Radkram-Dienstag (V): Manometer

Rad fahren macht Spaß. Und damit Euch eine Panne oder schlechtes Wetter nicht die gute Laune verderben, gibt es unsere Serie: Radkram-Dienstag. Ein Teil nach dem anderen krame ich aus meinem Radrucksack und erkläre, warum ich es so nützlich finde, dass ich es permanent auf dem Rad mit mir rumschleppe. Heute: Manometer.

05_rd_manometerMusstet Ihr auch immer Euren Opa fragen, wenn Ihr als Kind das Rad aufgepumpt haben wolltet? Damals waren noch in jedem Laufrad die elenden Dunlopventile verbaut. Da musste nicht nur gegen den Druck im Reifen angepumpt werden, sondern auch noch gegen diesen ollen Minigummischlauch, der am Dunlopventil die Luft im Reifen hielt. Opa pumpte dann ‘ne Weile. Irgendwann drückte er mit dem Daumen auf den Reifen und dann hieß es:”Kannst wieder fahren.” Eines Tages kam Opa dann mit neuen Ventilen um die Ecke. Das seien jetzt Blitzventile! Jaha! Und tatsächlich. Das Rad ließ sich wesentlich leichter aufpumpen. Denn: Der stramme Gummischlauch am Dunlopventil war durch ein kleines Kügelchen ersetzt worden, das den Weg ins Reifeninnere zumindest während des Pumpvorgangs frei gab. Der Luftdruck wurde weiter mit dem Daumen “kontrolliert”.

Das Sclaverand-Ventil ist zwar schon seit 1897 auf dem Markt und bietet wie das Autoventil die Möglichkeit den Luftdruck im Reifen zu messen – und zwar ziemlich genau. Radrennfahrer schwören nicht nur deshalb seit Olims-Zeiten auf dieses Ventil, sondern auch wegen der geringen Baugröße. Damit lassen sich viel schmalere Felgen realisieren, da die Bohrung für’s Ventil wesentlich kleiner ausfallen kann. Höhere Reifendrücke als beim Dunlop sind ebenfalls möglich.

Aber kommen wir zur Sache. Ein Kollege kam vor einiger Zeit mit seinem neuen Urban-Bike (der Begriff Herrenrad scheint ausgedient zu haben) angekleckert. Viel zu schwer, aber ansonsten gar nicht schlecht das Ding. Er hätte mal ‘ne blöde Frage, wie man das denn aufpumpen würde. Schnell erklärt, dass sein neues Rädchen ein Sclaverand-Ventil hätte und dass man da nicht nur die Ventilkappe ab-, sondern auch noch ein kleines Schräubchen am Ventilstößel auffummeln müsse. Ich empfahl ihm dann auch noch, die Noname-Reifen gegen Marken-Schluffen mit Pannenschutz zu tauschen.

Gesagt, vertan. Nach ein paar Monaten kam er und meinte: Die von mir empfohlenen Reifen seien zwar in ganz Ordnung, der Händler habe ihm aber olles Material angedreht. Die Flanken wären nämlich schon ganz bröselig. Jetzt wolle er reklamieren. Ich ahnte, welches Inferno jetzt losbrechen sollte. Der Händler zog ein Manometer aus der Tasche, prüfte den Reifendruck und sagte:”Da ist zu wenig Luft drin. Der Reifen walkt. Daher sind die Flanken zerbröselt. Reklamation ausgeschlossen.”

Was war passiert? Der Kollege hatte seine flatsch neuen Pneus nach Opas Daumendruckmethode aufgepumpt. Das reicht für moderne Fahrradreifen aber nicht. Die haben auf den Flanken Mini- und Maximaldrücke vermerkt, an die man sich halten sollte, wenn man lange Freude an den Teilen haben will. Ein Manometer mit Digitalanzeige kostet heute keine 15 Euro mehr und einmal die Woche messen macht den Unterschied, ob ein Reifen nach ein paar Betriebsstunden oder nach Monaten verschlissen ist. Auch nach einer Panne lässt sich im Handumdrehen feststellen, wieviel Armschmalz denn noch ins Pumpen zu investieren ist. Ich hab’s immer dabei.

 

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