Duell der Kerle

Feuerwerk

Justav Kapitulski und Jerd Klawuttke sind jute Freunde, die besten Kumpels sozusajen. Man kennt sich seit Jahren und sieht sich mindestens dreimal de Woche inna jemeinsamen Stammbudike. Da zischt man denn Molle mit Korn, kiekt jemeinsam Fußball und steht zu den Klängen der Nationalhymne uff und vajießt dabei schon mal ne Träne!

Doch eenmal im Jahr, jenau jesacht am 30. Dezemba, awacht ihre Feindschaft. Der Jahreswechsel steht an und da kennen Kapitulski und Klawuttke keene Verwandt- und Freundschaften. Se wollen de besten in der Straße sein und dit jrößte Feuerwerk präsentieren. So jehn se, natürlich heimlich, um sich nich in de Karten kieken zu lassen, los und füllen ihr Munitionsdepot.

 

Silvesta pünktlich 5 vor 12 aschien Kapitulski uff de Bildfläche. Mit dabei seine zwölfjährijen Zwillinge Olaf und Ole, die schon mal nen Paket Knallfrösche im Hauseinjang Nummer 13 zündeten. Klawuttke ließ nich lange uff sich warten und tauchte kurz nach Kapitulski zusammen mit dem fuffzehnjährijen Sohnemann Sven uff. In der Straße waren alle Fenster mit den jespannten Nachbarn besetzt.

Punkt zwölf jing dit Duell denn los. Kapitulski zündete, anjefeuert von seinen Jören, dit „Superbrilliant-Familienfeuerwerk“. Klawuttke antwortete, assistiert von Sven, mit der „Megagigant-Familienpackung“. Eins zu eins!

 

Nu zündete Kapitulski seine „Glitzer-Nachtkometraketen“. Klawuttke feuerte mit „Jumbo-Kristallraketen“ zurück. Zwee zu zwee!

 

Kapitulski holte seine „Kubischen Kanonenschläge“ vor, die er in kurzen Abständen in die Luft jagte. Klawuttke entzündete eenen Schwall „Tarantella- Untertassen mit Soundeffekt“. Drei zu drei!

 

Olaf und Ole reichten dem Papi nu dit „XXL-Powerkracherset“. Hastich riss Kapitulski dit Riesenpaket uff und lies de Knaller in de Luft fliejen. Sven jab dem Vater den Karton mit den „Giga-Devilböllern“. Vier zu vier!

 

Nu reichte et Kapitulski. Er zog seine Signalpistole und schoss mehrere Salven Leuchtspurmunition in den nächtlichen Neujahrshimmel. Doch Klawuttke hatte sich ooch so eene Wumme besorcht und antwortete prompt. Fünf zu fünf!

 

Kapitulski war entsetzt und holte seine letzten Joker hervor. Mehrere Pakete „Bombastica-Riesen-China-Böller“, die er zusammen mit Olaf und Ole zeitjleich mit den „Diavolo-Feuerwerksraketen“ abbrannte. „Nu iss aba jut, der Sieg iss unsa“, sachte er zu seinen Bengels.

 

Doch Klawuttke hatte die Schmach aus dem letzten Jahr, wo er verloren hatte, noch nich vajessen. Aus eenem Jeschäft von weit her hatte er sich mehrere „Mammut-zweihundert-Schuss- Nachtsonnenbatterien“ besorcht. Zusammen mit mehreren Paketen „Super-Donnerkanonenschlägen“ holte er jemeinsam mit Sven zum letzten Schlag aus. Die Nachtsonnen schossen funkelt in alle Richtungen empor und ahellten die Straße leuchtend und jrell. Die „Super-Donnerkanonenschläge“ krachten mit ohrenbetäubenden Lärm auseenander. Olaf und Ole kriechten den Mund nich mehr zu und staunten Bauklötza. Kapitulski war sprachlos, er musste kapitulieren. Fünf zu sechs für Klawuttke, da war sich die Straße einich.

 

Jeschlajen mit jesenkten Häuptern schlichen Kapitulskis nach Hause. Dort jenehmichte sich dit Familienoberhaupt noch einije Mollen mit Korn und sackte denn uff dem Wohnzimmasofa zusammen.

 

Klawuttke und Sohn feierten ihren Triumpf. Se klatschen sich kumpelhaft jejen de Hände und zojen erhobenen Hauptes unta den respektvollen Blicken der Nachbarn jen Heimat. Dort holte Klawuttke den echten französischen Cognac hervor, den er zu Weehnachten jeschenkt bekommen hatte und kredenzte sich nu einije Schwenka. Ooch Sven durfte mal nippen, er iss ja schon fuffzehn.

 

Keene Jeschichte ohne Happyend. Ooch diese hat eens. Schließlich aschienen Kapitulski und Klawuttke pünktlich um zehn in ihrer Stammbudike zum Katafrühstück. Zunächst beachtete man sich nich und aß jeda für sich nen Rollmops und nen Hackepetabrötchen. Um elf jab der Jastwirt ne Runde „Neujahrsjedeck“ aus. Natürlich bestellten Kapitulski und Klawuttke mehr. Nach der fünften Molle mit Korn bot Klawuttke seinem alten Kumpel dit du an, wat diesa alladings übahörte. Sechs Jedecke weita kam Kapitulski denn doch uff dit Anjebot zurück und man aneuerte de Freundschaft. Wie et weita jeht, da braucht man nur den Anfang der Jeschichte zu lesen und ooch wat nächstet Silvesta los iss…

Jeboren wurde ick in den 1960er Jahren als Axel Gödel mitten in Berlin. Da meene Eltern ooch schon hier dit Licht der Welt ablickten, bin ick somit een waschechta Berliner. Uffjewachsen in Kreuzberch, alernte ick nie Hochdeutsch. Deshalb treibe ick seit einijer Zeit uff Berlinerisch im World Wide Web meen Unwesen und vaöffentliche Kurzgeschichten und Blogartikel, unter anderem uff “Berliner Dialekt” und bei “Da kiekste, wa? – Berlin typisch“.

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