[Buchkritik] Carsten Bothe: Die Hausschlachtung

Hausschlacht2Hausschlachtung – allein das Nennen dieses Worts löst bei Fleischkennern schon ein vorfreudiges Grinsen aus. Wer einmal handwerklich hergestellte Wurst oder Schinken aus einer Hausschlachtung genießen durfte, begegnet dem Zeugs, dass in den Fleisch- und Wursttheken der Supermärkte liegt, nur noch mit Misstrauen. Geschmacklich liegen wahre Welten zwischen Supermarktware und handwerklich hergestellter Wurst und Schinken. Wer wissen möchte, wie diese handwerkliche Herstellung funktioniert, wie traditionell Schweine geschlachtet wurden und werden und wie man das so gewonnene Fleisch zu deftigen Köstlichkeiten verarbeitet, wird in Carsten Bothes neuem Buch „Die Hausschlachtung: Wurst, Schinken, Braten, Sülze“ fündig.
Die Bücher von Carsten Bothe haben alle eins gemeinsam: Sie sind aus der Praxis für die Praxis geschrieben. Wenn Bothe sich zu einem Thema äußert, dann kann man sicher sein, dass er nicht theoretisiert sondern es haargenau so macht bzw. gemacht hat, wie er beschreibt. Das gilt fürs Messer schärfen, fürs Überleben in der Wildnis, für die Outdoorküche und für das Thema seines neuesten Buchs, die Hausschlachtung. Dieses über zweihundert Seiten starke, reich bebilderte und liebevoll gelayoutete Buch hat das Zeug zum Standardwerk. Denn Carsten Bothe lässt keine Fragen offen, was das Schlachten, Zerlegen und Zubereiten eines Schweins angeht.

Alte Säcke wie ich, die als Jungen in Nordhessen noch die traditionelle Hausschlachtung miterleben durften1, freuen sich, dass Carsten Bothe mit einem kurzen, geschichtlichen Abriss beginnt. Doch dann geht’s gleich ans Eingemachte: Warenkunde (Brauch ich ein Wurstschwein oder ein Bratenschwein?), Werkzeuge, Vorrichtungen und Zutaten, die beim Schlachten Verwendung finden, werden ausführlich vorgestellt. Dann erläutert Bothe die unterschiedlichen Eigenschaften der verschiedenen Därme und erörtert, welche Dose und welches Glas sich für welchen Zweck am besten eignet.  In den weiteren Kapiteln geht es dann um das eigentliche Schlachten und das Zerlegen des Schweins. Abgeschlossen wird der Band mit einem ausführlichen Rezeptteil. Das alles kommt mit einem tollen Layout, vielen Bildern und zahlreichen eingestreuten Profi-Tipps daher, die dem angehenden Hausschlachter das Leben leichter machen.

Blick ins Buch

Blick ins Buch

Dem zukünftigen Hobby-Hausschlachter sollte jedoch auch eines klar sein: Hausschlachtung bzw. das Zerlegen und Verwursten eines ganzen oder halben Schweins ist nichts, was man in der heimischen Küche mal eben so aus Neugier ausprobiert. Dazu braucht es jede Menge Werkzeug und Zubehör, dass man erst anschaffen muss und dazu bedarf es auch – was Bothe nicht verschweigt – einiger Übung. Der Anfänger ist sicherlich gut beraten, erst einmal einem Meister des Schlachterfachs über die Schulter zu schauen und die grundlegenden Techniken des Zerlegens etc. unter Anleitung zu erproben.

Hausschlacht1Nichtsdestotrotz ist Carsten Bothes Buch eine hervorragende Einführung in die Hausschlachtung für Anfänger, aber auch ein Nachschlagewerk für Profis, die hier einiges dazulernen können. Auch die reinen „Kochbuch-Leseratten“, die sich im Lese-Sessel Appetit holen wollen, kommen auf ihre Kosten. „Hausschlachtung“ ist eins der am schönsten gestalteten Hobby- und Kochbücher der letzten Zeit.

Carsten Bothe: Die Hausschlachtung: Wurst, Schinken, Braten, Sülze
Heel Verlag
208 Seiten, ISBN 978-3868526851
19,99 € (auch als E-Book für 14,99 erhältlich, ich rate zur Print-Ausgabe)

 

  1. den Geruch der Wurstebrüh hab ich immer noch in der Nase!
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