Technischer Fortschritt, Innovation, Modernisierung? – satirische Betrachtung anhand der Fahrradtechnik

Foto: Rado bladteth Rzeznicki (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons

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Nichts hat sich in den letzten Jahren so rasant entwickelt wie der technische Fortschritt beim Bau von Mountainbikes und Fahrrädern schlechthin. Stichwort E-Bikes. Mal ganz abgesehen vom Material der Rahmen, die ursprünglich (selbst bei Rennrädern) aus Stahl, dann aus immer leichterem Aluminium bestanden und heute aus Kohlefasern (Carbon) gebaut werden. Andere Teile wie Lenker, Felgen, Sattelstützen und Bremszylinder aus Carbon gehören schon zur Standardausstattung eines mittelpreisigen MTBs. Die Konkurrenz kämpft um jedes Gramm Gewichtsreduktion.

Einen regelrechten Aufschwung nahm aber der sogenannte „Antrieb“ auf. Die ersten offenen Zweiventiler der Bergfahrräder des Erfinders Gary Fisher hatten noch vorne an der Kurbel drei Kettenblätter und hinten 8 Ritzel (im Volksmund alles „Zahnräder“ genannt). Das war der klassische 3 in 8-Antrieb. Dann wurde umgestellt auf 9, dann auf 10 Ritzel hinten, also der 3 in 10-Antrieb mit 30 Gängen, die allesamt niemals zum Einsatz kamen, weil der diagonale Verlauf der Kette z. B. in der Kombination innenliegendes Kettenblatt vorne und äußeres kleines Ritztel hinten dies nicht mitmachte. Lange Zeit hielt sich als Innovation dann die 3 in 10-Version verschiedener Produzenten, bis bei den Überlegungen um eine Gewichtsreduzierung der 2 in 10-Antrieb offeriert wurde. Heute biete die Firma SRAM sogar einen 1 in 11-Antrieb an. Doch das ist noch nicht das Ende.

Mittlerweile gibt es kabellose Elektroschaltungen, die mit jeweils einer Battrie am Schaltknopf des Lenkers und am Umwerfer der Ritzel ausgestattet sind. Schaltzüge und Schaltzughüllen entfallen. Dieses W-Lan in der Zweiradtechnik ist für knapp 2.000 Euro = 5 Monate Hartz 4 zu haben.

Das sind die Segnungen des Kapitalismus. Es gehen zwar immer weniger Menschen zur Wahl, wählen dafür aber umso lieber bei ihren Vorlieben in der Vielfalt der Konsumwelt.

PS.: Aber brauchen wir dattt??

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5 Antworten zu Technischer Fortschritt, Innovation, Modernisierung? – satirische Betrachtung anhand der Fahrradtechnik

  1. AvatarTanteElfriede sagt:

    …. https://www.youtube.com/watch?v=HsOIX6MIvNM… die Bergziegen bringen es auf den Punkt

  2. Dann doch bitte gleich eine professionelle Nabenschaltung, da ist man doch laut einem nachmessenden Daniel Düsentrieb mit der Rohloff Speedhub mittlerweile beim Wirkungsgrad der Kettenschaltung angelangt, auch unter Profi-Last — eben gefunden, er misst auch die für Euch Extremradler wohl uninteressante stufenlose NuVinci durch: http://fahrradzukunft.de/17/wirkungsgradmessungen-an-nabenschaltungen-2/

  3. AvatarAldres sagt:

    Die Speedhub ist klasse. Nur scheint sie mir eher an ein Trekking-Rad als an ein Mountainbike zu passen. Und dann ist da natürlich der Preis.

  4. Avatargerdos sagt:

    Ja. Rohloffantrieb liegt so bei 1.000 Ocken.

  5. AvatarAnonymous sagt:

    so weit mir bekannt, waren die Antriebe anf. 70er Jahre 6-fach.

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