Flüssigkeitshaushalt: der Wein zur Tour…

Die Chefredaktion hat mich auf einen sehr interessanten Umstand aufmerksam gemacht: Der Nord-Aldi bietet seit letztem Donnerstag einen Vin de France an, der zum Tour-Start den Weg in die Verkaufsstellen gefunden hat. Sehen wir uns das Fläschchen doch einmal genauer an.

Was kommt?

Eine Literflasche mit Schraubverschluss. Grün. Das Etikett mit Hexagone, Eiffelturm und einem Radfahrer in der Abfahrt vom Mont du Chat? Ja, Schraubverschluss ist ja für einfache Weine immer ein Gewinn. Warum sollte man verkorken,wenn der Wein schon kurz nach seiner Ernte verkasematuckelt wird?

Lesen wir uns das Etikett durch:“Blanc de Blancs. Vin de France 2016.” Blanc de Blancs ist eine Werbemasche, die schon seit den 80ern läuft. In der Champagner hat der Zusatz seine Berechtigung, da dort auch rote Trauben zu weißem Perlwein verarbeitet werden. Ansonsten ist es doppelt gemoppelt.

Ich zitiere weiter in Auszügen:”Unkompliziert, jung, frisch und fruchtig. Gekühlt [. . . ] als Aperitif.” Jaha! In Zeiten, in denen Hugo und Champagner, der mit irgendwelchen Sirupsorten versetzt wird, als Apéritif Freunde finden, mag auch dieses Cuvée die Partypeople begeistern. Ihr merkt: Mir fehlt das Wort “trocken” auf dem Etikett.

Was soll man in der 2,99 Euro erwarten? Nuja. Grands Vins de Sélection aus Saint Jean d’Ardières ist ein durchaus renommierter Abfüller aus dem Beaujolais, der nebenbei auch einen eigenen Weinberg in der Region mit der roten Gamay-Traube bestückt hat, der von Weinjuries regelmäßig gelobt wird.

Was geht?

Mit dem hier vorgestellten Wein zur Tour, scheint man sich eher an ein Publikum zu wenden, das keinen Wein mag, sondern eher dem Genuss von Softdrinks frönt. Über die verwendeten Rebsorten steht nichts auf dem Etikett, für mich schmeckt es aber nach der “unschlagbaren Mischung” Sauvignon, Semillon und Muscadelle, mit der einst die Appellation Entre Deux Mers, versuchte einen Massenmarkt zu gewinnen. Allerdings trocken ausgebaut.

Wer in dem Begriff “feinherb” keinen Euphemismus für “lieblich” sieht, ist dem Wein zur Tour von Aldi-Nord gut bedient. Wer noch Frascati aus der Weihnachtsaktion vom Dezember 2016 im Keller hat, ist in der etwa gleichen Preisliga besser bedient.

Um es kurz zu machen: Zwei von den drei Flaschen übereigne ich am Sonntag meiner Mutter, sie leitet seit über 40 Jahren eine Turngruppe. Die Damen lieben Bowle – mal mit Ananas mal mit Pfirsichen aus der Dose. Pulle Sekt dazu. Pulle Weißwein dazu – nicht so herb. Hauptsache: Eiskalt. Dafür ist der Aldi-Wein sehr gut.

Markiert mit Frankreich, Tour de France, Wein, Weinkultur.Speichern des Permalinks.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bitte nicht wundern: nach dem Absenden verschwindet Dein Kommentar einfach und wird erst nach Freischaltung durch uns sichtbar -- also nicht mehrfach absenden!