Fußballerisch haben wir die Engländer seit 1966 ganz gut im Griff, aber in einer Beziehung sind sie uns uneinholbar voraus: im Herstellen belegter Brote. Der Deutsche wertet es bereits als Erfolg, wenn er auf der dick mit Leberwurst beschmierten Margarine-Stulle einen Klacks Senf produziert, der Engländer winkt bei derart kulinarischer Armut gelangweilt ab. Wenn der sich nämlich ein Sandwich belegt, dann sind meist mindestens fünf Zutaten im Spiel. Und die Schicht mit den Zutaten ist deutlich dicker als beide sie umhüllenden Brotscheiben zusammen. Hm. Ja. Überzeugendes Konzept. Sowas wollen wir auch!
Okay, das ist das erste Rezept aus Nigel Slater’s neuem Kochbuch „Eat“, dass ich nachgekocht hab, und ich fang damit an, weil Slater dieses Sandwich als sein Lieblings-Sandwich bezeichnet. Und wenn ein einer Sandwich-Nation angehörender Kochgott ein derartiges Gütesiegel vergibt, dann muss was dran sein, an dem Rezept. Was brauchen wir denn? Pro Sandwich ein bisschen Hühnerfleisch1, paar Scheiben Avocada, zwei, drei Stangen grüner Spargel, zwei, drei Frühlingszwiebeln, Mayo2, paar Kräuter (Slater will Estragon, Basilikum und Dill), zwei, drei Blatt Salat (Slater will Eisberg, mag ich nicht) und zwei Scheiben Graubrot, dass ’nen schönen Geschmack gibt, wenn man’s toastet. Und natürlich ein KüBi3, ohne erfrischende Zubereitungshilfe geht hier gar nix!
Ich hatte Hähnchenbrustfilets geholt. die mussten erst gebraten werden, und das war gut so. Da hatte ich Zeit mein KüBi anzutrinken und meine weitere Vorgehensweise zu planen. Dann wird der Grünspargel gedämpft oder blanchiert, die Frühlingszwiebeln geputzt und in Stücke geschnitten, Avocado entkernt und gescheibelt und die Mayo mit den fein zu hackenden Kräutern vermischt. Wenn eure Arbeitsfläche so aussieht, könnt ihr einen letzten Schluck KüBi nehmen und das Sandwich zusammenbauen:
Brotscheiben toasten, untere Scheibe mit Kräutermayo bestreichen, mit Salatblatt oder -blättern nebst Frühlingszwiebeln abdecken, Spargelstangen drauflegen, darauf kommt dann das zerfieselte oder in Scheiben geschnittene Hühnerfleisch und gekrönt wird mit den Avocado-Scheiben. Vielleicht noch ein bisschen salzen oder ein Spritzer Zitrone, dann mit der zweiten Brotscheibe abdecken und die Post kann abgehen. Nach dem ersten Bissen weiß man, warum Slater diese Kombi so schätzt. Boah, ist das gut!
Nachbemerkung: Der Verzehr dieser himmelsstürmenden Kombination kann schwierig werden. Empfindsame Naturen greifen zu Messer und Gabel, nehmen sich aber das HerrlichmitdenFingernessenundrumsauen-Feeling. Das Sandwich beherzt zusammendrücken hilft, führt aber auch dazu, dass beim Essen hinten und an den Seiten Zeugs rausquillt und -fällt. Das lässt man einfach auf einen unter dem Sandwich platzierten Teller fallen und hat dann noch einen Nachschlag, wenn das Sandwich alle ist. Quasi ein Making-Of. Mahlzeit!
Nicht vergessen: Bis zum 30.4. läuft unsere Gewinnspielaktion, bei der wir ein vom DuMont Buchverlag gestiftetes Exemplar von „Eat“ verlosen. Einfach unter unserer Buchbesprechung einen Kommentar abgeben, und ihr seid dabei.
- Wenn ihr Reste von einem Beer-Butt-Chicken oder einem Coq au Vin habt, prima, wenn nicht, holt euch ein halbes Hähnchen oder bratet schnell eine Hühnerbrust in der Pfanne ↩
- tut euch einen Gefallen und nehmt nicht diese ekelhaft gezuckerte Billig-Mayo aus dem Glas oder der Plastikflasche. Wem das Selbstanrühren (Eigelb, Öl, Pürierstab geht ratzfatz) zu viel Action ist, der kann mal im Kühlregal schauen, ob da nicht ’ne Alioli rumsteht, immer die bessere Wahl. ↩
- Küchen-Bier ↩
Hört sich sehr lecker an, probiere ich bald auch mal!
Gruß
Marc
Da hätte ich auch Interesse dran 😉
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