucas mit den ersten beiden „Star Wars“-Filmen gegeben und dann vergessen und verkauft hat. Großes Kino für die Mattscheibe, bisher nur bei Disneyplus im Stream, jetzt endlich ohne Abo auf Blu-ray – was will man denn mehr? Nun, die Abwesenheit von Halsabschneiderei wäre wünschenswert. Satte 60 Euro pro Staffel wollen die Gangster von Disney für die Scheibensammlung haben. Okay, es ist die Entscheidung eines jeden einzelnen. „Mando“ ist einsame Klasse, eine der besten SF-Serien überhaupt. Der Preis ist eine Frechheit.

[Tipp der Woche] Heilige Scheiße! – die Doku „Holy Shit“ im Kino

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Video-Link: https://youtu.be/zK3vJvUhDfE?si=TXE2__X6dU1s9Lqj

Die Verdauung ist eins der beliebtesten Männerthemen überhaupt. Ich will das jetzt nicht weiter ausführen, aber wer von uns hätte sich denn zum Beispiel nach einem befriedigten Blick in die Kloschüssel noch nicht über einen zünftigen „Königsschiss“ gefreut? Aber was passiert, wenn wir die Spülung drücken? Dieser Frage geht die Doku „Holy Shit“ nach, die diese Woche in die Kinos kommt, und sie tut es auf erfreulich leichtfüßige, humorvolle Weise, wofür nicht zuletzt Christoph Maria Herbsts Sprecherstimme sorgt. Wer also wissen will, was nach dem Spülen abgeht und ein Kino in Reichweite hat, in dem Dokus laufen, weiß, was zu tun ist-.

[Tipp der Woche] Vielleicht der letzte seiner Art – „Napoleon“ im Kino

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Video-Link: https://youtu.be/8RWj_r4qyF4?si=z_lXrlXUPD9pgSaD

Diese Woche komm ich mit einem zwiespältigen Tipp der Woche daher, mit „Napoleon“ von Ridley Scott. Die Zeitungen sind seit Wochen voll mit Vorab-Artikeln über den Film, dem 86jährigen Scott ist wohl noch einmal ein bildgewaltiges Meisterwerk gelungen, als er eine unrealisierte Idee von Stanley Kubrick aufgriff und Napoleons Lebensgeschichte als Monumental-Epos auf die Leinwand gewuchtet hat. Soweit, so gut, aber hier könnte ich Probleme mit dem Film bekommen: Offenbar ist „Napoleon“ die Mutter aller Historienschinken. Und ich mag keine Historienschinken. Wer im Geschichtsunterricht aufgepasst hat, weiß ab dem Vorspann, wie der Hase läuft (im Falle Napoleon: anfangs gewinnt er in großem Stil, später kackt er ab). Dieses Spannungs-Manko wird mit charismatischem Hauptdarsteller (Joaquin Phoenix) und gewaltigen Bildern (hier: Schlachten ohne Ende) ausgeglichen. Das gelingt Scott ganz gut, trotzdem macht sich – bei aller Monumentalität – nach einer Weile eine gewisse Eintönigkeit breit. Ich hab’s halt lieber spannend. Andererseits: Wie oft wird man noch einen handwerklich derart perfekten Historienschinken zu sehen bekommen. Ich wage mal die Prognose, dass das der letzte seiner Art sein wird. Und derartige Filme MUSS man im Kino auf der großen Leinwand sehen. Pulverdampf und Kanonendonner wie im Kino ist Zuhause nicht machbar. Wer also den Spannungsabfall erträgt, der sollte wirklich ins Kino gehen. Das filmische Handwerk lohnt den Besuch.

Tender Tough Guy

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Video-Link: https://youtu.be/lqb5K4-GVnI?si=3O6QZcKxNRbi9jDc

„Sinatra hat langsam einen Weg gefunden, Zärtlichkeit in seine Performance einfließen zu lassen, ohne an Männlichkeit zu verlieren. Er hat die Rolle des „tender tough guy“, des zärtlichen harten Mannes, perfektioniert und an ein paar Generationen Amerikaner weitergegeben. Vor ihm hat’s diesen Typen in der amerikanischen Populärkultur nicht gegeben.“
Pete Hamill

[Tipp der Woche] Das letzte Hurra – „Picard – Staffel 3“

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Video-Link: https://youtu.be/NyxxGoMVaE4?si=u1YWyJ-e22MB7JS6

Wer vor einigen Jahren (ist schon eine ganze Weile her, man staunt, wenn man nachschlägt) heißen Herzens „Star Trek – The Next Generation“ angeschaut hat, hat keine andere Wahl: die dritte und letzte Staffel der amazon prime-Serie „Picard„, die diese Woche auf Blu-ray erscheint, muss ins Haus. An den Staffeln 1 und 2 der Serie hatten die Hardcore-TNG-Fans ja einiges zu meckern (ich war eigentlich ganz angetan, auch wenn Staffel 2 in der 2. Hälfte ziemlich abgekackt hat), aber in Staffel 3 haben die Macher alles richtig gemacht. Eine dieser berüchtigten „Stimmen aus der Vergangenheit“ ruft Picard in die Weiten des Alls, und da er vor ein riesiges Problem gestellt wird, kommt er allein nicht weiter. Und, siehe da, nacheinander tauchen seine alten Kampfgefährten von der Enterprise wieder auf, um ihm zur Seite zu stehen, bis zum Showdown die alte Crew endlich wieder komplett ist. Wem bei der letzten Folge nix ins Auge fliegt und das ein oder7 andere Tränchen verursacht, der hat kein Herz oder ist kein Trekkie. Die sollten die Finger von der Blu-ray lassen. Alle anderen werden richtig Spaß haben, wenn sie den Admiral und seine Mannschaft auf ihrem letzten Abenteuer begleiten.

(Tipp der Woche) Loyal bis übers Limit – „Guy Ritchies Der Pakt“ bei amazon prime

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Video-Link: https://youtu.be/pqolY3Z5nBY?si=JLaxCi-eyFcuKD2_

„Der Pakt“, den man derzeit auf amazon prime streamen kann, liefert. Allein schon, weil es drei Filme in einem sind, Kriegsaction, Mann gegen unüberwindliche Hindernisse und Rettungscaper. Keinen dieser Filme hätte man in dieser Form Guy Ritchie zugetraut, trotzdem hat er bei allen dreien bzw. bei „Der Pakt“ Regie geführt.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Sergeant John Kinney (Jake Gyllenhaal) der in Afghanistan im Einsatz ist und mit seinem Trupp nach Waffenlagern der Taliban sucht. Kinney engagiert Ahmed (Dar Salim) als neuen Dolmetscher, nachdem sein alter Dolmetscher bei einem Hinterhalt der Taliban getötet wurde. Wenig später wird Kinneys Trupp aufgerieben, nur Ahmed und er überleben. Beim Versuch, sich durch das von den Taliban kontrollierte Hinterland zu schlagen, wird Kinney schwer verwundet. Ahmed trägt ihn (das ist wörtlich zu nehmen) aufopferungsvoll quer durch Afghanistan in Sicherheit. Zurück in den USA stellt Kinney fest, dass Ahmed entgegen den Versprechen der amerikanischen Regierung kein Visum erhalten hat und mit seiner Familie untertauchen musste. Und so kehrt Kinney nach Afghanistan zurück, um Ahmed in Sicherheit zu bringen.

„Der Pakt“ ist letztendlich ein mitreißender, emotionaler Abenteuerfilm vor dem Hintergrund des Afghanistan-Krieges. Das Thema „Loyalität“ bewegt ebenso wie die Schilderung der Freundschaft zwischen Kinney und Ahmed. Bemerkenswert ist, wie Ritchie in diesem Film auf jegliche Ironie – ssie sonst sein Markenzeichen ist – verzichtet. Vermutlich hat er sich beim Drehbuchschreiben zu sehr über das unmoralische Verhalten westlicher Regierungen gegeenüber ihren afghanischen Helfern geärgert. Ich kann ihn verstehen.