Überleben im Dschungel der Großstadt: Star Burger

In der Serie “Überleben im Dschungel der Großstadt” begibt sich mike-o-rama für uns in die Wildnis Berlins und testet ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit Imbiss-Buden, Fast-Food-Restaurants, Supermärkte und Orte, die nie ein zurechnungsfähiger Mensch gesehen hat. Seine Berichte erscheinen auch auf dem Bewertungsportal qype.de.

Star Burger

Juten Morjen, Tristesse

Dass dieser Schuppen noch lebt, überrascht mich jedesmal wenn ich daran vorbeilaufe. Meistens trinken die üblichen Verdächtigen dort ihre Feierabend- bzw. Morgenmolle, allerdings sehe ich unfassbarerweise manchmal dort auch Leute essen.
Das Ding sieht aus als hätte man es 1990, als die Marktwirtschaft hier einzog, in der Eile errichtet und dann sich selber überlassen. Eine ständige Ausstellung im Innenbereich dokumentiert fotografisch die Aufbauarbeiten und die „Entwicklung“ im Laufe der Jahre.
Was sehen wir? Wir sehen eine verwitterte Baracke, die einen notdürftig selbstgezimmerten Eindruck hinterlässt und auf ihre Art eine Verzweiflung ausstrahlt, die man sonst nur in der Storkower Straße auf einer Linie nordwestlich des S-Bahnhofs Landsberger Allee auf Höhe des Pfenniglands vorfindet.
Man erwartet jeden Moment einen Dornenbusch vorbeiwehen und sucht vergeblich den Cowboy, der vor der Bude sitzend „Spiel mir das Lied vom Tod“ auf der Mundharmonika zum Besten gibt. Endzeit, Leute. Sie wissen es nur noch nicht.
Die Burger sind uninspiriert gewöhnlich, dafür aber im Preis ambitioniert. Man hält den Hamburger bzw. Cheeseburger dort tatsächlich für ca. 30% wertvoller als die vergleichbaren Produkte bei Burger King oder McDonalds.
Die Wahrheit tut manchmal weh, Star Burger: Vergiss es.
Auch der dort angebotene „Big Boss“, wohl eine Kampfansage an den „Big King“ oder den „Big Mäc“, startet als Tiger und endet als trauriges Stück Fleischklops mit einem durchgeweichten Häppchen Salat und einem traurigen Zwiebelhalbmond in viel zu viel Lidl-Burgersoße.
Der Gipfel der Obszönität aber ist der „Monster Burger XXL“, der aus 3 überdimensionalen Bratlingen besteht, um die aus Alibigründen ein wenig Brötchen gewickelt und in die ein Salatblättchen eingefaßt ist. Gefühlte 3 Kilo pures Fleisch à 8,40 € für echte Kerle. Okay, zugegeben, so einen Klopper suchen wir bei McDonalds und Burger King (doch doch – das Ding ist noch krasser als ein Triple Whopper) vergebens. Warum wohl?
Die Fritten sind indiskutabel und knüllen sich auf der Stelle zu einem festen Klumpen in Magen und Darm zusammen, den man nur mit Rhizinosöl, Fleckentferner oder einer Klempnerspirale aufgelöst bekommt.
Ich habe aber die böse Ahnung, dass dieses Ding mich überlebt und mir bei meiner Beerdigung einen zerknautschten „Big Boss“ als letzten Gruß ins Grab wirft, sich hämisch darüber amüsierend, dass es ihn auch in weiteren hundert Jahren geben wird. Grusel.

Foto: mike-o-rama