Jeder Jeck rasiert anders – warum Klingen-Tests nichts bringen

Der Sharpologist hat die Schärfe verschiedener Rasierklingen verglichen, wobei er sich auf Daten von „Refined Shave“ bezieht, und nicht nur im Nassrasurforum wird heiß darüber diskutiert. Ich wundere mich ein wenig über die Aufregung, die aufkommt, wenn Rasierklingen verglichen werden. Ich wundere mich darüber, dass Rasierklingen überhaupt verglichen werden. Das ist doch vollkommen sinnfrei.

Denn was ist die Voraussetzung für einen möglichst objektiven, fairen Vergleichstest? Genau, exakt gleiche Testbedingungen für alle, denn nur so kann man Produkte miteinander vergleichen. Aber wo herrschen keine gleichen, nachvollziehbaren Testbedinungen? Genau, in den Badezimmern weltweit. Da machen die Männer, die sich nass rasieren, nämlich was sie wollen. Jeder hält den Hobel ein wenig anders, jeder führt den Hobel ein wenig anders, jeder führt die Klinge in einem etwas anderen Winkel über die Haut. Und dieses individuelle Rasurverhalten kann die Eigenschaften einer Klinge komplett verändern.

Hinzu kommt, dass man – entsprechende Erfahrung vorausgesetzt – sich auch der Klinge anpasst, die man im Hobel hat. Wenn ich eine Feather eingelegt habe, wähle ich den Winkel, in dem ich den Hobel führe, instinktiv ein wenig flacher als zum Beispiel mit einer Astra Super Platinum. Ich bekomme mit beiden eine angenehme, gründliche Rasur hin, obwohl sie in den verschiedenen Vergleichstest unterschiedlich bewertet werden. Vollkommen bizarr wird die Sache, wenn ich gestehe, dass ich auch mit der einfachen Derby-Klinge, die von den meisten Forumsmitgliedern als stumpfes Werkzeug des Teufels angesehen wird, prima klar komme.

Was sagst uns das? Nichts neues. Die Nassrasur war, ist und bleibt ein individuelles Vergnügen. Klingenempfehlungen, ob aus Vergleichstest, Forendiskussionen oder von Mann zu Mann haben immer Vorschlagscharakter. Die Klinge, die beim einen hervorragend funktioniert, fühlt sich beim anderen stumpf und ziepend an. Die Klinge, die ein Rasierer als gutmütig empfindet, kommt beim anderen vielleicht als mörderisch scharf rüber.

Welche Klinge zu einem passt, muss man selber herausfinden. Auf Vergleichstests oder persönliche Empfehlungen – so gut sie auch gemeint sein mögen – kann man sich nicht verlassen, nur der selbst durchgeführte Vergleichstest ist aussagekräftig. Wer sich seine persönliche Testreihe zusammenstellen will, kann, wenn er Mitglied des Nassrasurforums ist, in unserem Mitgliederhandel vorbeischauen. Da werden regelmäßig „Sampler“ mit verschiedenen Rasierklingen zum Ausprobieren angeboten. Oder man stellt sich in unserem Shop sein persönliches Testpaket zusammen.

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2 Antworten zu Jeder Jeck rasiert anders – warum Klingen-Tests nichts bringen

  1. AvatarStefan Wolf sagt:

    Tip zum Zusammenstellen von Klingentestpaketen: wir bieten absichtlich keine Sampler aus Einzelklingen an, sondern empfehlen je zu testender Sorte einen ganzen Spender (je nach Typ sind das 5-10 Klingen) zu kaufen. Man benötigt nämlich mehrere Klingen für einen gründlichen Test, denn manche Sorten halten je nach Anwender nur wenige Rasuren — man sollte aber die Klingen einer Marke in jedem häufig verwendeten Hobel zwischen 7 und 10 Rasuren lang verwenden, erst dann kann man sie richtig einschätzen. Nach jedem Klingenmarkenwechsel braucht die Haut nämlich üblicherweise 1-2 Rasuren Umstellungszeit (also die ersten 1-2 Rasuren einer neu zu testenden Marke ignorieren) und dann ist die Haut auch nicht bei jeder Rasur in der gleichen „Tagesform“, mehrere Rasuren nacheinander mit der gleichen Marke gleichen diese nicht klingenabgängigen Schwankungen aus. Wichtig: beim Testen einer Marke keine andere Klingenmarke zwischendurch verwenden! Solch en gründlciher Test einer Klingensorte in ein und demselben Hobel kann schon 2-3 Klingen verbrauchen. Hat man nun sogar mehrere verschiedene Lieblingshobel in regelmäßiger Verwendung, so muss man jeden davon gründlich testen (jeden für sich, nicht springen!), denn eine Klingenmarke muss nicht in jedem Hobel gleich gut/schlecht für den Tester funktionieren. Da kann dann schon ein 5er-Spender für ein gründliches Ausprobieren von 2 Hobeln nicht mehr ausreichen, geschweige denn ein Sampler mit nur einer einzelnen Klinge je Sorte.

  2. Pingback:Der Weg zum persönlichen Klingentest-Paket | Männer unter sich

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