Mission 5 Possible – das Live-Tagebuch zur Fußball-WM 2018: Tag 4

Wie bei jedem großen Turnier schreibt Chris Kurbjuhn auch während des Sommers 2018 sein Turniertagebuch mit Kommentaren, Anekdoten, Erinnerungen an frühere Turniere und jede Menge dummem Fußballzeugs. Aufzeichnungen aus dem Tollhaus eines Fußballsüchtigen, mehrmals täglich aktualisiert.

Meine Tagestipps aus unserem Tippspiel:
Costa Rica – Serbien 1:1
Deutschland – Mexico 4:0
Brasilien – Schweiz 2:0

Zitat des Tages: „Wir müssen jetzt die Köpfe hochkrempeln. Und die Ärmel auch!“ (Lukas Podolski)

Matchday.

Fangen wir mit dem WM-Witz des Tages an: „Ich hätte gern eine grüne Deutschland-Fahne.“ – „Deutschlandfahnen gibt es nur in schwarz-rot-gold.“ – „Dann nehm ich eine rote.“

Hans-Hubert Vogts hat mal gesagt, dass man im ersten Spiel eines Turniers „eine Wolke erwischen“ müsse, um auf ihrem Rücken durch das Turnier zu reiten. Nun, das stimmt nur begrenzt. Die Auftaktpartie gegen Chile 1974 – unter Beteiligung von Vogts – war ein verkrampftes Gewürge, das mit 1:0 glücklich endete. Trotzdem stand am Turnierende der Titel. Und – man kann’s leider nicht vergessen – gab’s gegen Algerien eine 1:2 Auftaktniederlage. Auf dieser schwarzen Gewitterwolke sind die Deutschen dennoch ins Finale gerumpelt. Aber ganz so unrecht hat Vogts ja nicht. Das 4:1 gegen Jugoslawien 1990 war ein Fußball-Fest, das vielleicht tatsächlich die Initialzündung für den Titel war. 2006 fing das Sommermärchen mit einem 4:2 gegen Costa Rica an. Und Löw eröffnet Weltmeisterschaften grundsätzlich gern souverän und Vierzunull: 2010 gegen Australien und 2014 gegen Portugal.
König der Wolkenerwischer war und ist natürlich Rudi Völler mit dem vollkommen unerwarteten1 8:0 gegen Saudi-Arabien, der Geburtsstunde von Miro Klose.

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Video-Link: https://youtu.be/_xbilCSFJZQ

Vor dem Spiel muss ich mich natürlich noch aus dem Fenster hängen und Butter bei die Fische geben: Werden wir Weltmeister? Nun, es wird schwer. Die Mannschaft ist m. E. NICHT stärker als 2014:
Man muss noch sehen, wie Neuer seine mangelnde Spielpraxis kompensiert. Den Titel 2014 verdanken wir seinem Können, mit einem anderen Torwart als ihm wäre das Achtelfinale gegen Algerien vermutlich verloren gegangen, und die Helden-Parade im Endspiel2 war das trockene Tuch, in das der Titel dann gewickelt 2wurde.
2014 hatten wir mit Philipp Lahm einen Ausnahmeverteidiger im Team, der es an Spielverständnis und Übersicht mit jedem Zehner aufnehmen konnte. Der neue Lahm, Kimmich, ist auf einem sehr guten Weg, aber die Klasse von Philipp hat er (noch?) nicht. Das Mittelfeld hat im Vergleich zu 2014 deutlich weniger Kampfkraft. Einen Spieler wie Schweinsteiger, der 90 Minuten lang dagegen hält, wenn’s sein muss, haben wir nicht. Kroos steht bei mir – trotz dreier CL-Titel mit Madrid – in Sachen Willen und Einsatz immer noch ein bisschen unter Stehgeiger-Verdacht.
Und vorne? Ich rätsele immer noch, warum Löw Gomez mitgenommen hat, der passt einfach nicht in sein Spielsystem. Will Löw das System ändern? Oder hat Gomez sich im Kombinationsspiel so sehr verbessert, dass er nicht mehr unangenehm auffällt? Oder sit Gomez nur Ersatz für Werner? Trotzdem, hätten wir vorne noch so einen Iceman wie Klose wäre mir wohler…
Fazit: Allen Zweifeln zum Trotz, ich unke hier auf vergleichsweise hohem Niveau. Wir sind ein wenig schwächer als 2014, mehr nicht. Aber andere Mannschaften – wie zum Beispiel Frankreich – sind deutlich stärker als 2014. Das ist die schlechte Nachricht.
Die gute Nachricht: Das Halbfinale sollte mit dieser Mannschaft drin sein. Und spätestens ab dann braucht man auch Glück, um weiter zu kommen. Und wenn sie Glück haben… ja, dann ist der 5. Stern möglich. Weshalb übrigens dieses Tagebuch auch so heißt wie es heißt.

Update 10:30
Bei den Kollegen von der Spielverlagerung ist ein schönes Portrait des Bundestrainers 3 online gegangen. In dem Zusammenhang: Bei der WM vor vier Jahren hab ich hier die acht Bundestrainer porträtiert, die ich bisher erlebt habe, als da wären Schön, Derwall, Beckenbauer, Vogts, Ribbeck, Völler, Klinsmann und Löw. Ich hab’s gerade mal durchgeguckt, für die Texte muss ich mich erstaunlicherweise immer noch nicht schämen

Update 15:15
An die Leute im Publikum, die höhnisch gebuht haben, als Harald Stenger im Doppelpass eben Mesud Özil verteidigte, der die Nationalhymne nicht mitsingt. Irgendwie hab ich das Gefühl, ihr seid die gleichen Arschgeigen, die Özil und Gündogan „Kanake“ und „Kümmeltürke“ zugerufen haben, als die in Gelsenkirchen aufgewachsen sind. Macht’s Spaß, die Sau rauszulassen? Darf man jetzt ja wieder, gaulandseidank! Ihr kotzt mich an. Hoffentlich singt Özil heute nicht, schießt zwei Tore und legt eins auf.

Update 16:40

Ab jetzt: Högschde Disziplin!

Update 17:40

Ich fürchte, wir haben ein Mentalitätsproblem.

Demnächst mehr.

  1. Das Vorrunden-Aus der Mannschaft galt damals – echt – als sicher.
  2. Nein, es war kein Foul. Ball gespielt!
  3. Schon gemerkt? Bis 2014 hab ich meistens „Löw“ oder „Jogi Löw“ geschrieben. Seit er Weltmeister ist, schreib ich meistens „der Bundstrainer“. Was bin ich doch für ein Schleimscheißer!
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Eine Antwort zu Mission 5 Possible – das Live-Tagebuch zur Fußball-WM 2018: Tag 4

  1. AvatarAldres sagt:

    Erst dachte ich: Warum zeigt er Uwe Seeler neben dem Fuchs . . . ? dann lese ich, dass der Fuchs ein Wolf und Uwe Seeler der Chefredakteur ist.

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