Staatsfeind Nr. 1: Kalkseife

Calciumpalmitat, Kalkseife (Jü / CC0)

Wer in einer Gegend mit weichem Wasser wohnt, kann hier eigentlich schon aufhören zu lesen. Oder vielleicht doch besser nicht. Vielleicht verschlägt’s dich ja mal – ob Urlaub, längere Geschäftsreise oder dauerhaft – in eine Gegend mit hartem Wasser. Und hartes Wasser bildet zusammen mit unseren geliebten Rasierseifen und Rasiercremes eine wirklich üble Substanz: das härteste Team seit Nitro und Glyzerin, das unsere Rasurutensilien tatsächlich beschädigen kann, die Kalkseife.

Wenn man nach der Rasur das Waschbecken saubermacht und dabei feststellt, dass sich da eine stumpfe Schmiere am Porzellan festkrallt, hat man schon Bekanntschaft mit der Kalkseife gemacht. Und vermutlich gleich gemerkt, dass mit dem Zeugs nicht zu spaßen ist. Mit Wasser und Schwamm ist dem Zeugs nämlich nur bedingt beizukommen, und wer jetzt zur Seife greift, um Kalkseife zu entfernen, der versucht sicherlich auch gern mal, ein Feuerchen mit Benzin zu löschen. Wenn Kalkseife sich einmal gebildet und festgesetzt hat, dann hilft nur Säure. Essig oder Zitronensäure haben sich als probate, preiswerte Mittelchen erwiesen.

Doch nicht nur im Waschbecken fühlt die Kalkseife sich wohl, auch in Rasierpinseln und Hobeln treibt sie bevorzugt ihr Unwesen. Bei Rasierpinseln ist die Diagnose einfach: Man halte den komplett 2-3 Tage durchgetrockneten Rasierpinsel in einem abgedunkelten Raum in den Lichtstrahl einer Spotleuchte oder einer Taschenlampe und „blättert“ kräftig mit dem Daumen durch das Haar. Wenn’s sichtbar staubt, hat man pulverisierte Kalkseife aufgeschreckt. Auch an einem hellen Ring am Übergang zwischen Borsten und Griff kann man sie erkennen. Spätestens wenn der zu sehen ist, ist eine „saure Rinse“ angesagt. Anders als im Bad benutzt man beim Pinsel niemals Essig, den Duft bekommt man nämlich nicht so leicht wieder aus den Haaren!

Ein ausgiebiges Zitronensäurebad ist für Rasierhobel jedoch nicht zu empfehlen. Die meisten modernen Hobel sind zum Schutz beschichtet, jedoch nicht an den Stellen, wo bei der Beschichtung die dazu nötigen Elektroden saßen, also z. B. an den Ösen auf der Innenseite. Und da befindet sich dann auch die bevorzugte Angriffsfläche, nicht nur für die Kalkseife, sondern auch für die Zitronensäure, die z. B. gegenüber Zink richtig aggressiv werden kann. Einen Hobel mit verchromtem Zinkkopf in Säure zu baden (auch wenn’s „nur“ Essig oder Zitronensäure ist), beschädigt diesen auf jeden Fall! Den Hobel schützt man also am Besten durch Prophylaxe: Öfters mal auseinandernehmen und die Belege mit der Zahnbürste und evtl. ein paar Tropfen Geschirrspülmittel abrubbeln.

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Eine Antwort zu Staatsfeind Nr. 1: Kalkseife

  1. AvatarStefan Peter Wolf sagt:

    Wer sich nun fragt, was die Kalkseife denn außer Staub und obtischer Vergrauung im Pinsel anrichtet: sie zerstört ihn! Die Haare werden vom feinen Scheuerpulver durchgerieben (der gefürchtete Haarausfall droht!) und die aggressive Seife findet immer mehr Halt tief im Grund des Pinselkopfes, wo sie neben dem Haar auch den Kleber angreift und die trocknung verzögert, was durch die Quellwirkung des Haares sogar den Knoten zersprengen kann!

    Daher immer ausgiebig die Seife ausspülen und vor allem gar nicht so tief in den Pinselgrund laden — der Pinsel wird zwar nass gemacht, aber die Seife belässt man besser im vorderen Teil und arbeitet nur mit den Spitzen, so kommt der Seifenschaum gar nicht erst in den Knoten. Spült man dann vom Griff her nach vorn, beugt man schon so den Ursachen von aufgebauten Kalkseiferesten im Pinselgrund vor.

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