WM 2014: Turniertagebuch Tag 2 – der Schiri mal wieder…

Foto: Steindy (talk) 00:14, 2 January 2010 (UTC) (Own work) [CC-BY-SA-3.0-2.5-2.0-1.0], via Wikimedia Commons

Foto: Steindy (talk) 00:14, 2 January 2010 (UTC) (Own work) [CC-BY-SA-3.0-2.5-2.0-1.0], via Wikimedia Commons

Wir haben keinen Sonderkorrespondenten vor Ort in Brasilien, unsere WM findet im Fernsehen statt, bei Public Viewings, in den Kneipen, wo Männer sich treffen, die Fußball leben und atmen und das Spiel lieben. Hier schreibt Chris Kurbjuhn spieltäglich sein WM-Tagebuch, kommentiert das Geschehen, erzählt Anekdoten und dummes Fußballzeug und erinnert sich an frühere Turniere. Football, bloody hell!

Einen der besten Fan-Zwischenrufe aller Zeiten erlebte ich Anfang der achtziger Jahre im damals fast menschenleeren Olympia-Stadion bei einem Hertha-Spiel (gegen wen hab ich gottseidank vergessen). Ich saß neben einem Hertha-Anhänger. dass heißt, ich merkte 70 Minuten lang nicht, dass überhaupt jemand neben mir saß, den der Mann saß stumm und reglos da und verfolgte das Spiel. Doch dann wurde ein Herthaner (Sorry, auch vergessen, wer das war) im gegnerischen Strafraum gefoult, der Pfiff des Schiedsrichters blieb aus, der Mann neben mir verfärbte sich in Sekundenbruchteilen Richtung dunkelrot, sprang auf und brüllte: „Gebt dem Schiedsrichter eine Bratwurst mit Gift!“ Bis heute weiß ich nicht, wie man in so kurzer Zeit ein an Idiotie und Undurchführbarkeit kaum zu überbietendes Konzept entwickeln kann, denke aber seit gestern Abend, dass Yuichi Nishimura eine Zeit lang kroatische Restaurants meiden sollte. Nur so aus Sicherheitsgründen. weiterlesen…

WM 2014: Turniertagebuch 1. Tag – das schöne Spiel

Foto: Leandro Neumann Ciuffo (Flickr: Maracanã stadium) [CC-BY-2.0], via Wikimedia Commons

Foto: Leandro Neumann Ciuffo (Flickr: Maracanã stadium) [CC-BY-2.0], via Wikimedia Commons

Wir haben keinen Sonderkorrespondenten vor Ort in Brasilien, unsere WM findet im Fernsehen statt, bei Public Viewings, in den Kneipen, wo Männer sich treffen, die Fußball leben und atmen und das Spiel lieben. Hier schreibt Chris Kurbjuhn spieltäglich sein WM-Tagebuch, kommentiert das Geschehen, erzählt Anekdoten und dummes Fußballzeug und erinnert sich an frühere Turniere. Football, bloody hell!

Heute ist erster Tag der WM, heute Abend geht’s endlich los, um 22 Uhr ist Anpfiff.In den nächsten vier Wochen werde ich spieltäglich hier mein persönliches WM-Tagebuch schreiben, Erlebnisse, Anekdoten, Fundsachen und Erinnerungen aufführen, mal sehen, wie’s wird. Was macht man nun am ersten Tag eines  Tagebuchs, wenn noch gar nichts passiert ist, worüber man Tagebuch führen könnte? Nun, ganz einfach, man schaut voraus. Und ein bisschen zurück. weiterlesen…

WM 2014: Roberts Tipp-Kick-Orakel – Tipp mit Tipp-Kick

tipp_kick_01Orakel zur Ergebnisvorhersage sind bei der letzten WM groß in Mode gekommen, und schon jetzt bringen die etablierten Nachrichtenmedien allerlei mehr oder weniger unappetitliches Getier an den Start, um in die Fußstapfen Saugstapfen Saugnapf-Stapfen von Orakel-Legende Krakenpaul zu treten. Wir verlassen uns ungern auf schleimige Oktopoden, wollen aber trotzdem gern wissen, wie’s ausgeht. Hier kommt Robert Hill zur WM 2014 ins Tipp-Kick-Spiel. weiterlesen…

In der Wüste

FIFA-Dämmerung in Katar

„In der Wüste gibt es keine Fußball-Tradition, keine Fans, wahrscheinlich nicht mal einen Ball. Es gibt nur Sand und Geld, beides reichlich, und man darf wohl davon ausgehen, dass der Sand die Fifa-Exekutive nicht besonders interessiert hat.“
Sven Goldmann im Tagesspiegel

Damit ist eigentlich alles gesagt, was zur Vergabe der Fußballweltmeisterschaft nach Katar zu sagen ist. Dass Blatter und seine Leute sich einen Dreck um Traditionen scheren, dass sie den größtmöglichen Profit über das stellen, was sentimentale Fans wie unsereins die Seele des Spiels nennen, ist nichts neues. Geschenkt. Aber eine Scheiß-Wut hab ich trotzdem.
Andererseits nötigt einem die Chuzpe, mit der „Slippery Sepp“ eins der bedeutendsten Sportereignis dieser Welt an einen Zwergstaat ohne Fußballstadien vergibt, der etwas kleiner als Schleswig-Holstein ist, in dem ein Alkoholverbot herrscht und der Homosexualität unter Strafe stellt – um nur einige der Highlights des zukünftigen Fußball-Mekka (sic!) zu nennen – nötigt mir beinahe schon wieder Bewunderung ab.
Und eine gewisse Erleichterung verspüre ich darüber, dass 2018 und 2022 vermutlich, hoffentlich die letzten beiden Weltmeisterschaften waren, die nach dem System Blatter vergeben wurden. „Es kann nur besser werden“, hätte ich beinahe geschrieben, aber meistens wird es schlechter, wenn man diesen Satz sagt, schreibt oder denkt. Wenn schon nicht besser, dann muss es wenigstens anders werden.
Das Spiel gehört nicht irgendwelchen alten Säcken aus Exekutiv-Komitees, die von einer VIP-Loge in die andere taumeln. Das Spiel gehört auch nicht den Spielern, nicht dem millionenschweren Profi, nicht dem Amateur, der sich sonntags früh auf irgendeinem Aschenplatz die Lunge aus dem Leib rennt. Das Spiel gehört auch nicht den Zuschauern, nicht den Dauerkarteninhaber in den Bundesligastadien, nicht den Rentnern neben den Trainingsplätzen, erst recht nicht den krakeelenden Besserwissern vor den Fernsehern. Das Spiel gehört niemandem allein, das Spiel ist sogar noch mehr als die Summe derer, die es lieben. Deshalb wird das Spiel auch diese Weltmeisterschaft überleben, vielleicht nicht unbeschadet, aber das Spiel wird es auch nach Katar noch geben.
Spätestens dann wird es aber Zeit, dass der Fußball sich von der FIFA erholt.

Foto: Katharina Wieland Müller/pixelio.de