Die Wahrheit über Woody Allen…

Foto: Georges Biard [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

…bzw. über die Missbrauchsvorwürfe, die seit 1992 gegen ihn im Raume stehen, kennen in letzter Konsequenz nur zwei Menschen: Woody Allen selbst und seine Adoptivtochter Dylan Farrow, die ihm seit August 1992 vorwirft, sie sexuell missbraucht zu haben. Im Rahmen der #metoo-Debatte sind die Vorwürfe nach 25 Jahren erneut erhoben worden, viele Schauspielerinnen und Schauspieler haben sich von Allen distanziert. Darüber berichtet auch hierzulande die Presse gern und ausführlich. Aber wie jede Geschichte hat auch die von Woody Allen und Dylan Farrow zwei Seiten. Ich hab ein wenig recherchiert.

1992, unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorwürfe hat die Staatsanwaltschaft gegen Woody Allen ermittelt. Nach mehreren Monaten entschloss man sich, keine Anklage gegen ihn zu erheben. Unter anderem war ein Gutachten zu dem Schluss gekommen, dass Dylan Farrow NICHT missbraucht worden war. Seit ein paar Jahren stehen zwei Seiten dieses Gutachtens im Netz, ob sie tatsächlich echt sind, vermag ich nicht zu sagen. Sie wurden bereits des öfteren in der Presse zitiert, weder Woody Allen noch Mia oder Dylan Farrow sind dagegen vorgegangen, die Echtheit ist wahrscheinlich, aber nicht gesichert.

Der Staatsanwalt, der Allen nicht anklagte, zweifelte das Gutachten an und meinte, dass es einen hinreichenden Verdacht auf Missbrauch gäbe. Laut Wikipedia begründete er “…seinen letztlichen Verzicht auf ein Strafverfahren gegen Allen mit seiner Sorge um das zu schützende Wohl des Kindes: Der bereits durch die Trennung der Eltern und den Sorgerechtsstreit geschädigten Dylan wolle er die zu erwartenden negativen Konsequenzen eines solchen Verfahrens ersparen.” Soweit ich informiert bin, hätte er, wenn ihm Beweise für einen Missbrauch vorgelegen hätten, Anklage erheben MÜSSEN. Ich kann mich irren, ich bin juristischer Laie, in dem Fall bitte ich um Korrektur.

Das New Yorker Äquivalent des Jugendamtes, das Department of Social Services, hat 14 Monate lang gegen Allen ermittelt und das Verfahren eingestellt. Begründung: “Es wurde kein glaubwürdiger Beweis gefunden, dass das in diesem Bericht genannte Kind missbraucht oder misshandelt wurde.”

Dylan Farrow (und ihr Bruder Ronan, der mittlerweile ein erfolgreicher Journalist geworden ist) haben seitdem trotzdem die Vorwürfe gegen Allen wieder und wieder erhoben, zuletzt hat Dylan Farrow im Rahmen der #metoo-Debatte dieses TV-Interview gegeben.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
Video-Link: https://youtu.be/ic1kMoM_kPw

Moses Farrow, ein Bruder von Dylan und Ronan, hat eine gänzlich andere Erinnerung an das, was 1992 vorgefallen ist oder auch nicht: “Dylan fragte mich: ‘Ist es okay, zu lügen?’ Sie fühlte, dass sie nicht lügen wollte und fragte sich, wie Gott darüber dachte. Sie wünschte sich eine ‘Attic Kids’-Puppe, aber Mia hatte abgelehnt. Das war kurz bevor Dylan aussagen sollte. Sie sagte: ‘Mom will, dass ich etwas sage, was ich nicht will.’ Eine Woche später hatte sie die ‘Attic Kids’-Puppe mit einem gelben Kleid. Ich fragte, was passiert ist, und sie sagte: ‘Ich habe getan, was Mom wollte.’”

Der ganze Text, in dem Moses Farrow sich auch über die Erziehungsmethoden seiner Mutter äußert, ist hier zu finden.

Fazit: Man kann nur dann ein Urteil über Woody Allen fällen, wenn man sagt, dass eins der Farrow-Kinder lügt. Also, wer sagt die Unwahrheit, Dylan oder Moses Farrow? Möchte hier wirklich jemand ein Urteil fällen? Auf welcher Grundlage? Wie gesagt, die einzigen, die wirklich die Wahrheit kennen, sind bekanntlich Woody Allen selbst und Dylan Farrow. Alec Baldwin meinte auf auf Twitter: “Ich brauche mehr als das, bevor ich jemanden zerstöre, egal wie berühmt jemand ist. Ich brauche viel mehr.”

Markiert mit #metoo, Dylan Farrow, Film, Kino, Mia Farrow, Missbrauch, Moses Farrow, ronan Farrow, Woody Allen.Speichern des Permalinks.

4 Antworten zu Die Wahrheit über Woody Allen…

  1. AvatarSalah Naoura sagt:

    Der Fall Woody Allen unterscheidet sich von allen anderen Fällen der Me-too Debatte. Keine Schauspielerin hat je Vorwürfe gegen Allen erhoben. Der Vorwurf des Kindesmissbrauchs kam während des Sorgerechtsstreits mit Mia Farrow auf – weshalb nie vorher? Und warum sollte die Aussage von Sohn Moses Farrow, der damals 14 Jahre alt und im Haus anwesend war, als weniger glaubwürdig eingestuft werden als die von Tochter Dylan? Moses‘ Erinnerungen werden in der öffentlichen Diskussion meist unterschlagen und sind zumindest sehr lesenswert. Es gibt keine ausreichenden Beweise, um Woody Allen einen Kindesmissbrauch vorzuwerfen – und die Art der Diskussion legt leider den Verdacht nahe, dass man ihm diese Tat gerne unterstellen möchte, weil er mit der zwar sehr viel jüngeren, aber damals nicht minderjährigen Adoptivtochter von Mia Farrow eine Beziehung einging (die bis heute hält). Diese Tatsache und der Missbrauchsvorwurf von Dylan werden miteinander verquickt, haben aber nichts miteinander zu tun. Die öffentliche Ächtung Allens durch SchauspielerInnen, die mit ihm gearbeitet haben, ist durch nichts begründbar und zudem heuchlerisch. Sie ist nicht anderes als Zeitgeistgeplapper und Angst vor Karrierenachteilen. Bei Jungschauspielern noch halbwegs nachvollziehbar, nicht aber bei Superstars wie Colin Firth oder Kate Winslet. Alec Baldwin und Diane Keaton beweisen Rückgrat in dieser traurigen Debatte um Woody Allen. Und eine „Journalistin“ wie Alice Schwarzer sucht sich genau den falschen „Paradefall“ aus und verurteilt und verleumdet Woody Allen ohne hinreichende Beweise. Dabei gäbe es gerade in dieser wichtigen Me-too Debatte genügend andere Fälle anzuprangern, bei denen klare Fakten vorliegen.

  2. Pingback:Der Outfluencer, vergessene Väter und coole Trucks - die Links der Woche 16.2. bis 22.2. | Männer unter sich

  3. Pingback:Gegenderte Kartoffel-Chips, Steve McQueen und die Erfindung des Hardrock - die Links der Woche vom 9.2. bis 15.2. | Männer unter sich

  4. Pingback:Der Knick im Strohhalm, die Fourier-Transformation und eine Snowboard-Tour durch den Wald - die Links der Woche vom 26.1. bis 1.2. | Männer unter sich

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bitte nicht wundern: nach dem Absenden verschwindet Dein Kommentar einfach und wird erst nach Freischaltung durch uns sichtbar -- also nicht mehrfach absenden!