Sommertheater: Lesetipp „Unterwegs – On The Road“

Es gibt Bücher, die einen umhauen, wenn man sie das erste Mal liest. Die einen packen und dann ein ganzes Leben lang nicht mehr loslassen. „Unterwegs (On The Road)“ von Jack Kerouac ist ein solches Buch. Ich war 15 oder 16, als es mir zum ersten Mal in die Hände fiel, und vom ersten Satz an (“Als ich Dean zum ersten Mal traf…“) war ich gefangen. Ich hab das Buch in ein paar Stunden durchgelesen, beinahe genauso, wie Kerouac es geschrieben hat.
Das Buch, die Geschichte von Sal und Dean, die kreuz und quer durch die USA unterwegs sind, auf der Suche nach dem nächsten Kick, dem nächsten Mädchen, dem Sinn des Lebens und sich selbst, ist ein einziger rauschhaft improvisierter Jazz-Chorus. Heftiger, ungestümer Bebop, der von Spontaneität und Inspiration lebt. Das liest man in einem Rutsch oder gar nicht.
Und Kerouac hat den ersten Entwurf des Buchs geschrieben, wie ich ihn gelesen hab, am Stück. Statt immer wieder neue Blätter in seine Schreibmaschine zu spannen, hatte er einen Stapel Papier zu einer 40 Meter langen Rolle zusammen geklebt, die durch seine Schreibmaschine lief, während er die Geschichte seiner Freundschaft zu Dean Moriarty (in Wirklichkeit Neal Cassady) und sein Leben unterwegs, auf der Straße (On the Road) erzählte, ohne Pause, ohne Absätze, (fast) ohne Punkt und Komma.

Jack Kerouac

So hat Kerouac die Urfassung (engl. „Original Scroll“) in den frühen Fünfziger Jahren geschrieben, erst 1957 war sein Verlag bereit, das Buch zu veröffentlichen. Nachdem Kerouac es mehrfach umschreiben musste. Der Rest ist die Geschichte eines Welterfolgs, und darüber hinaus eines der einflußreichsten Bücher, die je geschrieben hat. Jeder Autor, den ich kenne, hat „Unterwegs“ gelesen. Und fast jeder hat anders geschrieben, nachdem er dieses Buch gelesen hat.
Vor allem aber ist „Unterwegs“ ein Buch, das ungeheuren Spaß bereiten kann (Doch, das geht auch mit sogenannter Literatur. Gerade mit Literatur.). Besonders wenn man selber unterwegs ist.
Warum ich das Buch hier empfehle? Weil es ein sehr männliches Buch ist. Dieser ire, fantastische, improvisierte Trip, auf den Kerouacs Helden Sal und Dean gehen, ist vieles, vor allen Dingen aber eine typische Männergeschichte.
Seit letztem Jahr kann man auch die Originalfassung (also das, was Kerouac auf die 40-Meter-Rolle getippt hat) lesen. Ist Geschmackssache, was einem besser gefällt. Ich steh auf die Originalfassung. Ist direkter. Roh. Haut rein. Bebop eben.

Foto Kerouac by Tom Palumbo from New York, NY, USA (Jack Kerouac) [CC-BY-SA-2.0], via Wikimedia Commons

Drei-Teiler

Dies ist ein Beitrag in der Themenserie „Rasierapparate„.

Das nenne ich mal Einigkeit: Über die Herstellergrenzen hinweg können diese Hobelköpfe auf die unterschiedlichsten Griffe geschraubt werden. Vom kleinen Merkur-Reisehobel über die diversen Mühle-Griffe aus Metall, Holz, Edelharz bis hin zum Edelstahl von Feather. Alles passt. Je nach Lust und Laune könnt Ihr kombinieren. Ich habe die Köpfe mal portraitiert. Der erfahrene Hobler wird seine Rückschlüsse daraus ziehen!

(vlnr) Merkur Zahnkamm - Mühle Zahnkamm - Mühle glatte Kante - Merkur glatte Kante - Feather AS

Robert Hill, freier Journalist und Fotograf. Kommt eigentlich aus München, wohnt im Taunus. Mag mechanische Uhren und klassische Kameras. Fotografiert, wenn privat, immer noch am liebsten auf Diafilm. Hat es geschafft, im letzten Jahr mehr Kilometer mit dem Fahrrad als mit dem Auto zu fahren.
www.roberthill.de

Die Merkurhobel und der Feather-Rasierer sind im Shop von Nassrasur.com erhältlich!

 

Tour de France – 5. Etappe

Heute geht's durch die Bretagne

“Interessiert Dich die Tour de France?” – “Nö.” – “Und warum guckst Du dann jeden Tag den Mist?” – “Wegen der schönen Landschaft.”

Ans Meer

Wer so argumentiert, hat heute besonders gute Karten. Es geht ans Meer. Die Etappe rollt komplett durch die Bretagne. Los geht’s im Finistère im beschaulichen Carhaix-Plouguer, einem Partnerstädtchen von Waldkappel am Hohen Meißner. Während am Wegesrand die Gwenn-ha-Du, die schwarz-weiße Fahne der Bretagne, flattert und Karsten Migels, Andreas Schulz, Gerd Leinauer und Jean-Claude Leclercq auf eurosport, dicht gedrängt im Kommentatorenhäuschen, eine Werbepause nach der anderen abfeuern, stellen wir den Ton etwas leiser, neigen die Rückenlehne etwas nach hinten und gehen in den erholsamen Lock-on-Lock-off-Modus.

So gegen 16 Uhr öffnen wir die Äuglein langsam wieder und geben uns der Hoffnung hin, dass die Wolken sich verzogen haben, damit die Helikopter aufsteigen und uns schöne Bilder von der Baie de Saint-Brieuc liefern. Auch heute ist der Name Bernard Hinault noch einmal präsent: Gegen halb fünf fährt der Tross durch Yffiniac, den Geburtsort des vierfachen Champions der Champions und fünffachen Toursiegers.

Sollte das Peloton nicht gerade durch Sturmböen oder Massenstürze auseinander gerissen worden sein, gibt es heute wieder einen Massensprint. Und das an einer ganz besonders schönen Ecke: An den beiden Leuchttürmen von Cap Fréhel.

Fakten-Check:
Länge: 165 Kilometer. Profil: Flach. Eine Bergwertung der 4. Kategorie zu Beginn der Etappe.
Wer gewinnt? Mark Cavendish. Die Zeit ist reif.

Bike-Check:
Heute mal ein Blick nach vorn. Die Profis fahren nicht herkömmlichen innen geklemmten Vorbauten, sondern mit Aheadsets. Die werden von außen in der Regel mit zwei Schrauben auf den Gabelschaft geklemmt. Das ist zwar sehr stabil, aber der Lenker kann nicht mehr ohne weiteres in der Höhe verstellt werden, verstellt sich aber auch nicht von alleine.

Fromage du Terroir: Chandamour

Britt ou...

Der Chandamour ist ein Weichkäse aus Kuhmilch mit einer weißen Schimmelschicht. Im Grunde nichts anderes als ein Brie, der aus der Bretagne kommt. Was dazu trinken? Bitte ein Britt – das bretonische Bier. Die Brauerei wirbt mit dem possierlichen Slogan: Chérie, une Britt ou je te quitte! – Schätzchen ein Britt oder ich verlasse Dich!

 

 

Foto Britt: Carsten Sohn
Fotos Bretagne: la niña-niña under Creative Commons CC BY-ND 2.0

 

Tour de France – 4. Etappe

Es wird steil.

Mûr-de-Bretagne. Spitzname: Bretonisches L’Alpe d’Huez. Die heutige Etappe wird richtig schwer. Wie bei Etappe 1 auf den Mont des Alouettes handelt es sich hier zwar nicht um eine alpine Bergankunft – auf dem Papier ist es sogar eine Flachetappe. Aber: Es geht speziell den vorletzten Kilometer brutal steil bergauf.

In den Achtzigern hatte man noch echt gut haftende Farbe. Auf den letzten Kilometern ins Ziel können die Fahrer noch den Namen des fünfmaligen Toursiegers Bernard Hinault auf dem Asphalt lesen. Le Blaireau („der Dachs“) ist hier einige Male in seiner Karriere vorbei gekommen und erlebte eine überwältigende Kulisse.

Bernard Hinault beim Giro 82, zwischen Tony Primm (links) und Lucien van Impe (rechts)

Eine überwältigend verregnete Kulisse gab es bei der letzten Überfahrt an der Mûr-de-Bretagne 2008 als Sylvain Chavanel vor Thomas Voeckler hier die Bergwertung abstaubte. Das Etappenziel war damals nicht hier oben, sondern in Saint-Brieuc. Es gab also noch genügend Luft für die klassischen Sprinterteams, die Ausreißer einzuholen. Das gelang auch und im Sprint des Hauptfeldes siegte Thor Hushovd – der aktuell im Gelben Trikot des Gesamtführenden fährt.

Einen klassischen Sprint des Hauptfeldes gibt es heute nicht. Dafür ist es kurz vor der Linie einfach zu steil – passagenweise sind bis zu 15 Prozent annonciert. Das ist nix für die Herren Greipel, Cavendish & Co. Hier muss wieder wie bei der ersten Etappe ein Berserker ans Werk.

Maßgeschneidert ist die Ankunft für Philippe Gilbert, den Ardennen-König. Der hat in diesem Jahr immerhin schon den Pfeil von Brabant, das Amstel Gold Race, den Flèche Wallonne und Lüttich–Bastogne–Lüttich gewonnen. Aber Thor Hushovd ist auch ein Puncher. Sensationell, wie der gestern den Sprint für Tyler Farrar angefahren hat. Ein schöner Erfolg am Unabhängigkeitstag der Vereinigten Staaten für den Amerikaner.

Fakten-Check:
Länge: 172 Kilometer. Profil: Flach. Eine Bergwertung der 4. Kategorie etwa in der Mitte der Etappe. Zum Schluss die Mûr – die Bergankunft. Sie ist härter als bei der ersten Etappe. Wer gewinnt? Philippe Gilbert.

Bike-Check:
Gestern hatten wir die schnellen Zeitfahrmaschinen auf die Strecke gebracht. Wenn die so super schnell sind, warum nehmen wir sie nicht immer? Sobald es auch nur etwas hügelig wird, stoßen die Dinger mit ihren Hammerkurbeln an Grenzen. Sie sind einfach zu unbequem und schlecht kontrollierbar sind sie auch. Für 30 bis 40 Kilometer kann man eine gedrungene Position einnehmen – aber nicht für knapp 200. Gute Renner schlucken einen Teil der vertikalen Schläge – der Fahrer muss den Lenker weniger festkrallen.

Fromage du Terroir: Caillebotte
Das ist ein Frischkäse, der meistens aus Kuh- manchmal aber auch aus Schafsmilch hergestellt wird. Viele essen ihn wie Quark mit Früchten und Zimtzucker zum Dessert. Da ich nicht so auf Desserts stehe, gibt es den Caillebotte bei mir mit Frühlingszwiebeln und frischen Kräutern vorweg auf frischem bretonischem Baguette Sarrasin aus Buchweizen. Dazu ein Sauvignon aus der Tourraine.

Foto Tour: Hans-Peter Reichartz  / pixelio.de
Foto Giro: Numerius under Creative Commons CC-by-ND 2.0

Was liegt an? – 4.7. bis 10.7.

Was nächste Woche auf uns zukommt.

Was haben wir uns alle auf Klitschko gegen den Hayemaker gefreut. Endlich mal wieder spannendes Schwergewichts-Boxen sollte das werden, und dann entpuppte sich das abseitige Ballyhoo, mit dem der Kampf vorbereitet worden war, als wesentlich unterhaltsamer als das eigentliche Sportereignis. Ansonsten die übliche Klitschko-Ödnis: Roboter-Boxen at it‘s best. Und nach wie vor kein Herausforderer in Sicht. Wo bleibt der Kerl, der sein Herz in beide Hände nimmt und diesem grauen Kalkül-Boxen ein Ende macht?
Nun gut, zumindest ein Gutes hat die kommende Woche: keine Boxübertragung. Dafür geht‘s am Mittwoch um die Vergabe der Winterspiele 2018, Pyeongchang, Annecy und München sind in der Endauswahl. Man kann sich das ganze staatsgetragen und ehrpusselig nachmittags in der ARD angucken, man kann aber auch das hier schön mehrfach empfohlene Blog des Sportjournalisten Jens Weinreich aufsuchen, wo man all die Hintergründe serviert bekommt, um die sich die Öffentlich-Rechtlichen gern herumdrücken. Um das IOC nicht zu verärgern.

Bleiben wir beim Fernsehen, den Wochen-Höhepunkt gibt‘s gleich heute Abend auf Kabel1, „Kung Fu Hustle“, genau die Sorte Film, für die ich eine Schwäche habe: ordentlich Martial-Arts-Action, jede Menge Slapstick, absurde Komik und schräge Plotwendungen. Anders als bei Klitschko-Haye ist hier der Film sogar noch besser als der Trailer.
http://www.youtube.com/watch?v=yaIMcO0ukg8

Ansonsten schleicht sich die TV-Sommerpause an. Wiederholungen auf allen Kanälen, einzig und allein zwei am Samstagabend auf arte laufende Dokus über Atlantis, die den Indiana Jones in uns allen ansprechen, scheinen anschauenswert.

Auch im Kino gab es schon aufregendere Premieren. „Company Men“, ein Job-Verlust-Drama mit Ben Affleck, und „Der Zoowärter“ – Tier-Slapstick immerhin mit dem stets gern gesehenen „King of Queens“ Kevin James in der Titelrolle – scheinen doch eher spezielle Zielgruppen anzusprechen.

Die Videotheken können wir diese Woche ganz links liegen lassen, was tut sich denn sportlich so? Eurosport kümmert sich – wie ARD und ZDF – um die Tour de France (das Backgroundwissen für die einzelnen Etappen liefert unser Fahrradprediger Carsten Sohn). Heute Abend um 21 Uhr 50 kommt der ewige Fußball-Klassiker Deutschland-England, diesmal bei der U-17-WM. Ansonsten sendet Eurosport noch von der Leichtathletik-Junioren-WM in Lille und am kommenden Wochenende vom Beach-Soccer-League-Turnier in Berlin.
Sport1 versucht sich, mit eher bedeutungsarmen Fußball über die Runden zu bringen. Testspiele (zu diesem Zeitpunkt der Vorbereitung besonders aussagekräftig), Turniere wie den „Derby Cup“ aus Aachen… wollen wir das wirklich sehen? Okay, ein paar Partien von der Copa America gibt‘s auch, das versöhnt ein wenig. Und Leichtathletik: zwei Diamond-League-Meetinsg, eins am Freitagabend aus Paris, das andere am Sonnatgabend aus Birmingham. Und Tennis-Daviscup, Deutschland-Frankreich. Sollte man ansehen können.
Bleibt noch der Große Preis von England, den üebrtragen – wie immer – RTL und Sky, und sie helfen mir, abschließend die Grand-Prix-Kurve zu kriegen und nochmal auf unser Gewinnspiel zum Oldtimer-Grand-Prix am Nürburgring hinzuweisen. Bis Donnerstag könnt ihr noch mitmachen und Freikarten für das Event bzw. einen Komplett-Set Maine-Shave-Produkte gewinnen.

Nicht nur dabei viel Spaß, eine schöne Woche!

Was liegt an“ ist die montäglich erscheinende Wochenvorschau von „Männer unter sich“. Was Männer in den nächsten 7 Tagen interessieren könnte in total subjektiver Auswahl: TV, Sport, Kino, Musik, DVD, Events, was eben anliegt. Haben wir was vergessen? Sollen wir auf was hinweisen? Jederzeit gern, bitte die Kommentare benutzen oder unsere Mailadresse redaktion@maenneruntersich.de .

Foto Ausguck: Katharina Wieland Müller / pixelio.de

Der Tanz um das goldige Weib

Anfang der Siebziger Jahre wohnte ich mit Blick auf den Sportplatz des PSV Recklinghausen und konnte deshalb dem Training der ersten Mädchen-Fußballmannschaft im ganzen Landkreis aus dem Fenster zusehen. Mein Urteil damals: „Das wird nie was. Auch in 100 Jahren nicht.“ Heute, 40 Jahre später, sehe ich aus dem Fenster erfreulicherweise nur Wald, dafür im TV eine weibliche Fußball-Nationalmannschaft und muß feststellen, daß das Weib offensichtlich bildsamer ist, als ich mir damals vorstellen konnte: Das Laufen – seinerzeit ein seltsames Ineinander von Trippeln und Hüpfen –  wurde in den vierzig Jahren richtig erlernt, Stop- und Schußtechniken wurden mit Erfolg geübt, und die Mädchen sind heute immer im Bilde, wo rechts und links, bzw. das eigene und das gegnerische Tor liegt. Das alles kann man würdigen trotz mancher Slapstick-Einlagen, wenn etwa zwei Verteidigerinnen und zwei Angreiferinnen (immer nur paarweise, man kennt’s von anderen Lokalitäten) auf den Ball gehen und dabei so stumpf aufeinanderprallen, daß hinterher alle vier platt auf dem Boden liegen. Auch die Torsteherinnen erheitern mitunter, aber das – ich weiß – darf man einem Geschlecht nicht ankreiden, das zehntausendjahrelang immer nur das Haus, hin und wieder eine Gänseherde,  niemals aber das Fußballtor hat hüten dürfen.

Also, alles ganz ok, und wenn die Mädchen Spaß am Kicken haben, sollen sie kicken. Und wer Spaß am Zuschauen hat, soll sie kicken sehen.

Auf einem ganz anderen Blatt steht aber, daß erstens der DFB das von seinen Männermannschaften im Übermaß verdiente Geld für seine Frauenmannschaften in solcher Fülle zum Fenster hinauswirft, und daß sich zweitens auf einen Schlag die gesamte Qualitätsjournalistentruppe – im Druck, „online“ und „auf Sendung“ – zu einem völlig durchgeknallten Cheerleader-Team formiert und mit giftigsten Ausfällen auf die naheliegende Rückfrage reagiert, ob sie denn nun total bekloppt geworden seien.

Steffen Dobbert, einer der erbarmungswürdigen Männer in der schwer gegenderten Redaktion der ZEIT, legte jüngst brav dar, dass die Missachtung des Frauenfußballs gar nichts mit dem Fußball zu tun habe, sondern sich nur gegen „starke Frauen“ richte. Nein, Herr Dobbert, wenn man nicht ohnehin wild entschlossen ist, sie auch dort zu entdecken, dann sieht man keine „starken Frauen“ auf dem Platz, sondern bestürzend schwache Fußballer. Das ist erstens offensichtlich und zweitens auch empirisch erhärtet: Ihre streng geheimgehaltenen Trainingsspiele gegen Männer verlieren die Weltmeisterelf und die besten Bundesliga-Frauschaften sowohl gegen die zur Schmerbäuchigkeit tendierenden Senioren von Fortuna Seppenrade (Bezirksliga) als auch gegen die Knaben (B-Jugend/U16) des VFB Stuttgart und der Frankfurter Eintracht. Und wenn’s mal gegen aktive Männer aus der 6. Ligaklasse (Verbandsliga: FC Teltow) geht, gibt‘s erwartungsgemäß eine zweistellige Putze.

Der notorische Einwand: Männer und Frauenfußball seien aufgrund der unterschiedlichen konstitutionellen Gegebenheiten auch völlig unterschiedliche Sportarten, ist natürlich dummes Zeug: auch die E-Jugend (8-10 Jahre) spielt bei völlig anderen körperlichen Voraussetzungen dasselbe Spiel, nur taktisch, läuferisch, technisch sehr viel schlechter als die Bundesliga. Was das Zuschauen trotzdem lohnt, ist die Neugier darauf, wieviel Talent sich gerade dort entfaltet. Auch das entfällt bei den 20- bis 30-jährigen Damen.

Ansonsten ist dieses Argument natürlich Teil jener kirchentäglichen Weltverkennung, nach der alle Unterschiede „ungerecht“ und demnach einzuebnen sind: vor allem die zwischen Können und Wollen und „Vielleicht- ein-bißchen-Wollen“. Alles gleichwertig, gemäß dem Weibliche-Lehrkraft-Motto: „Wenn alle mitgemacht und sich gut eingebracht haben, verdienen auch alle eine 1“. Oder Schweinsteigers Gehalt. Oder einen Sitz im Aufsichtsrat.

Frauen bleiben in allen Sportarten – außer im deswegen berüchtigten „Gemischten Tennis-Doppel“ – klugerweise unter sich; auch beim Schach übrigens, obwohl etwaige körperliche Nachteile sich in dieser Sportart allein durch einen höhenverstellbaren Stuhl ausgleichen ließen. Das alles ist nicht sonderlich bemerkenswert: Auch etwas, das man sehr viel schlechter beherrscht, als die jeweiligen Könner, kann ja sehr viel Spaß machen. Darum gibt es Theken-Mannschaften. Nur zwei Dinge sollte man bei der freudvollen Betätigung von Dilettantismus vermeiden: Auf die große Bühne zu streben, denn eine allzu heftige Diskrepanz zwischen Schauplatz und Darbietung ist nun einmal lächerlich. Und zweitens: großmäuliges Sprücheklopfen wie: „3. Plätze sind für Männer. Männer spielen, Frauen siegen.“ Es besagt nun mal nicht viel, wenn unter Lahmen der Halbbeinige König wird, und ansonsten gilt bereits nach je einer peinvollen Halbzeit Deutschland-Kanada und Brasilien-Australien: Männer spielen, Frauen stolpern.

Aber die schmerzliche Peinlichkeit dieser Mißverhältnisse haben wahrscheinlich weniger die fußballspielenden Frauen zu verantworten als vielmehr die Medien. Für unsere Fernseherziehungsanstalten ist die „FIFA-WM 2011“ nur Anlaß für eine weitere Schrittfolge in ihrem rituellen „Tanz um das goldige Weib“, den sie seit 20 Jahren in tranceähnlicher Verzückung stampfen – mit dem Ergebnis einer nicht mehr milden Form des Irreseins.

Daß das jetzt offensichtlich wird, ist immerhin ein achtbares Ergebnis einer Frauen-WM, die ansonsten geeignet ist, alte männliche Tugenden im Umgang mit den Frauen wiederzuerwecken: Schonung und großzügiges Drüberhinwegsehen.

Abbildung: Heike/pixelio.de

Treffen der Motorsport-Legenden: Der Oldtimer Grand Prix am Nürburgring

Am Nürburgring geht die Post ab

Wenn der traditionsreichste deutsche Automobilclub AvD einmal im Jahr zum AvD-Oldtimer-Grand-Prix lädt, strömen Fans klassischer Automobile aus aller Welt an den Nürburgring. Denn bei keiner anderen historischen Rennveranstaltung in Europa gibt es eine solche Bandbreite und so viele außergewöhnliche und seltene Sportfahrzeuge aus über acht Jahrzehnten Motorsportgeschichte zu sehen. Nun steht der Termin für die 39. Auflage des AvD-Oldtimer-Grand-Prix fest: In fast genau sechs Wochen, vom 12. bis 14 August 2011, wird der Ring einmal mehr zum rollenden Museum. Rund 600 Teilnehmer und über 60.000 Besucher werden erwartet.

Vom Tourenwagen-Zwerg bis zum Formel-1-Boliden

Unverkennbar Lotus

Monoposti und Tourenwagen, Sportwagen und GTs werden am zweiten Augustwochenende den legendären Nürburgring bevölkern, um Legenden lebendig werden zu lassen. Die Spanne der zwölf Rennen und Gleichmäßigkeitsprüfungen reicht von den frühesten Zeiten des Rudolf Carraciola in den 20er Jahren bis zu jener Ära der Formel 1, in der die Weltmeister Niki Lauda und Keke Rosberg hießen. Tourenwagen und GTs aus der frühen Nachkriegsära bis zu den Boliden aus DTM und Deutscher Rennsport-Meisterschaft erinnern an die Höhepunkte der nationalen Motorsportszene. Sportwagen-Prototypen und Grand-Prix-1-Boliden erlauben mit begeisternden Rennen einen Rückblick auf die internationalen Top-Klassen.

Jubiläumsrennen für britische Ikone

Ein E-Type in Front

Auf eine Zeitreise in die wilden 60er, die Swinging Sixties, entführt das diesjährige Geburtstagskind: Der Jaguar E-Type wird 50 und die Besitzer der britischen Ikone freuen sich schon darauf, sich während des AvD-Oldtimer-Grand-Prix bei einem eigenen Rennen zu duellieren – bei der „Jaguar E-Type Challenge“. Der Supersportwagen mit der unverwechselbaren Silhouette wurde zwischen 1961 und 1975 rund 70.000-mal produziert und begeistert immer noch alle Generationen. Von den Lesern des britischen „Daily Telegraph“ wurde der E-Type beispielsweise vor wenigen Jahren auf Platz 1 der Liste der 100 schönsten Autos aller Zeiten gewählt.

Außergewöhnliche Boxenatmosphäre

Boxengasse

Ein weiterer Blickfang wird in diesem Jahr das historische Fahrerlager am Nürburgring, das momentan aufwendig restauriert und in seinen Urzustand zurückversetzt wird. Die charakteristischen Wellblech-Garagen sind die weltweit ältesten noch erhaltenen und wurden 1927 mit der Rennstrecke in Betrieb genommen. Nach alten Unterlagen gebaute Emaillelampen sowie neu aufgetragene alte Farbmischungen werden nun für besonderen Glanz sorgen. Die Vorkriegsmodelle, die während des AvD-Oldtimer-Grand-Prix starten und ausgestellt werden, kehren also diesmal in ihre ureigene Kulisse zurück. Den Zuschauern und Oldtimer-Freunden steht aber selbstverständlich neben dem historischen auch erneut das „neue“ Fahrerlager an der Start-Ziel-Geraden offen, es lädt ein zum Flanieren und zur Foto-Safari. Die Mischung aus Motorsport zum Anfassen und historischem Rennspektakel macht den AvD-Oldtimer-Grand-Prix so einzigartig. Für die besondere Atmosphäre sorgen auch die zahlreich vertretenen Markenclubs, die ihre liebevoll polierten Klassiker rund um den Ring präsentieren werden. Die Einkaufsmeile lockt zudem mit Literatur und Accessoires, Ersatzteilen und Equipment.

Action und Faszination von Freitag bis Sonntag

Action ohne Ende

Bereits am Freitag wird der AvD-Oldtimer-Grand-Prix mit einem Klassik-Highlight eröffnet, das mittlerweile selbst schon ein Klassiker ist: Die 21. Auflage des AvD-Historic-Marathon auf der Nordschleife und GP-Strecke lässt die Langstrecken-Tradition der längsten und spektakulärsten Rennstrecke der Welt aufleben. Höhepunkte am Samstag und Sonntag sind die spektakulären Formel-1-Boliden der 60er und 70er Jahre, die flankiert werden von einem einmaligen Programm, in dem sich Fahrzeuge aller Epochen und Rennsportklassen annähernd im Halbstundenrhythmus abwechseln. Bis in die Abendstunden hinein geht es am Samstag, an dem die zweisitzigen Rennwagen und GTs der 50er und 60er Jahre gegen 20.30 Uhr zum einstündigen Rennen auf die Strecke gehen und in der Dämmerung Le-Mans-Flair verbreiten. Ein Höhepunkt unter den zahlreichen Präsentationen legendärer Fahrzeugmarken ist in diesem Jahr der Auftritt der Mercedes-Legenden, die direkt aus dem Werksmuseum zum Ring kommen werden.

Kartenvorverkauf gestartet

Kraftzentrum

Der Kartenvorverkauf für den 39. AvD-Oldtimer-Grand-Prix läuft bereits, an den bekannten Vorverkaufsstellen von CTS/Eventim, online unter www.eventim.de sowie über die Ticket-Hotline 0180 5 311210 (0,14 €/Min aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunkpreis max 0,42 €/Min). Jugendliche bis 17 Jahren haben in Begleitung eines Erwachsenen freien Eintritt (ausgenommen ist der Historic Paddock Club).
Tagestickets für Erwachsene kosten Freitag 18 Euro, Samstag und Sonntag 38 Euro, Wochenendtickets 58 Euro. AvD-Mitglieder erhalten beim AvD-Servicecenter in Frankfurt (www.avd.de) bis zum 25. Juli 30% Ermäßigung auf alle Tickets.

Das Beste zum Schluss: 5 x 2 Freikarten für die Leser von „Männer unter sich“

Wem fällt die originellste Bildunterschrift ein?

Welche Bildunterschrift fällt Dir zu diesem Foto ein? Schreib deinen Vorschlag als Kommentar zu diesem Beitrag. Die originellste Bildunterschrift wird von einer Expertenkommission bestehend aus Stefan P. Wolf, Robert Hill und Chris Kurbjuhn ausgewählt und erhält 1 mal zwo Freikarten für das gesamte Rennwochenende und einen Komplett-Set der Maine-Shave-Produkte aus dem Nassrasur-Shop. Die anderen 4×2 Freikarten werden unter allen Kommentierenden verlost. Ihr habt Zeit bis zum 7. 7. 2011 um 24 Uhr, dann ist Teilnahmeschluss und wir schließen die Kommentare zu diesem Beitrag. Von der Teilnahme ausgeschlossen sind alle Mitarbeiter von nassrasur.com und die Autoren dieses Blogs. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Viel Spaß!

Fotos: Robert Hill

Nachtrag: die Verlosung ist beendet, hier geht’s zur Gewinnerliste:

https://blog.nassrasur.com/2011-07-08/and-the-winner-is/

Fotostrecke: Neuer Mühle R41 im Vergleich mit Merkur

Dies ist ein Beitrag in der Themenserie „Rasierapparate„.

Mühle hat einen neuen Rasierhobel auf den Markt gebracht: den R41, ein Modell mit offenem Zahnkamm. Wir bringen erste Fotos.

Der Mühle R41

offener Zahnkamm

Seitenansicht

Der Kopf von unten

en detail...

Zum Vergleich einige Bilder des Merkur 15c

Merkur 15c

Der Kopf des 15c

…und des Mühle R89.

Der R89

Der Kopf des R89

Und schließlich noch ein Vergleichsfoto.

Die Köpfe der Rasierer im Vergleich

Robert Hill, freier Journalist und Fotograf. Kommt eigentlich aus München, wohnt im Taunus. Mag mechanische Uhren und klassische Kameras. Fotografiert, wenn privat, immer noch am liebsten auf Diafilm. Hat es geschafft, im letzten Jahr mehr Kilometer mit dem Fahrrad als mit dem Auto zu fahren.
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Von 0 auf 100: Der Weg zum Ultra-Läufer (Teil II)

Heiko Müller, der für “Männer unter sich” schon mal eben kurz von Hamburg auf den Brocken gefahren ist, hat für uns eine vierteilige Serie über Ultra-Läufe geschrieben. Teil I (gestern) lieferte eine Einführung ins Thema, Teil II (heute) beschreibt interessante Ultra-Läufe in Europa. In den Teilen III und IV (nächste Woche) beschreibt Heiko Vorbereitung und Durchführung seines ersten 100-km-Laufs.

Welchen Ultra soll ich laufen?

Gute Frage. Sehr gute Frage. Und wirklich nicht leicht zu beantworten. Zunächst ja auch sehr verwunderlich. Wer ist schon so verrückt, einen Ultra zu laufen? Mehr als 50km am Stück? Das sind doch nicht viele, denkt man. Und für die paar Verrückte müssen doch 1-2 Event reichen. Mehr schafft doch eh keiner pro Jahr.
Weit gefehlt. Wer infiziert ist, der läuft auch 2,3,4 … viele Ultras pro Jahr. Und so kommt es, dass es jede Menge interessanter Veranstaltungen in dem Bereich gibt. Nein, es sind keine, wo zwanzigtausend am Start stehen und nein, die Medien sind meist auch nicht vor Ort. Vielleicht mal einer, der für eine lokale Zeitung schreibt, oder in seltenen Fällen sogar für eine Überregionale. Ultras sind nicht für die Masse, sie sind für die Klasse. Eine Klasse für sich.

Aber zurück zur Frage, welchen bzw. welche Art. Zu Unterscheiden sind Rundenläufe und Punkt-zu-Punkt-Läufe. Die ersten finden häufig in Stadien, auf kurzen Rundkursen oder ähnlichem statt. Vorteil hier ist, dass man keine Sorgen mit der Verpflegung hat. Man kann Kleidung deponieren, und wenn Support durch Freunde stattfindet, wissen die immer, wo man ist. Auf der nächsten Runde und man kommt gleich wieder.

Die Punkt zu Punkt Veranstaltungen sind meist große, einmal zu durchlaufende Runden oder aber wirklich so, dass der Anfangs- und Endort nicht identisch sind. Das bekommt man in der Regel nur hin, in dem die Strecke quer durch die „Gegend“ führt, man nennt Sie demzufolge gern auch Landschaftsläufe.

Für Rundenläufe in Stadien habe ich persönlich nichts übrig, so kann ich dazu auch keinen empfehlen. Einen Rundenlauf aber, einen, der auch noch ein bisschen exotisch ist, einen, der einem bei den bloßen Zahlen schon den kalten Schweiß auf die Stirn treibt, einen solchen kann ich empfehlen. Den Mt. Everest Treppenmarathon. Wenn man den vollständig schafft (in 24 Stunden) hat man einen Doppelmarathon gelaufen und ist von den Höhenmetern einmal auf den Mt. Everest gestiegen und wieder hinab. Ein wahrlich beeindruckender Gedanke. Mir war das Erreichen der 100 Runden bisher nicht vergönnt. Aber der Kilimanscharo ist auch nett  und so bin ich mit meinen 70 Runden und 6000 Höhenmetern auf knapp 60km auch ein glücklicher Mensch. Nur wer einmal dabei war – es sind nur 60 Teilnehmer zugelassen – kann ermessen, welch tolles Wir-Gefühl sich unter den Läufern aufbaut. Man sieht sich pro Runde 2 mal, klatscht ab, spricht sich Mut zu oder trifft sich im Verpflegungszelt auf eine Tasse Kaffee mit Nudeln.

Bei den Landschaftsläufen sieht die Welt schon anders aus. Da wären Empfehlungen ohne Ende auszusprechen. Einer der ältesten Ultras, der seit über 50 Jahren ausgetragen wird, einer, den sogar viele kennen, ist Biel. Die 100km von Biel. Der Ultra schlechthin. Und weil er so einmalig ist, werde ich in Teil 3 und 4 der Serie beschreiben, wie ich Biel das erste mal unter die EVA Sohle genommen habe und hier nüscht weiter sagen.

Bekannt und berüchtigt ist natürlich auch der Rennsteig. Wellige 72km durch Thüringen. Landschaftlich reizvoll. Mit dem legendären Schleim als Wegzehrung. Einer der Läufe, der noch auf meiner Liste steht und irgendwann in der Zukunft mal mein sein wird.

Dann noch die kleineren Sachen. Sehr familiär ist der Fidelitas Nachtlauf in Karlsruhe. Wie viele Ultras geht er durch die Nacht. Bemerkenswert hierbei ist, das man auf den 80km im Mittel jeweils nach 4km Futter gereicht bekommt. Was für so einen langen Lauf alles andere als normal ist. Die Strecke ist schön gelegen und geht hinreichend auf und ab. Wandern am Ende ist kein Problem, die Zeitvorgaben sind so, dass auch Ultrawanderer dort starten können.

Und winzig und nur auf Einladung sind dann z.B. Läufe wie der HILL (Hildesheimer idyllischer Landschafts Lauf) und der KILL (Kein idyllischer Landschafts Lauf). Der erste ein 50iger der tagsüber als orientierungslauf mit Karte durch die Hildesheimer Berge geht. Der zweite ist nahezu identisch. Nur Nachts. Im November und nicht 50km sondern 50Meilen. Bei richtigem Wetter eine echte Herausforderung. Wer es beim Kill nicht schafft bekommt nur die Hälfte seiner „Hundemarke“, welche hier die Medaille ersetzt. Die andere Hälfte bekommt das Skelett des Veranstalters um den Hals gehängt.

In der Schweiz wäre noch der K78, der Swissalpine zu erwähnen. Mit 78km quer durch die Berge eine anspruchsvolle Veranstaltung, die Trittsicherheit erfordert und durch die Wetterwechsel im Gebirge eine gute Vorbereitung notwendig macht.

Und nein, dass sind nicht alle. Es gibt den LüHa Fun Run von Lübeck nach Hamburg, den Rodgau 50iger, zahlreiche 6,12 und 24std Läufe… wer noch mehr sucht kann bei der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung noch jede Menge Informationen finden.

Heiko, 50 Jahre, arbeitet am Tag, läuft nachts, sammelt Uhren, schraubt an Autos und liebt die Familie über alles. Heikos Seite ist schlusslaeufer.de.