Überleben im Dschungel der Großstadt: Bei Pimkie auf dem Sofa

schmelzende Uhren

Bei Pimkie zieht sich's hin

Pimkie hat ein Sofa.

Dieses Sofa ist für Männer, erschöpft und ausgezehrt von einer Odysee durch Promod, Xanaka, New Yorker und S.Oliver. Männer, die dort aber nur sitzen und stoisch starren, weil sie natürlich alle die Playstation Portable vergessen haben. Ein langes Warten – unterbrochen nur von gelegentlichen Diensten als lebender Kleiderbügel – hin und her geschickt zwischen Umkleidekabine und den Oberteilen zunächst in Größe 34, dann 36, 38, später 60.

Da sitzt Oliver, der den Nachmittag mit den Kumpels in der Hertha-Kneipe absagen musste, da der als romantisch verklärte Einkaufsbummel mit gemeinsamen Eisessen statt einer nun schon glatte fünf Stunden dauert – ohne Ansatz von Eis – und der vor lauter Langeweile die Zierlöcher in der Deckenverkleidung zählt – es sind 4856.

Neben ihm lümmelt Thorsten, der mit einem Besuch in der Daddelecke von Medimax geködert wurde und der nun langsam beginnt zu realisieren, dass daraus heute nichts mehr werden wird, weil er hier erst rauskommt wenn um 19:40 Uhr Gute Zeiten – Schlechte Zeiten anfängt. Thorsten zählt seit acht Stunden die attraktiven Kundinnen bei Pimkie – er ist noch deutlich einstellig.

Und hier sitzt Andreas, an dessen ritterliche Ehre appelliert wurde – sollte er doch auf dem weißen Schimmel den Jahresvorrat Always Ultra Long Plus von Rossmann nach Hause reiten – und der sich stattdessen seit sechs Stunden auf dem Sofa bei Pimkie wiederfindet – mit der Jahrespackung Always Ultra Long Plus in der Hand und einem iPhone, dem vor vier Stunden nach zwei Spielstunden Winter Games der Akku leer lief.

Paul hingegen versucht immer noch verzweifelt, sein zappeliges ADS-Kind zu beruhigen, seine Partnerin hat er seit Tagen nicht mehr gesehen, sie verschwand irgendwann zwischen Spaghettiträgern, Leggins und diesen hässlichen aufgeplusterten Lackjacken für Mandys und Chantalles, die es irgendwie aus dem Plattenbau nach Prenzlauer Berg geschafft haben. Paul schwitzt sehr und sieht schon desillusioniert dem Schicksal seines neben ihm sitzenden Leidensgenossen entgegen:

Dem Skelett.

Dieses Skelett ist schon sehr lange hier – quasi ein Pimkie-Veteran. Es trägt Vollbart, Baggy Pants und G-Star Sneakers aus dem letzten Jahrzehnt und stinkt auch seit einigen Monaten nicht mehr, in der verknöcherten Hand hält es noch ein BenQ-Handy, auf dem allerdings schon lange kein Tetris mehr läuft. Die Maden sind auch schon seit vielen Monden zu Mango weitergezogen, wo auf einem der sehr unbequemen Hocker ein neuer Vergessener verwest.

Und so warten sie alle darauf, dass sie irgendwann abgeholt werden oder auf dem Sofa bei Pimkie zu Staub zerfallen.

In der Serie “Überleben im Dschungel der Großstadt” begibt sich mike-o-rama für uns in die Wildnis Berlins und testet ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit Imbiss-Buden, Fast-Food-Restaurants, Supermärkte und Orte, die nie ein zurechnungsfähiger Mensch gesehen hat. Seine Berichte erscheinen auch auf dem Bewertungsportal qype.de.

Foto: Gerd Altmann/pixelio.de