Und hier kommt schon die nächste Spezialität aus unserer Turnierküche: heute geht’s gegen Portugal, und da musste ich mich erst mal schlau machen, was der Portugiese imbissmäßig so an den Start bringt. Die meisten portugiesischen Gerichte, die ich kannte, hatten sich als spanische Spezialitäten erwiesen, und so musste ich Fa. Google befragen, die relativ bald die „Francesinha“ ausspuckte, eine Art Toast ein reichhaltiges Sandwich die Mutter aller überbackenen Sandwichs. Als ich das Rezept zum ersten Mal las, dachte ich, dass sich da jemand einen Scherz mit mir erlaubt. Aber nein, die Portugiesen essen das wirklich…
Die Francesinha besteht im wesentlichen aus zwei Teilen: dem überbackenen Toast und der Francesinha-Sauce. Die gibt’s in Portugal als Fertigprodukt zu kaufen, hier natürlich nicht, also muss man sie selber machen. Ist nicht weiter wild, die Sauce besteht im wesentlichen aus Bier und Tomaten.Wie, Bier und Tomaten? Ja, doch. Kommt auch noch anderes Zeugs dazu, Milch, bisschen Senf, Lorbeer, Zwiebel, Whisky, getrocknete Chili-Schote, Tomatenmark und – wie gesagt – ’ne große Büchse Tomaten und ’ne kleine Flasche1 Bier. Das Bier sollte eher milde und nicht zu bitter sein, so die Becks-Gold-Richtung dürfte passen.
Zwiebel grob zerschneiden, in ein bisschen Butter angehen lassen, Bier dazu kippen, Milch dazu (so 0,1l ca.) großzügiger Schuss Whisky, zwei Lorbeerblätter, Esslöffel Senf, die zerbröselte Chili-Schote und die Tomaten aus der Büchse ohne Saft, aber schon ein bisschen mit der Hand zermust. Noch zwei, drei Esslöffel Tomatenmark und ein Brühwürfel, dann passt das. Halbe Stunde köcheln lassen, im Mixer oder mit dem Schneidstab glattpürieren, fertig. Fast alle Rezepte wollten die Sauce noch mit Stärke andicken, aber meine Sauce war schon ziemlich dick, hab ich also nicht gemacht.
Und die Sauce schmeckt! Hammermäßig! Ist aber wohl eine geschlechterspezifische Sache, ich hab mir ordentlich nachgenommen, meine Frau hat lange Zähne gemacht, war ihr zu bierig. Für mich war’s gerade richtig.
So, jetzt kommen wir zur Unterlage von der Francesinha Sauce, zur eigentlichen Francesinha. Dafür brauchen wir 3 Scheiben Toast, ein Steak vom Rind, eine Scheibe Schinken, ein oder zwei pikante Würstchen 2, Chorizo geht oder auch Sucuk,und 4 große Scheiben Käse. Hat hier jemand „halb so wild“ gesagt? Leute, das ist für ein Sandwich, eine Portion.
Die Zubereitung ist easy: Rindersteak rosa braten, salzen, pfeffern, im Bratfett die längs halbierten Würste von beiden Seiten braten, die drei Scheiben Brot toasten, und dann die Francesinha zusammensetzen: Scheibe Toast, darauf das Steak, Scheibe Toast, Scheibe Schinken, die gebratenen Würste, Scheibe Toast, und dann wie auf dem Foto die ganze Chose mit Käse abdecken. Vermutlich damit niemand sieht, was man sich da alles zu Gemüte führt.
So, jetzt kommt der kleine Snack bei 200 Grad für 5 Minuten in den Ofen, bis der Käse schön zerläuft. Sauce drüberschlabbern, die traditionelle Beilage – lecker Pommes Frites – anlegen und zügig servieren.
Meine Herren, das ist üppig. Aber auch – logisch bei der Menge Fett und Protein – sehr, sehr lecker. Wobei ich ja noch die Magervariante gemacht habe, in vielen Rezepten wird die Francesinha noch mit einem in Butter gebratenen Spiegelei getoppt. Eigentlich eine logische Garnitur, aber ich weiß nicht, ob ich das Ei auch noch geschafft hätte. Wenn man so einen Apparillo verdrückt hat, weiß man auf alle Fälle, was man gemacht hat.
Aber im Dienst der guten Sache müssen eben Opfer gebracht werden. Wer einen Waschbrettbauch und Ballgefühl wie Cristiano Ronaldo haben will, der muss eben die Ernährung umstellen. Und täglich mindestens eine Francesinha verdrücken.
Ich glaube das nicht. Portugiesen sind Mittelmeeranrainer. Mittelmeerküche ist nicht so. Cholesterintriefend. Ungeheuerlich. Und wer will schon aussehen wie Ronaldo?
Nicht mal in Form von Enklaven oder Kolonien waren die Portugiesen jemals Mittelmeeranrainer. Portugal ist wild, archaisch, bäurisch, dem Ozean zugewandt, aber nie und nimmer mediterran.
Wenn du mir nicht glaubst, dann vielleicht einer Portugiesin? Die die Francesinha allerdings noch einen Tick üppiger gestaltet…
http://youtu.be/6tX3jKr8RsQ
das beste essen in portugal gab’s bei einem inder der ein pakistaner war.
winziger laden, alle curriemischungen à la minute frisch gemörsert, gekocht und serviert. nie war indisch besser und wir waren dann täglich da zum essen.
die portugiesischen restaurants mißhandeln fisch und fleisch auf’s gröbste und gemüse können sie gar nicht.grauenvoller fraß da unten.
die franceshina – naja, ein zweites mal wirst du es sicher nimmer machen.
Also ich glaube nicht, dass du jemals in Portugal warst.saudummer Kommentar, sorry…
Die Margarine durch Butter (Isigny) ersetzen. Anderen Kochschinken. Das Gericht ist genial. Schön gehaltvoll.
die portugiesischen restaurants mißhandeln fisch und fleisch auf’s gröbste und gemüse können sie gar nicht.grauenvoller fraß da unten.
Das ist ja mal eine qualifizierte Aussage. Wo in Portugal warst Du denn Essen? An der Algarve? Wo die Englaender kochen? Gehe mal in Lissabon mittags dort hinein, wo die Portugiesen im Business-Look ihre Pause verbringen, im Alentejo in ein kleines Dorfrestaurant (und iss dort Carne de Porco Alentejano [mit Porco Preto] oder Frango im Tontopf), selbst in Porto die Hafenrestaurants kochen teils wirklich gut. Ein absoluter Hammer: Am Rei Cortico in den Duenen sitzen und fangfrische Dorade vom Grill….
Die Kueche ist nicht mediterran raffiniert (warum, steht ja schon weiter oben) aber teils doch sehr lecker, und gerade Fisch vom Grill oft einfach Klasse
Tom (kopfschuettelnd)
Himmel hilf! Ich stelle mir gerade vor: die Tomaten ein bisschen mit der einen Hand zermusen, in der anderen das halbe Aufmunterungsbier.
Demnächst in Portugal werde ich nun nach so einem gepimpten Croque Monsieur Ausschau halten müssen. Ob ich mich allerdings auch an den Verzehr wage, weiß ich noch nicht.
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