Die Dovo-Insolvenz

„Wenn es eine Firma gibt, die gar nicht pleite gehen KANN, dann ist es Dovo.“ Das war seit Jahren meine Überzeugung. Buchstäblich jeder Mann, der sich hierzulande nass rasiert, hat dazu einmal ein Gerät von Dovo benutzt, ein Rasiermesser, einen Hobel, eine DE-Klinge, einen Pinsel… Dovo ist DIE europäische Hausnummer für Nassrasier-Gerätschaften und hochwertige Schneidwaren, ein tief in der Solinger Tradition verwurzelter Hersteller, der Inbegriff für grundsolides „Made in Germany“, denen kann nix passieren. So dachte ich. Und dann fiel mir heute früh das Brötchen aus der Hand, als ich im Nassrasurforum lesen musste, dass Dovo Insolvenz angemeldet hat.

Was für eine Hammermeldung, mit der niemand gerechnet hat. Dovo galt doch als grundsolides Unternehmen. Über die Gründe für die Insolvenz kann derzeit nur spekuliert werden, die durch Corona ausgelöste Rezession wird genannt und die wachsende Zahl an Bartträgern. Oder vertragen sich letztlich die Solinger Traditionen, an denen Dovo drei Generationen festgehalten hat, nicht mit den Anforderungen globalisierter Märkte?

Das sind, wie gesagt, Spekulationen. Mittlerweile ist ein vorläufiger Insolvenz-Verwalter bestellt, und der ist – laut RP-Online – optimistisch, dass der Betrieb bestehen bleiben kann. Man suche derzeit einen Investor, der den Betrieb – oder wenigstens Teile davon, übernimmt. Das sollte gelingen, meint der Insolvenz-Verwalter, denn Dovo habe „einen unglaublich guten Markennamen“. Was ich – und praktisch jeder Nassrasierer bestätigen kann. Ich hab derzeit Hobel, Pinsel, eine Rasierschale und die legendäre Klipette, einen Nasenhaarschneider, im Arsenal und benutze Gerätschaften von Dovo täglich, zum Teil seit Jahrzehnten. Es darf doch nicht sein, dass eine solche Qualität und das damit einhergehende Traditionsbewusstsein nicht gerettet werden können.

In diesem Video kann man sehen, wie bei Dovo gearbeitet wurde bzw. wird, wie sehr die Firma in der Solinger Tradition verwurzelt ist.

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Video-Link: https://youtu.be/z_-s0phRZng

Man kann nur hoffen, dass es irgendwie weitergeht. Für die Mitarbeiter. Aber auch für uns überzeugte Nassrasierer.

Update: Wie Stefan herausgefunden hat, ist nur die Fa. Dovo von der Insolvenz betroffen, NICHT die rechtlich von Dovo unabhängige Firma Merkur, die die Hobel produziert.

Zur Zeit sind zahlreiche Hobel, Rasiermesser und Schneidwaren von Dovo bei uns im Shop erhältlich.

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5 Antworten zu Die Dovo-Insolvenz

  1. AvatarDietmar Schmutzer sagt:

    Eine mögliche Erklärung: Ich kenne eine Menge Naßrasierer. Nur einen konnte ich überzeugen, auf klassische Hobel mit den klassischen Rasierklingen, Dachspinsel und guter Seife zu wecheln, Die anderen bleiben Dosenschäumer und legen lieber viel Kohle für den (m.E.) überteuerten Plastikmüllmehrfachklingenschrott hin, auch welke, die sich für Ökos halten. Ist halt saubequem. Das Gilette-Marketing hat voll durchgeschlagen. Die Masse hat halt leider andere Vorstellungen von „Qualität“. Glücklicherweise hat die richtige „Naßrasurimpfung“ auch bei meinem Sohnemann gleich zu Beginn der ersten Stoppeln nachhaltig gewirkt.

    • Avatarvale46 sagt:

      Das Gillette Marketing ist nicht das Problem, sondern die Herdentiere welche bereitwillig der Werbung und dem Marketing vertrauen, denen man nur zu verstehen gibt: „Gillette…für das Beste im Mann“…
      und die dann ohne zu Zögern auch 10-Klingensystem Blöcke für weniger Hautirritationen erwerben.
      Ach nee…gerade sollen es ja lediglich nur wieder 2 Klingen im Kunststoffverbund schaffen dem Mann das Beste in Ihm zu entfachen! Excel lässt grüßen.
      Da soll noch jemand durchblicken 😉

  2. AvatarDer Grieche sagt:

    Also mich hat das auch ziemlich geschockt. Wer die Rasierer kennt ist überzeugt und wird nichts anderes benutzen wollen. Es ist aber leider auch so, dass die Qualität so gut ist, dass man selten einen zweiten kaufen wird. Für mich unverständlich, warum die Mehrheit trotzdem den hochpreisigen Plastikschrott mit multiplen Klingen kauft. Ich hoffe Dovo bekommt nochmal die Kurve, investiert kräftig in die Werbung. Ich würde es mir und für alle die sich rasieren wünschen. Es wäre ein echter Verlust!

    • AvatarStefan Wolf sagt:

      Wie gesagt, betrifft es speziell DOVO mit dem Bereich klassische Rasiermesser und hochwertigfe Maniküre-Werkzeuge. Gerade im letzteren Bereich leistet DOVO ganz hervorragende Arbeit, aber es gibt leider eine massiv auftretende Billigfraktion und minderwertige Nachahmungen. Wer die Nagelscheren und -zangen kennt und Sinn für Qualität hat, wird nie etwas anderes benutzen, aber es ist wie bei Küchenmessern, die man an jede Ecke billig angepriesen bekommt, das Qualitätsbewusstsein vieler Kunden ist über den Preis leicht zu betäuben. Also kaufen die Leute Küchenmesser und Scheren aus Stanzblech statt geschmiedetem Handwerk. Und der Rasiermesserbereich ist halt sehr schwierig und klein — DOVO ist weltweit einer der größten Rasiermesserhersteller (wenn nicht der größte) und spürt daher das Auf und Ab dieser Nische am stärksten.

  3. Pingback:Die Dovo-Rettung | Männer unter sich

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