Mit Staunen habe ich in den letzten Tagen ein paar Diskussionen verfolgt, in denen das Anschauen von Fußballspielen des laufenden Turniers in Qatar zur moralischen Frage erhoben wurde. Darf man sich Spiele anschauen, oder ist das irgendwie moralisch bäh? Die Fragestellung an sich ist schon absurd: Unmoralisch gehandelt haben die Korrumepls vom Exekutiv-Komitee der FIFA, die sich von den moralisch ebenfalls nicht ganz astreinen Scheichs haben bestechen lassen. Daraus jetzt eine Art Kontaktschuld abzuleiten auf Menschen, die sich Fußballspiele am Fernsehen anschauen möchten, ist intellektuell einigermaßen kühn. Natürlich darf man sich Fußballspiele, die in Qatar an- und abgepfiffen werden, im Fernsehen anschauen, warum denn nicht. Es soll ja auch Menschen geben, die „Hubert & Staller“ anschauen, obwohl sie mit der CSU nichts am Hut haben. Und – kleiner Tipp am Rande – wenn man aufhört, sich „Hubert & Staller“ anzuschauen, weil man hofft, dadurch Markus Söder zu stürzen, ist man reif für die psychiatrische Abteilung der Schwarzwald-Klinik.
Sollte jetzt jemand denken: „Aha, da schreibt sich jemand seine Rechtfertigung zusammen, dass er trotzdem Fußball gucken kann“, so muss ich den enttäuschen. Ich werde mir tatsächlich keine Partie angucken, weil dieses ganze Turnier sich für mich derart grundfalsch anfühlt, dass ich beim Fußballschauen keine Freude hätte. Das ist meine ganz persönliche Entscheidung, und ich erwarte von niemandem, dass er das Gleiche tut.