Vaters Duft

Meinen Vater konnte ich am Geruch erkennen. Nein, nicht was einige von euch jetzt denken, mein Vater war ein sehr reinlicher Mensch der sich täglich duschte, rasierte, aber immer das gleiche Aftershave auftrug. Und daran erkannte man ihn. Sein AS war Yardley, das er sich immer im England-Urlaub kaufte. Wenn das Yardley alle war, bevor er wieder nach England kam, nahm er „Old Spice“1. Das machten die meisten Männer der Generation meines Vaters so: Als junger Mann suchte man ein wenig herum, bis man SEINEN Duft gefunden hatte und blieb dann dabei… bis die Herstellerfirma das Aftershave einstellte2 oder man den Rasierapparat endgültig aus der Hand legte.

Ich hab auch so angefangen. Als junger Mann kam ich mit „Givenchy Gentleman“ in Hautkontakt und blieb jahrelang dabei, aber irgendwann wurde mir das zu langweilig. Derjenige, der das Aftershave am häufigsten riecht, ist ja man selber, und Tag für Tag den gleichen Duft in der Nase… nein, das war nix für mich. Schon im alten Rom, wo man sich die Barthaare aftershavelos mit Bimsstein abgerubbelt haben soll, sagte Mann „variatio delectat“, also dass Abwechslung Spaß macht.

Das ist seit vielen Jahren auch meine Devise. Ich orientiere mich gern an der Jahreszeit. Im Herbst und Winter hab ich’s gern etwas kräftiger und schwerer, da beglück ich mein Gesicht nach der Rasur gern mit dem Schweizer Pitralon oder – gerade ausprobiert – dem „Black Beer No. 1“ von Meißner, einer speziellen, aber faszinierenden Kreation. Im Frühling und Sommer kommt mein AS leichter und frischer daher, mein klassischer Favorit ist das „Musgo Real Classic“ mit seinem unverwechselbaren Oldschool-Duft. Neu in meinem Badezimmerschrank ist das „Lavanda“ mit trockener, klarer Lavendelnote. Außerdem hab ich immer noch so drei, vier Proben im Anbruch, bei denen ich mich je nach Tagesform bedienen kann… ein Aftershave dient bei mir – im Gegensatz zu meinem Vater – nicht dazu, meine Identität zu bestimmen. Dafür hab ich – gottseidank – andere Mittel. Mein AS benutze ich zur Hebung meiner Morgenstimmung. Auch keine kleine Aufgabe.

  1. das damals meiner Ansicht nach total anders roch als heute
  2. Was bei Yardley geschah
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Eine Antwort zu Vaters Duft

  1. Pingback:Mein Sommer-Aftershave - es kann nur ein Floid geben! | Männer unter sich

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