Zweimal Fußball auf DVD und im Stream, zweimal meilenweit im Abseits

Derzeit gibt’s zwei mehr oder weniger neue Video-Angebote zum Thema Fußball:   zum einen „All or Nothing: die Nationalmannschaft in Katar„, zum anderen „Der Kaiser„, ein Bio-Pic über Franz Beckenbauer, das bisher nur bei SKY zu sehen war und jetzt auf DVD und Blu-ray erschienen ist. Beide Angebote sind, sagen wir es mal freundlich, durchaus dubios, verströmen jedoch einen gewissen morbiden Reiz, wenn man sie sich anschaut…

Fangen wir mit der Nationalmannschaft-Doku an. Da darf man sich nichts vormachen, die ist nur rausgekommen, weil es Verträge gibt und weder der DFB noch amazon prime die Konventionalstrafe zahlen wollten, die fällig gewesen wäre, wenn man das Ding im Schneideraum gelassen hätte. Dabei hatten sie sich es so schön ausgedacht: 2018 mit Löw blamabel rausgekegelt, und jetzt halten wir die Kamera drauf, wenn Flick mit der Truppe mindestens ins Halbfinale durchmarschiert, da haben wir eine typische Rocky-Geschichte… War wohl nix, der Karren wurde bei den Scheichs sogar noch vehementer vor die Wand gefahren als 2018 bei Väterchen Putin. Immerhin kann man beim Anschauen Ursachenforschung betreiben, woran’s gelegen hat. Der DFB ist mittlerweile einfach komplett aus der Zeit gefallen. Die Spieler – samt und sonders millionenschwere Jung-Unternehmer – werden permanent infantilisert, und nach einer Weile behandeln sie sich auch gegenseitig wie ungezogene Kleinkinder. Flick macht irgendwelches albernes Motivations-Gedöns, weil ihm irgendwer gesagt hat, dass das so muss, und die Spieler versuchen erfolglos, Schadensbegrenzung zu betreiben. Wäre ich im Kader gewesen, hätte ich im Eröffnungsspiel mehrere Eigentore geschossen, mir die Rote Karte abgeholt und hätte dem Publikum den Stinkefinger gezeigt, nur um vorzeitig nach Hause geschickt zu werden und dem DFB-Irrenhaus zu entkommen. Die Serie kann bei amazon prime gestreamt werden.

Wenn man dann nach der letzten Folge denkt „Okay, schlimmer kann’s nicht mehr kommen!“ sollte man auf keinen Fall die DVD mit der Beckenbauer-Filmbiographie „Der Kaiser“ in den Player schieben, denn damit kommt, um Günter Netzer zu zitieren, ein „neuerlicher absoluter Tiefpunkt“. Die Lichtgestalt des deutschen Fußballs bekommt das Rosenheim-Cops-Treatment, Schauspieler aus der zweiten oder dritten Reihe sagen mit Amateur-Theater-Überbetonung ihre Texte auf, und das Ganze wurde dermaßen billig produziert, dass eine GZSZ-Folge im Vergleich wie ein Blockbuster daher kommt. Immerhin: wenn die Macher absichtlich Kult-Trash produzieren wollten, haben sie ihre Sache gut gemacht, das Ding wird eher früher als später bei Kalkofes SchleFaZ-Trash-Show landen. Wenn man ernst zu nehmende Unterhaltung erwartet, kann man diesem Mumpitz hingegen nur die rote Karte zeigen.