[Klartext] Keine Selbstverständlichkeit

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Das stand vor ein paar Tagen in allen Zeitungen: Auf einem Gerstenfeld bei Limburg hat’s vor ein paar Nächten gewaltig gescheppert, und dann war plötzlich ein Riesenkrater da. Laut „Berliner Zeitung“ dürfte es eine Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg gewesen sein, bei der der Zünder so weit verrottet war, dass die Bombe von alleine hochgegangen ist. Statistisch gesehen, geht pro Jahr hierzulande eine solche „vergessene“ Bombe hoch.

70 Jahre nach Kriegsende gehen hier immer noch Bomben hoch. Was für eine Riesen-Scheiße ein solcher Krieg ist, erfahren gesegnete Generationen wie wir nur von unseren Vorfahren oder aus Filmen und Büchern. Und deswegen vergisst man sehr leicht eine der größten Errungesschaften z. B. der EU: Frieden in Europa bzw. zwischen den EU-Staaten. Bis zur Gründung der EU haben sic die Europäer nämlich alle paar Jahre mal gegenseitig die Köpfe eingehauen. Das sollte man im Gedächtnis behalten, auch wenn man mal wieder – vollkommen zurecht – auf die Bürokraten in Brüssel schimpft. Das sollte man nicht kleinreden.

Und das sollte einen auch grundsätzlich skeptisch gegenüber Politikern machen, die die eine immer populärer werdende martialische Rhetorik pflegen, mit Gewalt in der Sprache Gewalt in der Auseinandersetzung zwischen Menschen wieder salonfähig machen und die versuchen, den Nazi-Arschlöchern etwas positives abzugewinnen. Die Nazis waren Mörder, die einen der schlimmsten Kriege aller Zeiten angezettelt haben. Krieg ist Quatsch. Und Frieden keine Selbstverständlichkeit.

Das männliche Zitat der Woche (XLI): Rafik Schami

„Hervorgetan haben sich in dieser Misere Männer mit echten deutschen Namen wie die Fernsehphilosophen Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski, der Schriftsteller Reinhard Jirgl, der professionelle ‚letzte deutsche‘ Salonprovokateur Botho Strauß und Last but not least der Salon-Anarchist a.D. und heutige Anhänger der Pegida, Frank Böckelmann. Die Islamphobie ist der salonfähige Antisemitismus. Es klingt lächerlich, wenn diese Hasser die Sorge um die ‚jüdischen Mitbürger‘ als Grund ihrer Verachtung der Muslime in diesem Land angeben. 40 Jahre meines Lebens im Exil bemühte ich mich, mit jüdischen, arabischen, israelischen und palästinensischen Freunden, die Palästinenser und Israelis zu versöhnen. Nie war einer dieser Herren auch nur in Sichtweite anzutreffen.“

Rafik Schami in einem Interview der FR