[Buchkritik] Nettes Ding – Bastian Bielendorfer: Papa ruft an

Es gibt einige Methoden, Bestseller-Autor zu werden: Germanistik und/oder Literaturwissenschaften studieren, sich monatelang in eine einsam Dichterklause einsperren und ein Meisterwerk schreiben, Ghostwriter bei einem Promi werden… Bastian Bielensdorfer ist einen ganz anderen Weg gegangen. Als er Kandidat bei „Wer wird Millionär?“ geworden war, hat er seinen Vater als Telefon-Joker … ach, soll er die Geschichte doch selber erzählen. Kann er eh viel besser als ich…

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Video-Link: https://youtu.be/Ok3WKkq6NKU

Kaum war Bielendorfer von Jauchs heißem Stuhl runtergekrabbelt1, da klopfte ein Verlag bei ihm an, er habe wohl ein reichlich skurriles Elternhaus, ob er nicht Zeit und Lust hätte, daraus ein Buch zu klöppeln… Und Bielendorfer hatte nicht nur Zeit und Lsut sondern auch Talent und Erfolg. Mit „Papa ruft an: Standleitung zum Lehrerkind“ liegt mittlerweile das vierte Buch einer Reihe vor, in der Bielendorfer seine Leser mit Geschichten aus dem Lehrerhaushalt zum Lachen bringt.

Wobei aus dem „Lehrerkind“ der ersten drei Bücher mittlerweile ein erwachsener Mann geworden ist. Selbstverständlich, , ohne dass seine Eltern es bemerkt hätten. Die ignorieren die Tatsache, dass Bastian als Diplom-Psychologe und Comedian auf eigenen Füßen steht komplett und terrorisieren ihn per Telefon2. In Band 3 war’s die Mutter, die zum Hörer Griff, im vorliegenden Band ist Papa, der Lehrer des Schreckens, an der Reihe. Mutti ist auf Kur und „Papa ist allein so lebensfähig wie ein Kaktus in einem Spaßbad“, wie Bielendorfer schreibt. Und wer Papas Vater aus einem der ersten drei Bände der Serie kennt, weiß, was Bastian und seine Leser zu erwarten haben. 272 Seiten hammerharte Lehrer-Soziopathie, von Bielendorfer routiniert (im positiven Sinne) in einigermaßen versöhnliche Pointen umgesetzt.

Dies geschrieben habend möchte ich jedoch anmerken, dass es 222 Seiten auch getan hätte: Am Anfang schleppen sich Buch und Pointen einigermaßen schwer dahin, da – und auch später – hätte man ein wenig kürzen können. Und die Versöhnlichkeit der Bielendorf’schen Pointen… ach, ich will nicht unfair sein und ihn auffordern, in Band 5 seinen Eltern mal richtig Saures zu geben. Nein, das wäre allzu gemein. Fakt ist aber auch, dass die echt hammerharte Brüllkomik erst dann entsteht, wenn der Autor mit einer gewissen Portion Bösartigkeit zu Werke geht.

So ist „Papa ruft an“ alles in allem ein (sehr) sympathisches Buch, das man „nebenher gerne wegliest“. Man wird angenehm leicht unterhalten, nicht mehr und nicht weniger. Dass Bielendorfer mit seinen Pointen niemandem wehtun will, hat auch etwas Positives: Wer ein perfektes Weihnachtsgeschenk für einen Lehrer sucht, ihn aber nicht beleidigen möchte, landet mit diesem Buch einen Volltreffer.

Bastian Bielendorfer: Papa ruft an: Standleitung zum Lehrerkind
Piper Verlag
272 Seiten, Broschur
ISBN: 978-3-492-30978-3
10,– € (auch als ebook erhältlich)

 

  1. Okay, ein paar Tage hat es schon gedauert…
  2. Die Tatsache, dass er inzwischen ausgezogen ist, können selbst seine Eltern nicht ignorieren.
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