Der Kleine für unterwegs und daheim

Das Schöne an vielen Taschenmessern – und besonders an den Opinel-Taschenmessern aus Carbonstahl, die ich gern mit mir herumtrage – ist, dass man sie überall schärfen kann, wenn sie mal stumpf sind. Am Bordstein, an einer umgedrehten Kaffeetasse oder an einer Treppenstufe – irgendwo findet sich immer was, wo mit man seinen täglichen Begleiter wieder halbwegs scharf kriegt. Doch – wie man so schön sagt – das Bessere ist der Feinde des Guten und das Bequemere der des Unbequemen. Seit ich mir einen Mini-Schärfstein zugelegt habe, kommt der auf Reisen immer mit.

Vor ein paar Jahren war ich im Sommerurlaub auf einem Flohmarkt. Und da war ein Messer-Stand, bei denen bleib ich immer hängen. Der Verkäufer hat natürlich sofort gemerkt, dass er einen Messer-Freak vor sich hatte, und so haben wir ein Stündchen oder anderthalb engagiert gefachsimpelt. Das hat großen Spaß gemacht, und dann wollte ich nicht weitergehen, ohne dem in jeder Hinsicht guten Mann zumindest eine Kleinigkeit abzukaufen. Da sah ich den Schärfstein rumliegen, 7 Euro oder so sollte der Kosten, also hab ich ihn mitgenommen, mein Taschenmesser hatte es sowieso nötig.

In der FeWo angekommen hab ich den Kleinen dann gleich ausprobiert. Aus der Pappschachtel befreit, kurz unter den Wasserhahn gehalten und mit dem Taschenmesser drauflosgeschraddelt. Zwanzig Züge auf der einen Seite, zwanzig auf der anderen… hoppsassa, das Messer war schon scharf. Mit Bordstein und Kaffeetasse hätte es deutlich länger gebraucht, und so scharf, wie es jetzt nach den paar Zügen war, wäre es auf den Behelfs-Schleifmitteln nicht geworden. Von diesem Augenblick an waren der kleine Schärfstein und ich gute Freunde, er ist mein unverzichtbarer Reisebegleiter geworden.

Der Stein wiegt knappe 30 Gramm und ist zehn Zentimeter lang. Damit passt er in jede Hosen- oder Rucksacktasche und belastet nicht. Er ist pflegeleicht, nur kur nass machen, und er ist einsatzbereit. Nach Gebrauch sollte man ihn natürlich trocknen lassen, aber er nimmt’s nicht übel, wenn er eine Zeit lang in feuchtem Klima ausharren muss. Laut Opinel kommt er aus der Lombardei, wo man ja bekanntlich ganz ordentlich Schärfsteine gewinnt. Der Kleine dürfte eine 1000er Körnung haben, ist also eher zum Nachschärfen geeignet. Theoretisch könnte man darauf auch ein komplett stumpfes Messer wieder flott machen, das dürfte aber eine Weile dauern.

Die Domäne dieses Steins ist ganz klar das schnelle Nachschärfen zwischendurch. Und das funktioniert nicht nur unterwegs sondern auch zuhause hervorragend. Wenn mein Office-Messer in der heimischen Küche nicht mehr so performt, wie ich mir das vorstelle, dann kommt der kleine zum Einsatz. Weil ich den nicht erst einweichen muss wie meinen Kombistein, den ich sosnt nehme. Raus aus der Schublade, schnell nassmachen und es kann losgehen. „Liebhaberschärfe“ ist mit dem kleinen sicherlich nicht machbar, aber eine solide Gebrauchsschärfe für Taschenmesser und kleinere Küchenmesser ist mit dem Teil jederzeit herzustellen.

Alles in allem ist der kleine Opinel-Stein ein Luxusgegenstand. Man braucht ihn nicht wirklich: Zuhause hat man seine Schärfausrüstung, und unterwegs kann man sich – wie eingangs gesagt – irgendwie behelfen. Aber wenn man ihn einmal benutzt hat, möchte man ihn nicht mehr missen. Und die paar Öcken, die man für ihn auf den Tisch legen muss, fallen genauso wenig ins Gewicht wie der Stein selbst.

 

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Eine Antwort zu Der Kleine für unterwegs und daheim

  1. AvatarCarsten Sohn sagt:

    Ich bin mittlerweile auf faltbare Diamantschärfer umgestiegen. Die sind zwar erheblich (5x) teurer, aber viel komfortabler zu nutzen: Kein Wasser, kein Anpressen, super schneller Abtrag, kein Hohlschliff im Stein.

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