Ringen raus?

Ich interessier mich normal nicht für Ringen als Sportart. Männern, die sich aggressiv betasten, zuschauen? Eigentlich nicht. Nicht mein Ding. Von daher sollte es mir eigentlich vollkommen egal sein, ob das IOC Ringen ab 2020 im olympischen Programm lässt oder nicht. Wer braucht das wirklich? Doch wohl niemand? Oder?

Andererseits: Olympia ist für alle. Und Ringen ist in gar nicht mal so wenigen Ländern eine beinahe so große Nummer wie Fußball hierzulande.  Bloß weil mich etwas nicht interessiert, muss man es ja nicht gleich abschaffen.

Und: einer der größten olympischen Gänsehaut-Momente, die ich miterleben durfte, war ausgerechnet bei dieser Sportart, die mich nicht interesiert. Beim Ringen. Das war 1972, bei den Spielen in München, da war Chris Taylor der große Aufreger: 1,96 groß, über 200 Kilo schwer, „Riesenbaby“ wurde er genannt, weil er sich einfach auf seine Gegner drauflehnte und sie mit schierer Masse zu erdrücken schien.

Mit dieser Taktik hat Taylor sich die Bronzemedaille im Freistil geholt, und auf dem Weg zu diesem Podestplatz hat er die deutsche Ringerlegende Wilfried Dietrich, den „Kran von Schifferstadt“ förmlich pulverisiert. War ja eh wurscht für Dietrich, die 72er Spiele in München waren sein letztes Hurra, da war er schon 39 Jahre alt, trotz zahlloser nationaler und internationaler Titel erwartete da niemand mehr was von ihm.

Tja, und dann kam der Wettbewerb im griechisch-römischen Stil. Wieder schien er total chancenlos gegen Taylor. Und dann entkorkte Dietrich diese unglaubliche Nummer: 

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Video-Link: http://youtu.be/n79wBw_LJ9Y

Wie gesagt, ich hab keine Ahnung vom Ringen. Aber Dietrich-Taylor ist Sport in Reinkultur. Der Underdog, der wenige Tage zuvor besiegt wurde, triumphiert in größtmöglicher Weise. Wahnsinn. Und das im Ringen, ausgerechnet!

Deswegen weiß ich nicht: Soll man den Schnitt machen und die Sportart aus dem olympischen Programm rauswerfen, wie es das IOC ab 2020 plant? Oder steckt in dieser Sportart soviel sportliches und emotionales Potenzial, dass sie über 2020 hinaus zu den Spielen gehören sollte?

Was meint ihr?

Ringen nicht mehr olympisch - ja oder nein?

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5 Antworten zu Ringen raus?

  1. AvatarBoxerklaus sagt:

    Nicht nur dass Ringen zu den ältesten olypischen Disziplinen zählt, dieser Sport vereint Kraft, Geschicklichkeit und Schnelligkeit in anschaulicher und auch in ästhetischer Weise.
    Die Dopinggefahr ist meiner Meinung nach lange nicht so hoch anzusehen wie bei den typischen Massensporteranstaltungen wie z.B. Radsport oder Fussball.

  2. AvatarThomas sagt:

    Ich oute mich mal als Nicht-Olympia-Enthusiast, und dennoch denke ich, dass Ringen zu Olympia einfach dazugehört. Stattdessen könnte ich gut aufs Golf als olympische Disziplin verzichten.
    Aber wie es scheint, Geld/Quoten/Werbung regiert die Welt. Und da haben die Ringer wohl einfach keine gute Lobby-Arbeit geleistet.

  3. AvatarPlatzger sagt:

    denke auch, dass dann eher Golf überhaupt nichts an Olympia zu suchen hat. Uebrigens genausowenig wie Fussball. Da gibts die WM, die zählt und sonst rein gar nichts.

  4. Beim Golf bin ich d’accord, Fußball würde ich durchaus olympisch lassen. Weil hier noch wirkliche Überraschungen möglich sind, bei der WM machen die großen Nationen den Titel eh unter sich aus.

  5. AvatarPlatzger sagt:

    dann noch lieber platzgen olympisch als Fussball;)

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