Was ist das eigentlich, Eichenmoos?


Eichenmoos – Foto: Björn S… Attribution-ShareAlike 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0)

Eichenmoos war mal eine DER klassischen Duftnoten. Im Dreiklang mit Labdanum und Bergamotte definierte Eichenmoos die Duftgattung „Chypre“ und würzige, erdige Aftershaves auf Eichenmoos-Basis waren Legion. Warum auch nicht, toller, männlicher Duft. Ich hatte jahrelang eine Eichenmoos-Rasierseife von einer kleinen Manufaktur in der Rasierschale, tolles Zeugs. Doch dann verschwand diese Rasierseife und viele der Eichenmoos-Aftershaves. Hatten die Bedenkenträger, die uns Eichenmoos-Fans in die Nase gekniffen haben, recht, oder ist das große Eichenmoss-Comeback überfällig? Hier kommt der nächste Teil meiner kleinen Serie über Duft- und Inhaltsstoffe in unserem Rasiuerzeugs.

Zunächst einmal ist „evernia prunastri“ – so hat die Biologie Eichenmoos benamt – eine Strauchflechte, die in ganz Europa vorkommt, von den skandinavischen Ländern bis zum Mittelmeerraum. In Deutschland gilt die Art als gefährdet, in anderen Ländern wiederum nicht, da macht sie sich nur an besonders luftbelasteteten oder lufttrockenen Standorten rar.

Mit Eichenmoos-Duft: Pinaud Aftershave „Clubman Special Reserve

Weil Eichenmoos so gut verfügbar war und ziemlich faszinierend duftete, war es einer DER Basis-Grundstoffe der Kosmetikindustrie. Doch dann fand man heraus, dass im Eichenmoos enthaltene Harzsäuren in seltenen Fällen allergische Reaktionen hervorrufen kann und in sehr seltenen Fällen fiese Hautreaktionen hervorrufen kann. Und „seltene Fälle“ genügten, damit die EU und die IFRA (International Fragrance Association)  den Gebrauch von Eichenmoos stark einschränkte. Einige Hersteller versuchten, die Rezepturen der Parfüms und Aftershaves zu ändern, probierten mit Ersatzstoffen herum… vergeblich. Das war alles nicht das „real thing“ und so verschwanden viele beliebte Düfte vom Markt. Ironischerweise hat sich mittlerweile herausgestellt, dass es nicht das Eichenmoos war, dass die allergischen Reaktionen hervorrief, sondern das preiswertere Baummoos, mit dem die Eichenmoos-Duftstoffe gestreckt worden waren (näheres bei der Wikipedia). Wie dem auch sei, die AS-Flasche war da schon in den Brunnen gefallen, und da liegt sie noch, obwohl es mittlerweile gelungen ist, synthetische Eichenmoos-Düfte herzustellen, die keine allergischen Reaktionen hervorrufen.

Mit Eichenmoos: „Oak Moss“ von Musgo Real

Wir Eichenmoos-Fans können also doch noch auf ein Comeback unseres Lieblingsdufts hoffen. Und bis die nächste Eichenmoosschwemme kommt, empfehle ich zwei Klassiker, die trotzig „unser“ Eichenmoos am Leben erhalten haben: das „Clubman Special Reserve“ von Pinaud und das besonders edle „Oak Moss“ von Musgo Real.

Dieser Teil der Serie basiert auf einem Posting, das ich bereits 2019 geschrieben und jetzt überarbeitet habe.

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