Rasierseifenrisse

Jeder Mann, der morgens im Badezimmer zu Rasierpinsel und Seifentiegel greift, um sich einzuschäumen, kennt das Phänomen: Nach ein paar Wochen Benutzung zeigen sich Risse auf der Oberfläche der Rasierseife. Egal, ob der Seifenpuck im passenden Tiegel kam, ob man die Seife geraspelt hat, um sie in den eigenen Tiegel zu kneten oder ob man sie – für den gleichen Zweck – in der Mikrowelle geschmolzen hat, die meisten Rasierseifen verblüffen ihre Besitzer früher oder später mit einer Modellierung des St. Andreas-Grabens. Wie kommt’s? ISt meine Seife irgendwie kaputt? Hab ich mit dem Rasierpisnel zu stark aufgedrückt?

Natürlich nicht. Das Lösungswort heißt „Volumenänderung“ War da nicht mal was, in der Schule? Chemikalische Physik, physikalische Chemie? Wir nähern uns der Sache. Nachdem wir uns rasiert haben, fängt nicht nur unser Gesicht sondern auch die verwendete Rasierseife an zu trocknen. Trocknen bedeutet aber, dass das in der Seife enthaltene Wasser verdunstet, also veränder sich das Volumen der Seife. Während die äußere Hülle der Seife bereits trocken ist, ist oft aber der Seifenkern noch feucht, also ist innen mehr Volumen als außen. Es ist außen kein Platz mehr für den größer gewordenen Kern, die Oberfläche muss reißen. Eigentlich einfach und logisch, oder?

Muss man etwas dagegen tun? Nein, natürlich nicht. Die gute Rasierseife bleibt ja trotz der geringfügigen Volumenänderung die gute Rasierseife, ihre Funktionalität verändert sich nicht. Ästheten, die sich an den Rissen stören, können versuchen, die Seife in einem konstanten Klima zu halten bzw. sie stets verschlossen aufzubewahren. Das kann die Bildung von Rissen zumindest hinauszögern. Ganz verhindern kann man die Rissbildung so meist nicht. Besonders harte Seifen („triple milled“, „french milled“) neigen weniger zur Rissbildung.

Mir ist übrigens vollkommen wurscht, ob meine Rasierseife Risse hat oder nicht. Solang sie einen schönen Schaum macht, meine Stoppeln einweicht und einen angenehmen Duft verbreitet – die Meißner Tremonia „Stron ’n Scottish“ zum Beispiel hat all diese segensreichen Eigenschaften und zählt zu meinen Favoriten – ist alles im grünen Bereich meines Badezimmers.

Markiert mit Nassrasur, Rasierseife, Rasur.Speichern des Permalinks.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bitte nicht wundern: nach dem Absenden verschwindet Dein Kommentar einfach und wird erst nach Freischaltung durch uns sichtbar -- also nicht mehrfach absenden!