[Männeressen] Der ordinäre Stinker wird zum Küchenhelden – Blumenkohlauflauf mit Cheddar

Früher konnte man mich mit Blumenkohl jagen. Ich hielt es mit dem seligen Wolfram Siebeck, der in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts mal einen analogen Shitstorm ausgelöst hat, als er in einer seiner Fresskolumnen den Blumenkohl als „ordinären Stinker“ bezeichnet hat. Da war was geboten, aber ich verstand ihn: Wenn man Blumenkohl zu lange kocht, dann zeigt er sich geschmacklich und vom Geruch her definitiv nicht von seiner besten Seite. Der Gamechanger ist, den Blumenkohl nicht zu kochen, sondern im Backofen zu garen, dann verliert er jede Muffigkeit. Er scheint ein bisschen wie Single Malt Whisky zu sein, je weniger Wasser, desto besser. Und zusammen mit geriebenem Cheddarkäse zeigt sich Blumenkohl von seiner allerbesten Seite, wie im folgenden Auflauf, bei dem noch Ergänzungsgemüse, Crème fraîche und das ein oder andere Speckwürfelchen hinzukommen.

Wie immer gehen wir erstmal einkaufen. Für eine nicht zu prall gefüllte Auflaufform1 brauchen wir:

1 mittelgroßen Blumenkohl
1 Zwiebel
2,3 Stängel Staudensellerie
1 Möhre
1 kleine Zucchini
1 große Handvoll Champignons
1 Becher Crème fraîche
150 g Schinken- oder Speckwürfel
250 Gramm Cheddar2
1 Bund Schnittlauch

Das war’s auch schon. Butter, Mehl, Gemüsebrühe, Salz, Pfeffer und natürlich das unverzichtbare KüBi3 habt ihr ja im Vorrat.

Nach dem sachten Antrinken des ersten KüBi heizen wir den Backofen auf 180 bis 200 Grad vor, bestücken ein Backblech mit einem Bogen Backpapier und verteilen den Blumenkohl, den wir geputzt und in Rosen zerteilt4 haben, drauf, salzen und schieben das ganze für zwanzig Minuten in den Ofen. Während der Kohl im Ofen faul vor sich hinschmurgelt, entwickeln wir vielfältige Aktivitäten: Wir pellen und würfeln Zwiebeln udn Karotte, scheibeln die Selleriestängel und schwitzen das Gemüse in reichlich(!) Butter an. Wenn das Zeugs anfängt, angenehm zu riechen, geben wir einen großen Löffel Mehl dazu, schwitzen an und löschen mit Gemüsebrühe5. Wir salzen6, pfeffern und lassen die Chose zehn Minuten vor sich hinköcheln, damit der Mehlgeschmack sich vertschüsst. In der Zeit schneiden wir die Zucchini in Würfel und die Champignons in Scheiben, öffnen im Schweiße usneres Angesichts das zweite Kübi, und braten Zucchini und Champignon in etwas Butter knurpsig an.

Wenn die Gemüsesauce zehn Minuten gekocht hat, drehen wir die Hitze runter, sie darf nicht mehr kochen. Dann rühren wir die Crème fraîche und zwei Drittel des Käses unter. Wenn’s nicht kocht, flockt die Crème fraîche nicht aus und der Käse schmilzt, ohne zu klumpen. Wir holen den Blumenkohl aus dem Ofen und bringen eine Auflaufform an den Start. Den Ofen auf keinen Fall ausschalten, sonst müssten wir ihn gleich wieder einschalten! Stattdessen den Blumenkohl in die Auflaufform geben, Zucchini und Champignons drüber geben und mit der Käse-Gemüse-Sahne übergießen. Nun machen wir uns im Handgelenk ganz locker, denn jetzt streuen wir den restlichen Cheddar und die Specp- oder Schinkenwürfelchen drüber und schieben das ganze für dreißig Minuten in den Ofen. Wenn wir noch KüBi in der Flasche haben, trinken wir’s aus, während wir die Küche aufräumen und schnell noch den Schnittlauch in Röllchen schneiden, die wir über den fertigen Auflauf streuen, wenn wir ihn aus dem Ofen holen.

Man kann den Schnittlauch aber auch vergessen und ein schönes Auflauffoto machen, wie ich es getan habe. Dazu gibt#s am besten einen schönen, kräftigen Weißwein, und wer noch ein kurzgebratenes Stück Fleisch oder Fisch hat, kann es unbedenklich dazu packen. Mahlzeit!

  1. Für drei Leute als Hauptgericht, für vier bis fünf als Beilage
  2. Auf den Käse kommt’s an. Cheddar und Blumenkohl ist eine Kombination, die im Himmel erfunden wurde. Deshalb kauft nicht irgendwelchen Käseabfall, der gerieben in der Tüte steckt, sondern holt euch an der Käsetheke ein ordentliches Stück von einem Cheddar, den ihr auch auf die Stulle legen würdet. Reibt es selbst, oder lasst es an der Käsetheke reiben.
  3. Küchen-Bier
  4. Frauen zerteilen Blumenkohl in Röschen, Männer in Rosen.
  5. ungefähr 0,4 Liter, kommt nicht so drauf an
  6. Vorsichtig! Da kommen noch der Käse und der Speck dazu, die sind auch salzig.
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3 Antworten zu [Männeressen] Der ordinäre Stinker wird zum Küchenhelden – Blumenkohlauflauf mit Cheddar

  1. AvatarArthurs Tochter sagt:

    gekauft! <3

  2. AvatarThomas sagt:

    Mit dem Blumenkohl geht es mir ganz ähnlich; früher konnte man mich damit jagen, heute mag ich ihn sehr gerne. Dein Auflaufrezept klingt ausgesprochen lecker und ist zudem auch mal was anderes als die „typischen“ Blumenkohl-Hack-Kartoffel-Aufläufe.
    Wird bei nächster Gelegenheit nachgekocht, danke für das schöne Rezept.

  3. AvatarUlrich sagt:

    Ich empfand Siebecks Verdikt immer als überzogen. Der Mann musste anscheinend nie eine vierköpfige Familie, davon zwie in der Pubertät, die futtern wie ein Rudel Wölfe, satt bekomme, bei sehr limitiertem Haushaltsgeld. Freilich, im Leipziger Allerlei schmeckt er mir auch nicht. In Gemeinschaft mit anderen Gemüsen verhält er sich eher unsozial. Ich habe Blumenkohl gerne als „Hauptperson“ auf den Tisch gebracht. Üblicherweise wie hier im Backofen mit Käse überbacken. Normalerweise als ganzer, vorher kurz blanchierter Kopf in einem Kartoffelnest sitzend, und gerne auch mal mit Hackfleisch „gefüllt“. Meine Söhne ließen nie Reste davon in der Auflaufform.
    Heute ernähre ich mich vegan. Aus Blumenkohl mache ich u.a. ein Currygericht – den Kopf in kleine Röschen zerteilt, den Strunk und die Battrippen in dünne Stiftchen geschnitten und im Wok zusammen mit Cashewkernen, Lauch, Möhrenstiftchen und Knolauch in Kokosöl angebraten. Dann die geschnittenen Blätter und TK,-Erbsen dazu, mit Salz, Tamarisauce, Chili, Kurkuma, Cumin und Pfeffer abgeschmeckt in Kokosmilch bissfest gegart. Dazu Reis (bevorzugt Basmati!)
    Eibe weitere Möglichkeit: fermentieren wie Sauerkraut – in kleinse Röschen zerteilt mut Beigemüse nach persönlichen Vorlieben oder Experimentierfreudigkeit. Essen wir als Pickles, machen es als Salat an oder kochen Blumenkohlsuppe damit.

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