Taschendisziplin: die Halbwertzeit der Hosentasche

EDC – die Abkürzung für “every day carry”, das ist auch der Name unserer neuen Rubrik. Einmal pro Woche werfen wir einen Blick in Deutschlands Männertaschen und berichten über Gadgets, Tools und Taschenmesser – alles, ohne das Mann nicht aus dem Haus geht. Heute schreibt Chris Kurbjuhn über Taschendisziplin und die Halbwertzeit seiner Hosentasche.

Ich bin Gadget-verrückt. Wie beinahe jeder, der sich mit EDC befasst und sich irgendwie nackig fühlt, wenn er ohne seine “Grundausstattung” die Wohnung verlässt. Wenn so ein praktisch miniaturisiertes Multi-Werkzeug auf den Markt kommt, dann kaufe ich mir eins und probiere es aus. In gefühlten 9 von 10 Fällen bin ich absolut begeistert und möchte das neue Toll ab sofort nicht mehr missen. Ein halbes Jahr später vertauscht das neue Tool dann trotzdem trotzdem den Platz in der Hosentasche mit einem Platz in meiner Schreibtischschublade. In der Tat würde ich meine Taschen eher leer nennen als voll. Das liegt daran, dass ich mir Taschendisziplin verordnet habe.

Taschendisziplin beginnt immer mit einer Inventur des jeweiligen Tascheninhalts, Was trage ich aktuell mit mir herum? Und welches dieser Gadget und Tools habe ich in den letzten 6 Monaten tatsächlich benutzt? Was ich in den letzten sechs Monaten nicht gebraucht hab, brauch ich mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auch in den nächsten sechs Monaten nicht, und deshalb brauch ich’s in meiner täglichen EDC-Auswahl auch nicht. Alles, was meine Hosentaschen-Halbwertzeit von sechs Monaten unterschritten hat, sollte muss ich hingegen täglich dabei haben.

Ich weiß, die Taschendisziplin widerspricht scheinbar dem EDC-Gedanken, nämlich mit minimalem Outfit auf möglichst alles vorbereitet zu sein. Nur: was bringt es, sich die Taschen mit Dingen vollzustopfen, um auf Ereignisse vorbereitet zu sein, die nie eintreten? Ich hab jahrelang diverse Tools mit mir herumgetragen, die u.a. in der Lage waren, einen oder mehrere Schraubendreher zu simulieren. Bis mir auffiel, dass ich unterwegs schlicht und einfach nie an irgendetwas herumschraube. Und deshalb muss ich auch nicht jeden Tag einen Schraubendreher dabei haben. EDC bedeutet ja nicht, dass man seine Ausrüstung nicht von Tag zu Tag sinnhaft ergänzen darf. EDC bedeutet, dass man die Werkzeuge, die man vermutlich benötigt, in entsprechender Größe und Qualität dabei hat. Und wenn ich z.B. mit dem Fahrrad fahre, steck ich mir eben so ein Fahrradtool mit tausendunddrei Schraubendreher-Thingalings mit ein.

Kurz und knapp: Wer Taschendisziplin übt und alle halbe Jahre seine EDC-Auswahl überprüft, hat vielleicht etwas leerere Taschen als der Kollege, der sich auf jede Eventualität vorzubereiten pflegt. Dafür sitzt die Hose besser. Und man entdeckt die Freude am Improvisieren wieder. Wie ich, als ich letzte Woche feststellte, dass man auch mit einem einfachen Taschenmesser Schrauben festziehen kann. Wenn man keinen Schraubendreher dabei hat. Weil man Taschendisziplin übt.

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2 Antworten zu Taschendisziplin: die Halbwertzeit der Hosentasche

  1. AvatarMax sagt:

    Welche Tools sind denn nun ständig dabei und haben den 6-Monats-Test überdauert? Für mich fällt mir beim besten Willen nichts…aber auch gar nichts ein, was ich immer mit mir rumschleppen müsste. Eine nicht ausgebeulte Hose sieht eh einfach besser aus.

  2. Samrtphone, Kugelschreiber, Notizblock, Taschenmesser, Schlüssel im Mokey-Keysafe, der zusätzlich noch Flaschenöffner und USB-Stick enthält. ICh reiche bei GElegenheit ein paar Fotos nach.

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