Überleben im Dschungel der Großstadt: Asia-Wok-Armageddon

Typische Reaktion auf die Nr. 23 ( Gebratene Nudeln mit Tofu)

Als ersten Eindruck des Asia-Imbisses am S-Bahnhof Treptower Park erfasst den geneigten Gast schon vor dem etwas abweisenden Eingang eine schwer greifbare Dunstwolke – einerseits erdrückend schwer und fettlastig, andererseits so filigran, dass sie sich schon vor Betreten des Lokals unlösbar an Jacke, Hose und sogar Schuhen festsetzt und mit Gewebe, Leder, Haut sowie Haaren eine nur noch mit einer Terpentindusche auflösbare Legierung bildet.

Optisch gleicht das Gebilde einem Geräteschuppen, der entweder noch aus Zeiten der Einwanderung der Hugenotten stammt oder als Kriegbeute beim Einmarsch der Wehrmacht aus einer ukrainischen Datschenkolonie geraubt wurde. Die Inneneinrichtung hingegen braucht den Vergleich mit der Suppenküche der Polytechnischen Oberschule Lichtenberg 1959 nicht zu scheuen. Wahrscheinlich ist es auch genau diese.

Ein Vergleich der Gesamterscheinung mit Star Burger – dem ungekrönten Kaiser der Verwitterung in Weißensee – drängt sich hier geradezu zwingend auf. Ermittlungen, wonach es hierbei um dieselben Betreiber handelt verliefen aufgrund unüberbrückbarer Sprachbarrieren im Sand.

In Sachen Sauberkeit fällt sehr schnell auf, dass man das Entfernen von Fettrückständen auf der Abzugshaube und in diversen, bereits schwarz eingefärbten Ecken für völlig überbewertet hält und so ergibt sich ein deutlich schmuddeliges Gesamtbild mit leichten Ausflügen ins Siffige in Form von einer fast unmerklich über sämtlichem Mobiliar hauchdünn gelegten Fettschicht und dezent staubigen Nuancen auf den Ablageflächen. Eine leichtes Schütteln gepaart mit der Angst, etwas anzufassen begleitet den Gast während des ganzen Besuches. Für durchschnittlich 2,50 – 5,00 € für die Mahlzeiten kommt das Vergnügen hier billiger als Geisterbahn auf der Kirmes oder Saw VIII im Kino. Gruselfaktor 10 für schmales Geld.

Kulinarisch hat man es geschafft, den ohnehin niedrigen qualitätsmäßigen Standard aller fiesen Glutamathöllen Berlins noch zu unterbieten. Die bemitleidenswerte mausgraue Masse aus Fett, Glutamat, Dosensprossen und Industriehähnchen bildet schon direkt hinter dem Gaumen einen trockenen, aber dennoch zähen Klumpen, so dass ich mir gerne eine Klempnerspirale in den Hals gedreht hätte, wäre eine solche zur Hand gewesen.

Das Publikum besteht den Preisen angemessen aus der sonst vor dem S-Bahnhof ziel- und planlos herumlungernden Trinkergenossenschaft, deren ehrenwerte Mitglieder auch hier ihr mittägliches Sternburg käuflich erwerben können, wobei sie sich in ihrer Sprachkompetenz auf dem Niveau der Gastgeber bewegen, welches sinnvolle Verständigung als eher nachrangig einzustufen scheint. Eine wenig kaufmännisches Flair blitzt im Laden nur dann auf, wenn sich einer der im Umkreis des Treptower Parks tätigen Drogendealer hier sein wohlverdientes Mittagessen gönnt.

Die Frage nach dem hoffnungslosestem Ort der Hauptstadt scheint bis auf weiteres beantwortet.

In der Serie “Überleben im Dschungel der Großstadt” begibt sich mike-o-rama für uns in die Wildnis Berlins und testet ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit Imbiss-Buden, Fast-Food-Restaurants, Supermärkte und Orte, die nie ein zurechnungsfähiger Mensch gesehen hat. Seine Berichte erscheinen auch auf dem Bewertungsportal qype.de.

Foto: Günter Havlena / pixelio.de