[Dem Chris seine Filme] „Borg/McEnroe“ – ganz großes Tennis

„Borg/McEnroe“ ist ein Sportfilm, der die Geschichte eines der größten Tennismatches aller Zeiten erzählt, des Wimbledon-Finales von 1980. Damals standen sich Björn Borg und John McEnroe zum ersten Mal in einem Grand-Slam-Finale gegenüber. Sie lieferten sich eine mehrere Stunden andauernde Schlacht, die in die Tennisgeschichte einging. Jedem, der dieses Match gesehen hat, ist es unvergesslich gewesen. Jetzt ist ein faszinierender Film über die Spieler gedreht worden, die dieses außerirdische Endspiel bestritten haben.

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Video-Link: https://youtu.be/ZCm0HFxi5j8

Borg war der fleischgewordene Alptraum. Jeder, der mal ernsthaft Wettkampf-Tennis gespielt hat, kennt diesen Spielertyp, den Bringer. Mit einer Pferdelunge und der Kondition eines Mittelstrecklers gesegnet erläuft er jeden Ball und spielt ihn mit tödlicher Sicherheit ins Feld des Gegners zurück, der schließlich den schrecklichen Tennistod der Zermürbung stirbt. Dafür muss der Bringer noch nicht einmal besonders gut Tennis spielen können, es genügt, den Ball irgendwie zurückzulöffeln, vor Probleme stellen die meisten Spieler sich selbst, wenn sie einem Bringer gegenüberstehen. Borg war der König der Bringer, den er konnte nicht nur rennen, sondern auch sehr gut spielen. Er hat im Alleingang den Topspin-Schlag neu erfunden, er drosch seinen Gegnern die heimtückisch hoch abspringenden Kugeln um die Ohren, bis sie mit Tränen in den Augen resignierten: vor sich selbst, vor dem Tennissport, vor Björn Borg.

Einer resignierte nicht. John McEnroe. Der kannte das Wort Resignation nicht. Wenn Borg König der Bringer war, dann war McEnroe der Champion der Kämpfer, ein wilder, wüster Fighter, der auch bei 0:5 und 0:40 im 5. Satz noch an seine Siegchance glaubte und versuchte, das Match zu drehen, in dem er angriff, angriff, angriff…

Es mussten wohl tatsächlich zwei derart gegensätzliche Spielertypen sein, um solch ein Jahrhundertmatch zu produzieren. Wer das damals gesehen hat, der vergisst es im ganzen Leben nicht. Manche Ballwechsel hab ich heute noch vor Augen, und der „Tie-Break des Wahnsinns“ im 4. Satz ist mir heute noch tutti kompletti auf die Innenseite der Pupillen gebrannt.

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Video-Link: https://youtu.be/nFeLpTjH2pk

Wie soll man sowas verfilmen? Zumal – machen wir uns nichts vor – die Sache so richtig spannend nicht ist, wir wissen ja, wie‘s ausgeht. Borg wird im 5. Satz beim Stande von 7:6 mit viel Glück, eisernem Willen und dem Mut der Verzweiflung endlich einen Matchball verwandeln und als fünfmaliger Seriensieger Wimbledon-Geschichte schreiben. Obwohl wir das wissen, werden uns die über hundert Minuten des Films nicht lang. Das liegt an Regisseur Janus Metz, der sich weniger für die Punkte auf dem Centre Court als für die wunden Punkte der Seelen der Protagonsiten interessiert. Björn Borgs Hadern mit sich selbst steht im Mittelpunkt des Films. Es ist durchaus faszinierend, zu beobachten, wie er mit dem Druck kämpft, mit nur 24 Jahren das bedeutendste Tennisturnier der Welt zum fünften Mal gewinnen zu „müssen“. Gleichzeitig beginnt er, des Tennissports überdrüssig zu werden – hier kündigt sich sein wzei Jahre später erfoglender Rückzug vom Profi-Zirkus an – was in Rückblenden mit der Tennis-Besessenheit des ganz jungen Borg kontrastiert wird. Sverrir Gudnason liefert hier eine herausragende Performance ab, man meint fast den ganzen Film über, den Original-Borg agieren zu sehen. Gemeinsam mit Ausnahme-Schauspieler Stellan Skarsgård, der die schwedische Trainer-Legende Lennart Bergelin gibt, liefert er ein überzeugendes Bild der Hassliebe zwischen Ausnahme-Spieler und Ausnahme-Trainer. Shia LaBoeuf überzeugt ebenfalls als junger Heißsporn McEnroe, wobei er für sein Rollenvorbild deutlich mehr Sympathie-Punkte einfährt als das damals Als „Superbrat“ verschriene Original. Zu erwähnen ist auch die Liebe zum Detail, mit der der Film gestaltet wurde. Von den Borg‘schen Donny-Schlägern, mit denen damals jeder spielen wollte bis zu den Augenpaul verursachenden Hotelzimmern der damaligen Zeit ist alles vorhanden, es stimmt fast alles.

Bei den Tennisszenen muss man leichte Abstriche machen. Sowohl Borg als auch McEnroe waren bzw. sind ausgemachte Bewegungsgenies, derart geschmeidige Abläufe bekommen die Schauspieler und ihre Doubles nicht hin. Der Original-Borg drosch seine Bäller mit deutlich mehr Topspin, und der Kenner vermisst durchaus schmerzhaft McEnroes Signature-Move, den „Windmühlen-Aufschlag“. Aber das ist kleinliches Gemecker, die 25 Minuten, die der Film dem eigentlichen Finale sind herausragend gefilmt und geschnitten, man vergisst beinahe, dass man ja weiß wie‘s ausgeht.

„Borg/McEnroe“ zählt zu den wenigen Sportfilmen, die wirklich punkten, die sowohl Tennisfans als auch Menschen, die sich für diesen Sport nur peripher interessieren, begeistern können. Spiel, Satz und Sieg für „Borg/McEnroe“, das ist ganz großes Tennis, genau wie damals, 1980…

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Video-Link: https://youtu.be/Yf0yfEfvMHE

Für diejenigen unter euch, die es ganz genau wissen und Original und Spielfilm vergleichen wollen, verlosen wir drei Blu-rays des Films, die uns Ascot Elite im Vertrieb von Universum Film GmbH freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Wie könnt ihr euch das Jahrhundertmatch auf den heimischen Bildschirm holen? Ganz einfach: Gebt einen Kommentar zu diesem Posting ab und nennt euren Lieblings-Tennisspieler. Eine kurze Begründung, warum ihr euren Favoriten für den besten der Welt haltet, wäre nett, ist aber nicht Bedingung. Dafür habt ihr bis zum 2. März 2018 mittags um 12 Uhr Zeit, dann schließen wir die Kommenatre. Sollten mehr als drei Kommentare abgegeben worden sein, entscheidet das Los. Mitarbeiter der beteiligten Firmen dürfen nicht teilnehmen, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Spaß!

Update 3. März:
Einsendeschluss. GabyS, Pilger und Platzger haben gewonnen und wurden per Mail benachrichtigt, herzlichen Glückwunsch

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5 Antworten zu [Dem Chris seine Filme] „Borg/McEnroe“ – ganz großes Tennis

  1. Avatarplatzger sagt:

    Für mich war und ist Björn Borg der Grösste. Gerade die Wimbledonfinals gegen den Ami-Rotzlöffel waren in meiner Jugendzeit prägend für mich als Sportfan. 1981 war ein kleine Katastrophe für mich…..
    Obwohl ich als Schweizer auch King Roger über alle Masse bewundere, an den Eisschrank kommt für mich keiner ran.

  2. AvatarPilger sagt:

    Jimmy Connors=Jimbo. Einfach ein Original! Ich schätze nicht alle seine Eigenschaften (manche Ausdrucksweise nicht), aber er war
    ein Kämpfer und irgendwo ein „altmodischer Individualist“. Ich las mal , das er eine große (riesige) Anzahl von Holzschlägern (Typ den er immer zu Händen nahm)gebunkert hatte, weil er nicht
    auf ein modernes Gerät wechseln wollte…
    Lange ist es her…Zumindest war er ein authentischer Typ, finde ich.

    • Soweit ich weiß, waren es keine Holz-, sondern Stahlschläger, die er gebunkert hat. Der T-2000 von Wilson. Den hab ich als Jugendlicher auch gespielt. Bester Schläger der Welt. Ever.

  3. AvatarGabyS sagt:

    Michael Stich, seit ich ihn das erste Mal live gesehen habe. So viel Ruhe, Intelligenz und Eleganz in den Grundschlägen – leider ist er im Boris-Becker-Hype ein bisschen zu kurz gekommen.