Nur noch mit Helm?

Mit oder ohne?

Gerade lese ich bei Spiegel Online, dass Minister Ramsauer über eine allgemeine Helmpflicht für Radfahrer nachdenkt. Das ist sein gutes Recht, gerade Ministern sollte man das Denken nicht verbieten, aber über die Gründe, weshalb Ramsauer nachdenkt, erstaunen mich dann doch ein wenig.

Denn im selben Artikel stehen konkrete Zahlen vom Statistischen Bundesamt. Laut denen sind letztes Jahr deutlich weniger Radfahrer verunfallt als 2009. Gilt nicht, meint Ramsauer. Letztes Jahr war es extrem nass und kalt, da wären wesentlich weniger Leute mit dem Rad unterwegs gewesen. Gilt nicht, meine ich. Die Zahl der Radfahrer steigt von Jahr zu Jahr signifikant an, das dürfte die Wetter-Delle zumindest teilweise ausgleichen. Werden wir zahlenmäßig doch mal konkret:  Laut Verkehrsunfallstatistik hatten 2010 insgesamt 65.573 Radfahrer einen Unfall (13 Prozent weniger als im Vorjahr), 381 verunglückten tödlich, das sind 18 Prozent weniger als 2009 (da waren’s 462). Ich kann mir nicht helfen, eine „dramatische Zunahme“ der unfalltoten Radfahrer (Ramsauer laut SZ) sieht anders aus. Was ist mit unserem Verkehrsminister los? Was denkt der Mann?

Nun, Zugang zu dieser Gedankenwelt bekommt man, wenn man andere Zahlen betrachtet. In Deutschland gibt es (lt. Der Westen) 70 Millionen (!) Fahrräder1 Und laut Ramsauer tragen gerade mal 9 (neun!) Prozent der Radfahrer einen Helm.

Könnte es eventuell sein, dass ein paar Lobbyisten von der Fahrradzubehör-Industrie dem Minister gedanklich ein bisschen auf die Sprünge geholfen haben?. „Schauen Sie, Herr Minister, nur 9 Prozent aller deutschen Radfahrer tragen Helm, das ist doch ein unhaltbarer Zustand. Mit einer gesetzlichen Helmpflicht könnten wir Millionen von Helmen verkaufen, tausende Arbeitsplätze schaffen und die Verkehrsunfallstatistik sehe hinterher auch viel schöner aus. Klassische Win-Win-Situation!“

Wie dem auch sei, trotzdem lohnt es sich natürlich, über die Notwendigkeit, einen Fahrradhelm zu tragen, nachzudenken. Nun ist das kein absolut neues Thema, in Sachen Radhelmpflicht prügeln Gegner und Befürworter seit Jahren wortreich aufeinander ein. So wortreich, dass es mittlerweile für zwei (!) Wikipedia-Beiträge gelangt hat: einen im Artikel „Helmpflicht“ und einen im Artikel „Fahrradhelm„.

Die Befürworter haben die Schutzwirkung eines Helms2 als Totschlagargument Gegenteil eines Totschlagarguments auf ihrer Seite, die Gegner argumentieren u.a. damit, dass Radfahrer, die einen Helm tragen, zu einer riskanteren Fahrweise neigen könnten, was Unfälle wahrscheinlicher macht. Interessant sind auch Statistiken von Ländern, in denen die Helmpflicht eingeführt wurde (z.B. Australien): Hier nahm die Fahrradnutzung insgesamt ab, so dass statistisch von einer höheren Gefährdung der verbleibenden Radfahrer auszugehen ist. Es gibt zahlreiche weitere Argumente pro und contra, ich verzichte jetzt darauf, die auszubreiten, in den o. g. Wikipedia-Artikeln stehen sie alle drin.

Und jetzt Butter bei die Fische: Wie hält’s denn unsereins mit dem Radhelm? Wenn ich mir so durchlese, was ich bisher geschrieben hab, klingt das so, als wär ich Helmgegner. Bin ich aber nicht. Ich trage fast immer einen Fahrradhelm, seit ich in diesem Beitrag im Bestatterweblog gelesen habe: „Wir hatten noch keinen einzigen Fall, in dem jemand, der einen Fahrradhelm trug, ums Leben gekommen ist.“ Dieser Satz aus dem Munde eines Bestatters ist für mich ein sehr überzeugendes Argument.

Allerdings – im Urlaub trag ich auch keinen. Da ist es mir zu heiß für ’n Helm, und ich fahr praktisch ausschließlich auf prima ausgebauten Radwegen im Burgenland. Da ist die Unfall-mit-Kopfverletzung-Wahrscheinlichkeit minimal, da brauch ich keinen Helm, denk ich. Oder red ich mir ein?

Aber wie ist das mit euch? Tragt ihr Helm, oder eher nicht? Und welche Gründe habt ihr, einen Radhelm zu tragen bzw. nicht? Ich freu mich auf zahlreiche Teilnehmer bei der kleinen Umfrage und auf eure Meinungen in den Kommentaren.

Trägst du Helm, wenn du auf'm Rad unterwegs bist?

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Foto: Thomas Siepmann  / pixelio.de

  1. Diese Zahl sagt natürlich nichts darüber aus, wie häufig diese Räder benutzt werden, aber imposant ist sie trotzdem.
  2. Wobei die Studien, mit denen diese Wirkung belegt wird, lt. Wikipedia durchaus methodische Fehler aufweisen

Outdoor: Lagerfeuer-Kochen mit dem Dutch Oven

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Video-Link: http://www.youtube.com/watch?v=-0bvK0Ns0PU

Okay, ist ein Werbevideo von der Firma, die diese (übrigens mordsschweren) Eisentöppe herstellt. Zeigt aber sehr schön, was man mit diesen Dingern so alles anstellen kann. Und das der Hauptdarsteller die ganze Zeit mit ’nem bekleckerten Hemd rumläuft, macht die Sache schon wieder sympathisch. Und authentisch natürlich. Kleckern macht draußen mehr Spaß als drinnen.

Thema Dutch Oven: Braucht man so ein Teil, wenn man draußen kochen will? Im Prinzip nicht, aber vielleicht doch. Kochen mit dem Dutch Oven macht Spaß und schmeckt. Das liegt zum einen am Material: Gusseisen. Für mich das beste Material, wenn’s um langsames Schmoren geht. Gusseisen braucht zwar ein Weilchen (und eine gewisse Menge Energie), bis es richtig aufgeheitzt ist, aber wenn’s einmal auf Temperatur ist, braucht es nur minimale Hitze, um sie zu halten.
Okay, billig sind die Teile nicht, dafür sind sie enorm haltbar. Ich hab bei mir in der Küche zwei gusseiserne Töpfe, einen emaillierten Schmortopf und einen nicht emaillierten Bräter, beide hab ich vor über dreißig Jahren gekauft und beide benutze ich noch. Sind letztlich die preiswertesten Töpfe, die ich je angeschafft habe (damals ca. 120,- DM pro Stück), denn für irgendwelchen Sonderangebots-Blechkram, der nach zwei, drei Jahren auf den Müll geflogen ist, hab ich ein vielfaches ausgegeben.
Wie dem auch sei, Schmorzeugs gelingt in Gusseisen meiner Erfahrung nach besser als in Töpfen aus anderem Material. Und wer schon mal selber Baked Beans im gusseisernen Schmortopf gemacht hat (egal ob bei milder Hitze im Ofen oder in der Glut vom Lagerfeuer), der fasst das Zeugs aus der Büchse nur noch im Notfall an.
Also klare Sache: Wenn das nötige Geld vorhanden ist, zuschlagen und Dutch Oven kaufen (gibt’s auch in der „fußlosen“ Variante für den Herd zuhause)?
Kurz noch mal nachdenken: Wer damit tatsächlich draußen kochen will, braucht noch einiges an Zubehör: Kohlenzange/-schaufel, Deckelheber,  Hitzeschutz-Handschuhe… Und – ganz wichtig – bedenkt das Gewicht von so einem Teil. Wer ein paar Kilometerchen durch die Pampa wandern möchte, um sich dann was leckeres im Dutch Oven zu kochen, sollte das Ding vorher mit dem Auto an den Zielort geschafft haben. Mitschleppen möchte so ein Teil sicher niemand.
Wer aber über einen eigenen Garten mit fester Feuerstelle und/oder Grillplatz verfügt, und sein bisheriges Repertoire bestehend aus Würstchen, Nackensteaks und Nudelsalat erweitern möchte, der sollte zuschlagen. Mit ’nem Dutch Oven tut sich so ein Mann was richtig Gutes an.

Die Dutch Ovens von Lodge (also die aus dem Video) werden in Deutschland von Venatus vertrieben. Carsten Bothe, dem Venatus gehört, veranstaltet übrigens auch Lagerfeuer-Kochkurse. Zu einem dieser Kochkurse hat er mich eingeladen, den ausführlichen Bericht davon mit vielen Fotos gibt’s in ein paar Tagen hier im Blog.

 

Treckerfahren!

1921. Vorstellung des ersten Rohölschleppers HL12. Aha. Und nun? Ja, wisst ihr denn nicht? Rohölschlepper? 1921? Der Ur-Bulldog erblickt das Licht der Welt! Bulldog? Sind das nicht diese merkwürdigen Hunde? Nein, falsch. Hier handelt es sich um den Bulldog, den von Lanz. Die Revolution der Ackerschlepper. Den, der als Beweis seiner Leistungsfähigkeit von Mannheim über Hannover nach Berlin fuhr. Ohne Panne! Und natürlich ohne mich. Denn zum einen gab es nicht mal Planungsansätze für meine Erzeugung, noch hätte ich Spaß daran gehabt, auf einer Blechwanne sitzend 1100km im flotten Schritttempo zu fahren.

Auch die Bereifung hätte – wenn auch definitiv bereits Plattfußsicher – ein Übriges zu einem entspannten Fahrkomfort beigetragen.

Aber in diesen Jahren wurde der Grundstein für einen gepflegten Vatertag gelegt. Denn ohne die Herren von Lanz gäbe es heute nicht das Treckertreffen in Brockstedt. Dort auf der Speedwaybahn, wo sonst Motorräder in wildem Drift ihre Kreise ziehen, trifft sich alljährlich zum Vatertag die Gemeinde der Lötlampen-Vorglüher mit ihren Einzylinder-Zweitakt-Dieseln zum gemeinsamen Auspuff-Ringe-Husten.

Wenn der Glühkopf mittels Lötlampe auf die richtige Temperatur gebracht wurde, das Lenkrad galant abgezogen und auf das Schwungrad gesteckt wurde, der Maschinist locker aus der Hand das teuflisch schwere Schwungrad zum Wippen bringt, ein- zwei Pumpbewegungen mit der Hand ein wenig Rohöl in den Zylinder bugsiert haben, ja, dann kann es passieren, dass eine Zündung erfolgt. Eine reicht. Ein tiefes sattes Buummm. So satt, dass jeder Fünfziger-Jahre-Amischlitten wie ein hochgezüchtetes Mofa klingt. Buummm. Pöff. Das Schwungrad dreht. Bedächtig. Keine weitere Zündung in dieser Runde, auch nicht in der nächsten, diese? Nein, auch noch nicht. Jetzt aber. Bumm. Bereits nach wenigen Minuten läuft der Kolben rund. 300 Umdrehungen pro Minute soll der Leerlauf sein. Das erscheint mir hoch gegriffen. Oft kann man die Ringe am Auspuff locker mitzählen, selbst bei 300 Umdrehungen sind es ja nur 5 pro Sekunde.

10 Liter Hubraum aus einem Zylinder. 50 PS bei 700 Umdrehungen. Der Schlepper schwankt unter der immensen Unwucht, die ein einzelner Zylinder in seiner Bewegung erzeugt. Aber wenn sich das Gefährt in Bewegung setzt, dann fährt es, bis der Verdampferkühler leer ist oder das Knochgerüst des Fahrers zerbröselt.

Außer um gepflegte Rückenleiden hat sich die Firma Lanz aber auch stets um das leibliche Wohl gekümmert. So fanden sich auf dem Acker neben den Schleppern auch die Dreschmaschinen der Firma. Angetrieben durch schwindelerregend lange Treibriemen wurde so das Korn – welches ja bekanntlich in verschiedene Endprodukte umgewandelt werden kann – direkt an der Stelle des Wachstums aus der Ähre gefummelt.

Neben den Klassikern von Lanz dürfen aber auch moderne Trecker auf die Speedwaybahn. Und hier sei jedem Langhauben Freund ein Blick auf die Traktoren der Firma Schlüter anempfohlen, bevor wieder so ein schnöder Ferrari gekauft wird. Bei der Haubenlänge hat der Schlüter eindeutig die Nase vorn, und die Werksfarbe erfordert keine Umgewöhnung.

Und selbst die, welche mit Treckern nichts anfangen können, kommen hier auf ihre Kosten. Es gibt einen Flohmarkt mit jedwedem Zeugs aus vergangenen Tagen.

Und da der Vater zu seinem Tag nicht mit dem ÖPNV anreisen will, zeigt sich bereits auf dem Parkplatz eine Vielfalt an Fahrzeugen, die die Harley Days zu einem Ereignis zweiter Klasse werden lassen.

Heiko, 50 Jahre, arbeitet am Tag, läuft nachts, sammelt Uhren, schraubt an Autos und liebt die Familie über alles. Heikos Seite ist  schlusslaeufer.de. Am Wochenende läuft Heiko die 100 km von Biel. Wenn wir’s technisch in den Griff kriegen, werden wir bei „Männer unter sich“ live dabei sein.