[Roberts Blu-rays] Schwierige Entscheidung – Mel Gibsons „Hacksaw Ridge“

Zweiter Weltkrieg im Frühling 1945: Während des Kampfes um die japanische Insel Okinawa sticht ein einziger Mann aus der Masse der US-Soldaten heraus. Der Kriegsdienstverweigerer Desmond Doss riskiert alles und kämpft unbewaffnet bis zur völligen Erschöpfung für das Leben seiner verwundeten Kameraden. Was später als Heldentat belohnt werden soll, beschert Desmond Doss zunächst großes Misstrauen und Verachtung in den eigenen Reihen. Dennoch setzt er sich unerschrocken für seine Prinzipien ein und rettet in der entscheidenden Schlacht unzähligen Männern das Leben.


Es fällt mir nicht leicht, „Hacksaw Ridge – Die Entscheidung“ fair zu beurteilen. Denn zunächst einmal ist der Film ein „typisch amerikanische Heldenepos“. Ein, wenn auch etwas skurriler, junger Mann kämpft sich für seine Überzeugungen durch alle Instanzen und sämtliche, unüberwindbar scheinende, Widerstände. Und steht am Ende als strahlender Held da. Na prima. Haben wir so, oder so ähnlich, schon tausend Mal gesehen. Mindestens. Was „Hacksaw Ridge“ dagegen einzigartig macht ist die Tatsache, dass es Desmond Doss und seine Geschichte wirklich gegeben hat. Und, dass der Kerl im waffenverrückten Amerika als Pazifist, der sich weigerte, eine Pistole oder ein Gewehr auch nur zu berühren, zum Kriegshelden wurde.

Die erste Hälfte des gut zweistündigen Epos passiert eigentlich nicht viel. Gezeigt werden die Kindheit und Jugend, seine erste (und für den Rest des Lebens einzige) große Liebe. Und vor allem sein Weg durch alle Instanzen und gegen sämtliche Widerstände der militärischen Grundausbildung. Das, was wir zu sehen bekommen, ist schön anzusehen und gut inszeniert. Doch an sich bietet der etwas lange „Vorspann“ nicht viel Neues. Interessant wird’s, wenn die US-Truppen die japanische Insel betreten. Das, was uns Kameramann Simon Duggan unter der Regie von Mel Gibson hier zeigt, nimmt dem Betrachter den Atem. Ich habe die Brutalität, die Gräuel und Rücksichtlosigkeit des Krieges noch nie in dieser Wucht in einem Film gesehen. FSK 16 ist m.E. schon hart an der Grenze. Hier Menschenleben – übrigens auch die von japanischen Soldaten – zu retten ohne selbst eine Waffe zu tragen, gibt „Hacksaw Ridge“ eine Tiefe, die ich bei einem Film dieses Genres nie erwartet hätte.

„Während alle anderen Leben nehmen, werde ich Leben retten. So werde ich unserem Land dienen.“

Desmond Doss ist ein gläubiger Mann, der während des zweiten Weltkriegs als US-Soldat in Japan stationiert wird. Doch aufgrund seines Glaubens weigert er sich, eine Waffe zu tragen, geschweige denn jemanden damit zu töten. Seine Vorgesetzten sträuben sich zuerst, beugen sich aber schließlich dem Wunsch des „Feiglings“. Anfeindungen und Verachtung Seitens seiner Kompanie ausgesetzt, bleibt Desmond Doss jedoch seinen Prinzipien treu und zeigt, dass wahrer Mut nichts mit Waffenkraft oder Gewalt zu tun haben muss. Er rettet unzähligen Kameraden das Leben und geht damit als Kriegsheld, dem die „Medal of Honor“ verliehen wurde, in Amerikas Geschichte ein.

Im Frühling des Jahres 1945, als im Pazifikkrieg die letzten und tödlichsten Tage anbrachen und die amerikanischen Streitkräfte auf Okinawa in einige der heftigsten Kämpfe der Militärgeschichte verwickelt wurden, stach ein Einzelner unter all den anderen Soldaten hervor. Das war Desmond T. Doss, ein Mann, der den Dienst an der Waffe verweigert und sich geschworen hatte, nie zu töten, und dann mit großem Mut als unbewaffneter Sanitäter in der Infanterie diente. Dieser Mann rettete im Alleingang und unter tödlichem Beschuss das Leben von Dutzenden seiner verwundet zurückgebliebenen Kameraden, ohne auch nur eine einzige Kugel abzufeuern.

Doss war Angehöriger der Freikirche der Siebenten-Tag-Adventisten und in seinen Überzeugungen unbeirrbar. Er lebte in Virginia, als er sich freiwillig zum Dienst in der U.S. Army verpflichtete. Kämpfen wollte er nicht, stattdessen wollte er als „nicht kämpfender“ Sanitäter seinem Land dienen. Das Militär war mit einem solchen Ansinnen überhaupt nicht vertraut, trotzdem beharrte Doss darauf. Anfangs wurde der hagere Vegetarier, der Samstag kein militärisches Training absolvieren, geschweige denn je eine Waffe tragen wollte, von seinen Kameraden misshandelt.

Sie waren überzeugt davon, dass er eine gefährliche Belastung für sie darstellen würde, wenn sie gemeinsam im Schützenloch lägen. Und deshalb versuchten sie alles, um ihn aus der Armee hinauszujagen. Aber Doss hielt durch und das bis Okinawa, wo seine Einheit den Befehl erhielt, an der Erstürmung der massiven Steilwand von Maeda, auch als Hacksaw Ridge bekannt, teilzunehmen – ein nahezu unmögliches Vorhaben. Ganz oben auf dieser 122 Meter hohen Felswand waren schwer befestigte Maschinengewehrnester, Sprengfallen und japanische Soldaten in Höhlen versteckt, die geschworen hatten, bis zum Tod zu kämpfen.

An diesem Ort bewies Doss, dass er nicht nur von Prinzipien, sondern auch von außergewöhnlichem Mut angetrieben wurde. Als er und seine Kameraden bei einem verzweifelten Angriff unter starken Beschuss gerieten, weigerte sich Doss, Deckung zu suchen. Als dann sein Bataillon den Befehl zum Rückzug erhielt, blieb er allein zurück, lief er wiederholt in die Todeszone. Nur mit seinen Überzeugungen bewaffnet, schleppte er, einer Schätzung nach, etwa 75 schwer verwundete Kameraden in Sicherheit, die ohne seine Hilfe sicher gestorben wären.

Universum Film GmbH präsentiert „Hacksaw Ridge – Die Entscheidung“ ab 09. Juni 2017 auf Blu-ray Disc™ 4K Ultra HD, Blu-ray Disc™, DVD und als VoD.
Das Rezensionsexemplar und die Gewinnspielpreise wurden von Universum Film GmbH zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns herzlich.

Originaltitel Hacksaw Ridge
Land / Jahr: USA, GB / 2016
Genre: Abenteuer, Action, Drama, Kriegsfilm
Darsteller: Andrew Garfield: Desmond T. Doss, Teresa Palmer: Dorothy Schutte, Sam Worthington: Captain Jack Glover, Luke Bracey: Pvt. Smitty Ryker, Vince Vaughn: Sergeant Howell, Hugo Weaving: Tom Doss, Rachel Griffiths: Bertha Doss, Luke Pegler: Pvt. Milt „Hollywood“ Zane, Richard Pyros: Pvt. Randall „Lehrer“ Fuller, Ben Mingay: Pvt. Grease Nolan, Jacob Warner: Pvt. James Pinnick, Goran D. Kleut: Pvt. Andy „Ghoul“ Walker, Milo Gibson: Pvt. Lucky Ford, Nico Cortez: Pvt. Wal „Häuptling“ Kirzinski, Damien Thomlinson: Pvt. Ralph Morgan, Firass Dirani: Pvt. Vito Rinnelli, Michael Sheasby: Pvt. Tex Lewis, Harry Greenwood: Pvt. Henry Brown, Ori Pfeffer: Sanitäter Irv Schecter, Ryan Corr: Lieutenant Manville, Sam Parsonson: 96th Soldat Bob, Nathaniel Buzolic: Harold Doss, Darcy Bryce: junger Desmond, Roman Guerriero: junger Harold, Benedict Hardie: Captain Daniels, Robert Morgan: Colonel Sangston, Richard Roxburgh: Colonel Stelzer, Dennis Kreusler: Sergeant Amos, Charles Jacobs: Pvt. Webb, Ben O’Toole: Corporal Jessop, John Cannon: Corporal Cannon, Sean Lynch: Popeye, Matt Nable: Colonel Cooney, Philip Quast: Richter, Bill Young: General Musgrove u. a.
Regie: Mel Gibson
Drehbuch: Robert Schenkkan, Andrew Knight
Produktion: David Permut, Bill Mechanic, Brian Oliver, William D. Johnson, Bruce Davey, Paul Currie, Terry Benedict
Kamera: Simon Duggan
Musik: Rupert Gregson-Williams
Schnitt: John Gilbert
FSK: 16

Blu-ray Disc™
Laufzeit: ca. 139 Min. + 120 Min. Bonus
Bildformat: Full HD 16:9 (2,40:1)
Tonformat: DTS-HD 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte
Extras: Interviews mit Cast & Crew, The Soul of War: Making Hacksaw Ridge, Deleted Scenes

Webseite zum Film: Hacksaw Ridge – Die Entscheidung

Gewinnspiel
Es gibt was zu gewinnen, und zwar

1 x je eine Blu-ray Disc™ „Hacksaw Ridge – Die Entscheidung“
1 x T-Shirt
1 x Cap

Gebt einfach einen Kommentar zu diesem Posting ab und teilt uns mit, welcher Film zum Thema „Krieg“ euch bisher am meisten beeindruckt hat. Eine kurze Begründung, warum es ausgerechnet der von euch genannte Film ist, wäre nett, ist aber nicht Bedingung. Dafür habt ihr bis zum 22.06.2017 24.00 Uhr Zeit, dann schließen wir die kommentare und verlosen unsere drei Preise unter allen Teilnehmern. Mitarbeiter von nassrasur.com und Universum Film dürfen nicht mitmachen, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Spaß!

Robert Hill, freier Journalist und Fotograf. Kommt eigentlich aus München, wohnt im Taunus. Mag mechanische Uhren und klassische Kameras. Fotografiert, wenn privat, immer noch am liebsten auf Diafilm. Hat es geschafft, im letzten Jahr mehr Kilometer mit dem Fahrrad als mit dem Auto zu fahren. In “Roberts Blu-rays” stellt er in unregelmäßiger Reihenfolge Neuerscheinungen vor, die vielleicht interessant für euch sind. Weitere Filmtipps von Robert findet ihr unter www.film-blog.tv.

Update:
Einsendeschluss, wir haben gelost. Peter hat die Basecap gewonnen, Vanessa das T-Shirt und Eveline die Blu-ray. Wir danken allen Teilnehmern fürs mitmachen.

 

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18 Antworten zu [Roberts Blu-rays] Schwierige Entscheidung – Mel Gibsons „Hacksaw Ridge“

  1. AvatarAlina Evers sagt:

    Die Vier Federn

    Mich beeindruckt bei diesem Film gerade das Zwischenmenschliche. Es geht um Mahdi-Aufstand um 1821 im Sudan. Auch das britische Regiment zieht nach einiger Zeit in den Krieg.

    Zum einen ist es absolut faszinierend zu sehen wie die Soldaten in einem ihnen gänzlich unbekannten Land zurechtkommen. In der Wüste waren sie bisher noch nie, der Glaube bzw. die Religion is ihnen fremd und auch die Art und Weise ihrer Gegner zu kämpfen, ist für sie ungewohnt und durchaus befremdlich. Damit treffen zwei völlig verschiedenen Kulturen aufeinander.
    Nun aber zu dem Part, der mich immer wieder fasziniert und beeindruckt. In einem Krieg oder einer Schlacht geht es irgendwann nicht mehr unbedingt um die Sache wofür man kämpft, sonder um die Kameraden und Freude mit denen man Seite an Seite kämpft und die man sterben sieht und verliert. Man kämpft füreinander und beschützt, verteidigt sich gegenseitig. Viele sind auch bereit sich zu opfern oder ein großes Risiko einzugehen, um andere dadurch zu retten.

    In „Die Vier Federn“ sehen wir eine Gruppe von Freunden, die am Anfang noch keine richtige Vorstellung vom Krieg haben und herumalbern. Wir verfolgen einen Soldaten, der genau weiß, was sie alle erwartet und Angst hat. Diese Angst ist verständlich und jeder hat sie. Weil ihm sein Leben und seine Zukunft mehr bedeuten als irgendwo in der Wüste für eine für ihn unbedeutende Sache zu sterben wichtiger ist, verlässt er das Regiment und seither als Feigling verschrien. Sein vorher wundervolles Leben stürzt in sich zusammen, bis er beschließt, selbst in die Wüste zu ziehen um für seine Freunde zu kämpfen und ihnen zu helfen, wenn es möglich ist. Am Ende ist er eigentlich viel mutiger als jeder anderer, jedoch rührt das nur von seiner Freundschaft her und nicht, weil man ihm einen Befehl gegeben hat.

    Das Fremde Land, die Freundschaft, der Stolz und vieles andere an dem Film beeindrucken mich immer wieder. Ich liebe diesen Film und fühle und leide immerzu mit den Freunden mit und erkenne die Schrecken des Krieges, die einen verfolgen.

  2. AvatarMarcus Zitt sagt:

    M.A.S.H. Es wird schon auf sarkastischer Art und Weise gezeigt , wie unsinnig ein Krieg ist

  3. AvatarSteff sagt:

    Platoon, für mich der beste Kriegsfilm neben Full Metall Jacket

  4. AvatarDieter F. sagt:

    Für mich ist „Der Soldat James Ryan“ der beste Kriegsfilm weil er eine Topbesetzung hat.

  5. AvatarKai sagt:

    Apocalypse Now – wenn man um die Umstände des Drehens weiss, ein Wunder, dass es diesen Film überhaupt gibt. Driftet am Schluss ziemlich in den Wahnsinn ab, was aber doch zu Krieg gut passt.
    Die o.g. Filme Platoon und Full Metal Jacket sind aber auch klasse!

  6. AvatarMatthias sagt:

    Das Boot rockt die Panik von Krieg unter Wasser.

  7. AvatarWild Norbert sagt:

    „Der Soldat James Ryan“, ich habe keinen gesehen der besser war. Habe ihn im Kino und auf DVD gesehen

  8. AvatarAndrea sagt:

    Für mich der Film „Schindlers Liste“. Finde ich immer wieder interessant.

  9. AvatarEveline sagt:

    „Das Boot“.Diesen Film habe ich mehrfach gesehen. Durch die Enge im U-Boot entsteht eine bedrückende Atmosphäre und Spannung, die den Zuschauer völlig in den Bann zieht.

  10. AvatarVanessa sagt:

    Für mich ist es Napola-Elite für den Führer.

    Mega gut gemachte deutsche Produktion.

  11. AvatarBen sagt:

    Der Soldat James Ryan,
    spannend

  12. AvatarPeter sagt:

    „Apocalypse Now“ wegen der großartigen schauspielerischen Leistung von Marlon Brando.

  13. AvatarGabriela sagt:

    Weil ich ein Fan von Steve McQueen bin: „Gesprengte Ketten“

  14. AvatarDiana sagt:

    Schindlers Liste fand ich sehr berührend

  15. AvatarMartina sagt:

    Mich hat das Epos Krieg und Frieden beeindruckt

  16. AvatarTilman sagt:

    Flags of our fathers

  17. AvatarBarbara sagt:

    Der Soldat James Ryan, hat einfach Eindruck hinterlassen

  18. AvatarAndrea Braun sagt:

    Schindlers Liste, weil es uns lehrt wie man durch Menschlichkeit zum Helden werden kann.

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