Das männliche Zitat der Woche (CXX): David Bowie

Photographer: Photobra|Adam Bielawski, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

„Ich bin wirklich ein Autodidakt. Ich lese begierig. Jedes Buch, das ich je gekauft habe, ist noch in meinem Besitz. Ich kann kein Buch wegwerfen. Es ist mir körperlich unmöglich, ein Buch loszulassen. Viele meiner Bücher sind in Lagerhäusern. Für die, die ich wikrlich sehr gern mag, habe ich eine Bibliothek. In manchen Nächten schau ich mir meine Bibliothek an, und dann tu ich mir etwas Schreckliches an – ich zähle die Bücher und denke darüber nach, wie lange ich noch leben werde, und dann denke ich ‚Fuck, ich kann nicht mal zwei Drittel dieser Bücher lesen.‘ Dann bin ich von Traurigkeit überwältigt.“

David Bowie

[Tipp der Woche] Cool, lässig, witzig – „Hap und Leonard“ als Bücher und als Serie

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Video-Link: https://youtu.be/axBe1-DBoNo

Letzte Woche hat mich ein Kumpel gefragt, wie ich „Hap und Leonard“ finde? Als ich „Hap und wer? Nie gehört.“ antwortete, guckte er mich an, als wäre ich ein ziemlich ekliges Insekt, das die letzten Jahrzehnte im Tiefschlaf unter einem Stein verbracht hat. Das fand ich ein bisschen übertrieben, bis ich dann am Wochenende angefangen hab, den ersten Roman mit Hap und Leonard von Joe R. Lansdale zu lesen und in die nach den Büchern gedrehte Serie auf amazon prime reingeschaut hab. Meine Herren, was hab ich denn da verpasst? Hap ist ein stoischer Kriegsdienstverweigerer, Leonard ein schwuler, schwarzer Vietnam-Veteran und beide versuchen irgendwie, sich in den 80er Jahren in Texas durchs Leben zu schlagen. Dabei geraten Sie ständig in Schwierigkeiten, denen sie mit professioneller Expertise, ordentlich Action und jeder Menge dummer Sprüche begegnen, es ist einfach die reine Freude, die Abenteuer der beiden nachzulesen (10 Bände umfasst die Reihe mittlerweile) bzw. die nach den Romanen gedrehte Serie auf amazon prime (3 Staffeln bisher) anzuschauen. Wer nach kerniger Unterhaltung mit Action und Humor sucht, sit bei Hap und Leonard goldrichtig. Und muss sich dann nicht mehr von einem Kumpel so mitleidig anschauen lassen.

Sommerlese – Buchempfehlungen von Richard Albrecht

Greser & Lenz sind ein inzwischen ganzdeutsch bekanntes Karikaturistenduo. Und auch ein Markenname. Karikaturisch ganz oben. Insofern mainstream. Bekannt wurden diese zwei beiden über ihre Farbkarikaturen für und in Titanic seit Mitte der 1990er Jahre. Seit Jahren zeichnen sie auch für die Frankfurzer Allgemeine Zeitung (FAZ). Endlich Energiewende ist dort ihr achter Band. Angelegt als Jahreschronik 2012. Einer der FAZ-Editoren bevorwortete. Der Leiter des FAZ-Ressorts „Innenpolitik“ textete. Zwischen den Buchdeckeln Schwarzweißes als Text-Bild. Nach dem Muster ein links: der Text, ein rechts: die Zeichnung. Und das zweiundneunzig Mal. Manchmal nett. Manchmal bissig. Manchmal bissignett. Manchmal nettbissig. Der Band beginnt mit der Karikatur „50 Jahre Türken in Deutschland. Eine Erfolgsgeschichte“. Und endet mit einer Glosse zur „amerikanischen Familie“ nach der, im Doppelsinn, letzten Obama-Präsidentenwahl Ende 2012. Dazwischen Günter Grass poemische Wortmeldung „Was gesagt werden muss“, ausgelobt als Beitrag zum „diesjährigen Benzinpreis“. Und zur „Beschneidungsdebatte“ die weiterführende Spottfrage: „Wann kommen die Tellerlippenträger dran?“ Greser & Lenz eben. Inzwischen ein Markenname. Als Sommerschmunzellektüre geeignet.

Ein FAZ-Buch, ebenfalls gut und farblich gestaltet, ist auch der zweisprachige Text-Bild-Band mit Glossen zum Recht. Der deutsch(sprachig)e Titel ist doppelbödig: Alles was Recht ist. Der englische dröge runtergebracht auf: A Short Story About Law. Das hat mich grundirritiert. Trotzdem möchte ich´s Buch nicht blank verschenken. Der Sommer kann auch verregnet werden. Oder wenigstens lange Regentage bringen. Da bietet sich Lektüre von Büchern wie diesem an.

Wenn es denn so etwas wie einen Preis für linkssozialdemokratisches Mickey Mouse made in the GDR, Micky Maus á la DDR, gäbe – dann könnte Das kleine Schwarzbuch der deutschen Sozialdemokratie gute Auslobungschancen haben. Nicht wegen des dort auch veröffentlichten zahlreichen geschichtlichen „Liedguts“. Sondern wegen des Gut-Böse-Strickmusters zur SPD. Vor 1913/14 gut. Weil gegen Imperialismus, Militarismus und Krieg. Dann böse bis heute. Als „Kriegspartei“ heute für „ehrliche Linke weder im Bund noch in den Ländern koalitionsfähig.“ Für meinen Geschmack ist das buchbestimmende chronologische Sündenregister des SPD-„Rechtsopportunismus“ so nötig wie zu oberflächlich: gut gemeint ist, wie hier, das Gegenteil von gut. Insofern bleibt für mich der Band intellektueller Dünnpfiff, lektüreresistent, nicht empfehlenswert. Und dies nicht nur zur Sommerszeit.

Demgegenüber ist Der aufrechte Gang intellektuell schwergewichtig. Auch wenn das schon 2013 in zweiter Auflage erschienene Buch1 nur etwa 666 Gramm wiegt. Autor ist ein in Münster „praktische Philosophie“ lehrender Universitätsprofessor. Er bemüht sich um verständliche Darstellung der Geschichte des anthropologischen Denkens und seiner jeweils doppelt vorhandenen organischen Grundlagen Arme und Beine. Gut gefallen hat mir das spezielle Kapitel über die philosophisch sichtbare (ökonomieideologisch von Adam Smith zur invisible hand des Marktes stilisierte) menschliche Hand als „absolutes Werkzeug“ (G.F.W. Hegel). Andere und jüngere Leser mögen ihren Zugang zum Buch übers „Kapitel vom Sex“ als besonderer menschlicher Entäußerungsform finden … und sich auch dieses für Sommerregentage vormerken.

Nicht jeder, der (wie Robert Michels) die Jahreszeiten Sommer und Winter für soziologische Grundkategorien hält2, muss zwischen Sommer- und Winterlese unterscheiden3. Mir ging´s hier um Lesbares für den Sommer 2013. Was voraussetzt, daß es diesen in diesem Jahr geben wird. Auch wenn´s in den Nachpfingsttagen hier im Südzipfel Nordrhein-Westfalens bei um zehn, zwölf Grad Celsius und seit Tagen wieder eingeschalteter Heizung heuer nicht danach ausschaut …

Vorgestellte Bücher:

Greser & Lenz, Endlich Energiewende. Die Chronik eines Jahres VIII. Frankfurt/Main: FAZ-Buch, 2012, 200 p., 13-978-3-89981-293-0, 17.90 €

Hanno Beck; Juliane Schwoch, Alles, was Recht ist / A short story about law. Zweisprachige Ausgabe. Frankfurt/Main: FAZ-Buch, 2012, 107 p., 13-978-3-89981-312-8, 17,90 €

Konstantin Brandt, Das kleine Schwarzbuch der deutschen Sozialdemokratie. Eine kurze Chronik der SPD von 1913 bis 2011. Berlin: Wiljo Heinen, 2012, 158 p., 978-3-939828-90-7, 7,50 €

Kurt Bayertz, Der aufrechte Gang. Eine Geschichte des anthropologischen Denkens. München: C. H. Beck, 2012, 415 p., 13.978-3-406-63848-0, 26,95 €

Richard Albrecht ist „gelernter“ Journalist, extern provomierter und habilitierter Sozialwissenschaftler, lebt seit seiner Beurlaubung als Privatdozent (1989) als Freier Autor & Editor in Bad Münstereifel und war 2002/07 Herausgeber von rechtskultur.de. Unabhängiges online-Magazin für Menschen und Bürgerrechte. Bio-Bibliographie -> http://wissenschaftsakademie.net

 

 

  1. Kurzer Rezensionsspiegel zur Erstauflage http://www.perlentaucher.de/buch/kurt-bayertz/der-aufrechte-gang.html
  2. Robert Michels, Soziologie als Gesellschaftswissenschaft. Berlin: Maritius, 1928 ( = Lebendige Wissenschaft IV): 54-64
  3. Richard Albrecht, WINTERLESE. Gelesene & nicht gelesene, nicht lesbare & zu lesende Bücher, Ende 2011: http://duckhome.de/tb/archives/9717-WINTERLESE.html

Casting Call für die 10 besten Fußballbücher aller Zeiten

Könnt ihr bald aufpumpen: Jabulani Trainings-Ball

Die Fußball-Europameisterschaft rückt unaufhaltsam näher, und rund um dieses Event haben wir ein paar Beiträge und Aktionen in Planung, um euch in die richtige Turnierstimmung zu bringen. Hin und wieder veröffentlichen wir hier im Blog ja gerne Listen: z.B. an Box-Filmen oder an Western mit Wyatt Earp haben wir uns ja schon abgearbeitet, zur EM sind Fußballbücher dran. Und diesmal wollen wir euch miteinbeziehen… weiterlesen…

Karl May

Old Shatterhand

Es war weit nach 22 Uhr, als ich aufflog. Die Kurbjuhns hatten sich längst zu Bett begeben, die meisten schliefen bereits, einige waren noch mit spannender Lektüre befasst. Unter anderem ich, ich las unter der Bettdecke bei Taschenlampenschein „Winnetou III“. Nur noch wenige Seiten, dann hatte ich’s geschafft…
Mein Vater pflegte mir seit anderthalb Jahren vor dem Einschlafen  ein paar Seiten Karl May vorzulesen. Und hatte die irritierende Eigenschaft, immer an einer besonders spannenden Stelle aufzuhören und sich diebisch an meiner kindlichen Frustration darüber zu freuen, dass ich nun einen ganzen Tag warten musste, um zu erfahren wie’s weiterging. Er ahnte ja nicht, dass ich in den wenigen Wochen seit meiner Einschulung im Eiltempo das ganze Lesebuch durchgeackert hatte, um so schnell wie möglich lesen zu lernen. Endlich unabhängig von den deplatzierten väterlichen Cliffhangers sein, endlich jederzeit wissen dürfen, wie’s weiterging mit Old Shatterhand und Winnetou. weiterlesen…