Es gibt Filme, die treffen einen einigermaßen unvorbereitet. Das war bei mir mit „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“ der Fall. Den hab ich im Fernsehen gesehen, da war ich zwölf, dreizehn Jahre alt und hatte mich auf einen Western mit John Wayne, James Stewart und Lee Marvin gefreut, Super-Besetzung. Und dann fängt der Film damit an, dass James Stewart als alter Sack zu John Wanes Beerdigung fährt. Ich hätte beinahe die Glotze ausgemacht und weiter in meinem Lassiter-Heft gelesen. Gottseidank bin ich dran geblieben, sonst hätte ich erst viele Jahre später verstanden, was für ein tolles, vielfältiges und, ja, profundes Film-Genre der Western sein kann. weiterlesen… →
Am kommenden Mittwoch veranstaltet 3sat dankenswerterweise mal wieder einen Westerntag: ab 11 Uhr früh gibt’s Pferdeopern satt, die Genre-Klassiker reihen sich aneinander wie Perlen auf der Schnur. Mein persönliches Highlight kommt um 18:15, da satteln Burt Lancaster und Kirk Douglas, eins der stärksten Schauspieler-Duos der Filmgeschichte auf: „Zwei rechnen ab“ ist einer der besten Wyatt-Earp-Filme überhaupt (die Nr. 2 auf unserer Liste!). Historisch gesehen ist das natürlich pathetischer Quatsch, aber wer schert sich bei einem gescheiten Western schon um politische oder historische Korrektheit? In „Zwei rechnen ab“ haben wir einen brillaten Cast, eine kernige Regie (John Sturges) und einen herrlich altmodischen Soundtrack vom Dimitri Tiomkin. das ganze Programm für den 3sat-Western-Tag findet ihr hier.
Diese Woche ist der Tipp der Woche zwiespältig bis zweigeteilt. Am kommenden Sonntag gibt es nämlich zwei Fernsehangebote, zwischen denen die Entscheidung durchaus schwer fällt1Natürlich nur, wenn man keinen Festplattenrecorder hat[/efn-note]. In der ARD um 20 Uhr 15 ein neuer Murot-Tatort mit Ulrich Tukur. Parallel dazu gibt’s auf RTL die TV-Premiere von „Fast & Furious: Hobbs & Shaw“ mit den Action-Giganten Dwayne Johnson und Jason Statham. weiterlesen… →
Die Berliner Mauer war ein schändliches Bauwerk, daran gibt es keinen Zweifel. Aber dieses unmenschliche Beton-Gebilde, dass Berlin beinahe drei Jahrzehnte zerschnitten hat, inspirierte während ihrer Exstenz zu einigen der spannendsten, atmosphärisch dichtesten Spionage-Geschichten aller Zeiten, man denke nur an „Der Spion, der aus der Kälte kam“ oder „Finale in Berlin“. Den Spirit dieser Filme fängt die im letzten Jahr für Magenta TV produzierte Serie „Spy City“ beinahe perfekt ein. 1961, kurz vor dem Bau der Mauer, wird der in Ungnade gefallene britische Agent Fielding Scott (Dominic Cooper, der schon in „Fleming – der Mann, der Bond wurde“ positiv aufgefallen ist) nach Berlin geschickt, zunächst, um einen ostdeutschen Wissenschaftler in den Westen zu schleusen. Diese Aktion endet tragisch, und ab jetzt muss Scott den Verräter ausfindig machen, der diesen Coup vereitelt hat. Das damalige Berlin ist die atmosphärisch dichte Kulisse für ein Intrigenspiel, bei dem jeder jeden mehrfach über’s Ohr hat. Das ist verzwickt, das ist spannend, das ist allerbeste Unterhaltung. Und was da gequarzt und gesoffen wird… man möchte glatt die 60er Jahre wiederhaben. Am kommenden Sonntag laufen die letzten beiden Folgen ab 22 Uhr 15 im ZDF, die ganze Serie kann man in der Mediathek anschauen, es lohnt sich.
Die meisten Katastrophen beginnen als gute Idee: Auch die Brüder Max und Jake halten es für einen genialen Einfall, einen tödlichen Verkehrsunfall zu vertuschen, anstatt die Polizei zu alarmieren. Sie setzen also das Unfallopfer, den Rentner Walter, in seinen Fernsehsessel und hoffen, dass er als „friedlich verstorben“ durchgeht. Und dann geht die Party los. Die beiden Brüder haben so eine Kette von Verwicklungen und Verdächtigungen ausgelöst, in der ein Dominostein säuberlich den nächsten zum Umfallen bringt: binnen kürzester Frist kämpfen die Brüder ums nackte Überleben. Das ist mordsspannend, das enthält jede Menge schwarzen Humor, das ist gemein bis böse und streckenweise saukomisch, das ist ein Vierteiler, wie ihn die Briten immer noch am Besten hinkriegen. „Guilt“ ist eine von der schottischen BBC produzierte Serie, die vier Folgen der ersten Staffel laufen heute ab 22 Uhr 05 auf arte. In der arte-mediathek sind sie natürlich auch zu besichtigen.
Zwei Brüder, die sich jahrelang nicht gesehen haben, treffen sich bei der Beerdigung ihres Vaters wieder, prügeln sich prompt am offenen Grab und brechen wenige Stunden später auf ihren alten Mofas zu einem Roadtrip an die Ostsee auf, um dort endlich mal gepflegt ins Meer zu pinkeln… Ja, eine solche Filmhandlung kennt man, eine derartige Kombi aus Buddy- und Roadmovie hat man öfters schon gesehen, aber selten so gelungen wie in „25 km/h„. Dafür verantwortlich ist das mit komischen Situationen und Dialogen gespickte Buch von Oliver Ziegenbalg, die kongeniale Regie von Markus Goller, vor allem aber wird der Film von den beiden Hauptdarstellern Bjarne Mädel und Lars Eidinger getragen. Das sind grandiose Komiker und Menschendarsteller, zwischen denen die Chemie hundertprozentig stimmt. „25 km/h“ ist eine der besten deutschen Filmkomödien überhaupt, eine lässiges Roadmovie voller Lacher und Wehmut. Wer den Film im Kino oder im Stream verpasst hat, kann ihn sich heute um 20 Uhr 15 auf Sat1 angucken.
Wenn etwas aus der Mode gekommen ist, dann ist das der Monumentalfilm, also in jeder Hinsicht überdimensionierte Filme, die vor allen Dingen mit enormen Schauwerten das Publikum ins Kino locken wollen. Das Genre hatte seine Höhepunkte in den 50ern und 60ern, seitdem wird der Monumentalfilm nur noch sporadisch bedient, bzw. wenn Peter Jackson mal wieder so richtig auf die Kacke hauen will, dann bekommen wir wieder einen zu sehen, meistens als Trilogie. Ansonsten gilt der Monumentalfilm hierzulande als infantil, als cineastisch dubios, als potenzielles Kassengift. Was zur Folge hatte, das ein absolutes Meisterwerk des Genres, John Woos fantastisches „Red Cliff“ hierzulande nur in einer grotesk verstümmelten Version anzuschauen war. Der Film, der sich um eine der bedeutendsten Schlachten der chinesischen Geschichte aus dem Jahr 208 n. Chr. dreht, dauert satte 7 Stunden(!) und kam in Asien in zwei Teilen in die Kinos. Hierzulande hat man erst gar nicht versucht, ihn in die Kinos zu bringen, sondern ihn stattdessen in einer extrem zusammengeschnittenen Fassung auf DVD und Blu-ray rausgehauen. Was verdammt schade ist.
Mal abgesehen von der grundsätzlichen Überlegung, ob derartige cineastische Kraftakte noch zeitgemäß sind: das ist großes, klassisches Kino mit einer absolut exquisiten Bildkomposition, stellenweiser genialer Kampfchoreographie im Großen wie im Kleinen und – in der langen Fassung – ein ständiger, souveräner Wechsel zwischen betäubenden Action-Szenen und ruhigen, kontemplativen Sequenzen. „Red Cliff“ ist ein Meisterwerk des konservativen Kinos, punktum.
Die gekürzte Fassung läuft in der Nacht von Freitag auf Samstag um 2:30 Uhr auf ProSieben. Ich empfehle jedem, der den Film noch nicht kennt, wachzubleiben bzw. den Festplattenrecorder entsprechend zu timen. Schaut eine halbe Stunde rein, wenn ihr dann nicht sofort die ungekürzte Fassung auf Disc ordert, weiß ich auch nicht. Großes, monumentales(!) Kino!
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