[Summer of Steve] Beinahe ein Meilenstein: „Le Mans“

Auch fast 40 Jahre nach seinem letzten Film bewegt Steve McQueen immer noch die Menschen, die seine Filme anschauen. Kaum ein anderer Schauspieler hat eine derart treue Fan-Gemeinde, kaum ein anderer Schauspieler gewinnt auch Jahrzehnte nach seinem Tod noch dermaßen viele neue Fans hinzu. Woran liegt‘s? An seiner mittlerweile sprichwörtlichen Coolness? An den Figuren, die er spielte, den Lonern, die nur auf sich selbst vertrauten? Daran, dass Kerle wie er so selten geworden sind? In unserer Serie „Summer of Steve“ machen wir uns auf die Suche nach McQueens Geheimnis.

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Video-Link: https://youtu.be/228f-dPxI3Q

Diesen Fim liebt man, oder man hasst ihn. Obwohl viel mehr Verfolgungsjagden als in Bullitt drin sind.

Selbst eingefleischte McQueen-Fans beginnen rumzudrucksen, wenn die Rede auf „Le Mans“ kommt. Dann fallen Vokabeln wie „ungewöhnlich“, „interessant“ oder „mutig“, aber man spürt, dass die Begeisterung sich in Grenzen hält. Motorsport-Fans hingegen, die sonst nur ein Kino aufsuchen, wenn ihnen die Freundin mit Führerscheinentzug droht, nicken bei der Erwähnung von Le Mans kennerisch und sagen „geiler Film“.

„Le Mans“ ist zu 80 Prozent ein faszinierender Dokumentarfilm über das 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Während dieser 80 Prozent sind absolut atemberaubende Bilder eines Autorennens zu sehen, wie sie vorher und nachher nicht gedreht wurden. „Le Mans“ wäre ein filmischer Meilenstein, wären da nicht noch die anderen 20 Prozent.

In diesen übrigen 20 Prozent bekommt der Zuschauer eine Klischee-überladene Spielhandlung serviert, die dermaßen idiotisch ist, dass sie die Intelligenz eines Dreiradfahrers im Kindergartenalter beleidigt. Sogar Steve McQueen selbst, für den „Le Mans“ ein Herzensprojekt war, wirkt in diesen Spielszenen lustlos und desinteressiert.

Sein Co-Star, der deutsche Schauspieler Siegfried Rauch, geht da deutlich engagierter zur Sache, auch wenn er lange nicht so gut fahren konnte wie McQueen. Rauch hat über die Dreharbeiten zu diesem Film vor ein paar Jahren das Buch „Unser Le Mans“ veröffentlicht, in dem er die Dreharbeiten und die Arbeit mit McQueen beschreibt. Noch mehr Hintergrund-Infos bietet das – leider vergriffene und nur noch zu Überpreisen antiquarisch erhältliche – „A French Kiss With Death“, das nicht nur den Film sondern auch McQueens lebenslange Besessenheit mit dem Motorsport thematisiert.

Zu schreiben, das beide Bücher letztlich spannender sind als der Film, wäre unfair. An Authentizität ist „Le Mans“ nach wie vor nicht zu überbieten. Aber als Spielfilm funktioniert der Streifen nur, wenn man mehr Benzin als Hämoglobin im Blut hat. Oder wenn man ein derart großer McQueen-Fan ist, dass man „The Blob“ für einen gelungenen Horror-Film hält. Wenn man hingegen McQueen- UND Motorsport-Fan ist, dürfte „Le Mans“ der Formel-1-Weltmeister des Kinos sein.

Immerhin enthält der Film einen der besten Dialoge, die McQueen je von der Leinwand runtergebrummelt hat, eine absolute Lakonie-Perle: „Lotta people go through life doing things badly. Racing’s important to men who do it well. When you’re racing, it’s life. Anything that happens before or after is just waiting.“

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