Adieu, Bebel…

Belmondo - Foto: Georges Biard [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

Belmondo – Foto: Georges Biard [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

Auf Belmondo passte ein Ausdruck, der so langsam anfängt, sich aus dem allgemeinen Sprachgebrauch zu verabschieden. Belmondo war „ein doller Hecht“. Ach, Quatsch, was sag ich, Belmondo war der dollste aller dollen Hechte, der Ober-Hecht im Karpfenteich Hechtteich.
Dabei hatte am Anfang keiner Belmondo auf der Rechnung. Mit so einer verdellten Visage wurde man in den 50er Jahren höchsten Lastwagenfahrer, aber doch nicht Schauspieler! Aber Belmondo war schon damals ziemlich egal, was „man“ machte, er machte, was er wollte. Irgendwie hat er’s aufs Pariser Konservatorium geschafft, hat ein paar lausige Rollen auf schlecht bezahlten Tourneen ergattert und galt schließlich als talentierter Nachwuchsschauspieler, der nie Karriere machen wird. „Wie der aussieht?“ Doch dann kam…

Godards „Außer Atem„.

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Video-Link: https://youtu.be/MZ9ckwlTP8Y

Als ich ihn Jahre später zum ersten Mal im Kino sah, war er schon DER europäische Top-Star. Er prügelte sich durch Kaschemmen und Paläste, hing unter Hubschraubern, charmierte die Damen mit diesem unnachahmlichen Sieger-Lächeln und bewies Qualitäten, die man bei heutigen Stars schmerzlich vermisst: Stil. Klasse. Und immer wieder: den Mut, er selbst zu sein.

Jean-Paul_Belmondo_2001Foto: Georges Biard [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

Brannte in den prüden sechziger Jahren einfach mit Ursula Andress durch und lebte mit ihr zusammen. Ohne Trauschein, „in wilder Ehe“, wie die Klatschpresse damals vor Wut schäumend schrieb. War Belmondo scheißegal. Der drehte einen Film nach dem anderen, gönnte sich zwischendurch die ein oder andere gepflegte Jet-Set-Sause und gab seinen Fans, was sie wollten: Action. Humor. Abenteuer. Stil. Klasse. Wir kleinen Jungs haben ihn bewundert. Nicht nur für seine Filmrollen. Sondern dafür, dass er Belmondo war.

In den siebziger Jahren, begann er, seine eigene Industrie zu werden. Langsam, für uns Fans unmerklich, wich der Spaß am Abenteuer Film dem kalkulierten Abenteuerfilm. Die Filme bekamen einen bestimmten Rhythmus, auf jede Komödie folgte ein Action-Reißer, auf jeden Reißer eine Klamotte.

Und irgendwann war Schluss. Auch als er rechtzeitig (!) merkte, dass er zu  alt für die Sorte Filme wurde, für die seine Fans ihn liebten, verabschiedete er sich elegant ins Charakterfach. Spielte wieder Theater, die ganz großen Rollen. Und drehte gelegentlich noch mal ’n Film, wenn ihm die Rolle passte. Eine Schande, dass diese Filme in Deutschland keinen Verleih mehr gefunden haben. Haben die Herrschaften wohl gedacht, dass keiner Belmondo als alten Sack mehr sehen wollte. War – glaube ich – ein Fehler, denn wir Fans sind mittlerweile auch alte Säcke. Wir wären gern mit ihm zusammen gealtert. Nuja, in Frankreich durften sie’s.

Jetzt ist er gegangen, der Mann, der uns als Jungs im Kino das Träumen beigebracht hat. Immer mit Klasse. Mit Stil. Mit einem lächelnden Augenzwinkern, dass keiner so drauf hatte wie Belmondo. Den dollen Hecht, den Magnifique.

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Video-Link: http://youtu.be/cly4X01y3Yk

(Eine erste Fassung dieses Textes erschien in diesem Blog zu Belmondos 80. Geburtstag.)

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