Ein Anfang…

In den letzten Tagen ist der FC Bayern München massiv in die Kritik geraten. Einerseits wegen des in Qatar (Sklavenarbeit, Frauenunterdrückung, Homosexuellenverfolgung) veranstalteten Trainingslagers zum anderen wegen eines kleinen Testspiel-Abstechers nach Saudi-Arabien, einem ähnlich bezaubernden Staat, der die Scharia pflegt und gerade dabei ist, den Blogger Raif Badawi zu Tode prügeln zu lassen.

Ganz offensichtlich ist diesmal die unisono erfolgte Kritik nicht an der bajuwarischen Teflon-Schicht abgeperlt, denn gerade eben hat Kalle Rummenigge eine Stellungnahme veröffentlicht, in der es u. a. heißt:

Der FC Bayern München als Verein verurteilt jede Form von grausamer Bestrafung, die nicht im Einklang mit den Menschenrechten steht, wie im aktuellen Fall mit dem islamkritischen Blogger Raif Badawi. Es wäre besser gewesen, das im Rahmen unseres Spieles in Saudi-Arabien deutlich anzusprechen.

Für Bayern-Kenner ist das beinahe eine Sensation: Der Verein gibt Fehler zu! Bayern-Kenner kennen aber auch KHR, und der entschuldigt sich nur, wenn er sich einen handfesten Vorteil davon verspricht. Nach dem muss man auch nicht lange suchen: Zum einen muss natürlich Sponsor und Aktionär Volkswagen/Audi aus der ganzen Chose rausgehalten werden, auf dessen Mist Trainingslager und Saudi-Trip gewachsen sind. Außerdem soll Kalle am kommenden Montag mit Charlotte Knobloch eine Ausstellung zum Thema „Kicker, Kämpfer und Legenden – Juden im deutschen Fußball und beim FC Bayern München“ eröffnen. Da versucht er jetzt, zu verhindern, dass die streitbare Frau Knobloch öffentlich nachfragt, warum der FCB eigentlich die Gastfreundschaft galoppierender Anti-Semiten genossen hat.

Wollen wir hoffen, dass Frau Knobloch sich nicht beirren lässt und Rummenigge die Hölle heiß macht. Und lassen wir nicht nach, Sportvereine und -verbände zu kritisieren, die um des eigenen Vorteils willen mit skrupellosen Machthabern paktieren, die in Öl badend auf die elementarsten Menschenrechte scheißen. Je mehr Gegenwind der FC Bayern noch bekommt, umso unwahrscheinlicher wird es, dass die nächsten Trainingslager erneut in einem Unrechtsstaat gebucht werden. Und wenn der Marktführer diese widerliche Praxis endlich unterlässt, denkt die Branche vielleicht endlich auch um, und entscheidet nicht nur nach Wetterlage und Kontostand, sondern auch nach Moral und Ethik, wo trainiert wird. UND wo Turniere veranstaltet werden.

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2 Antworten zu Ein Anfang…

  1. AvatarAldres sagt:

    Ich fand KHRs Winkelzug, dass auch andernorts Menschenrechte verletzt werden, z. B. USA, ganz geschickt. So schön verharmlosend.

  2. KHRs Statement war letztlich nur ein Manöver, um Zeit zu gewinnen. Der weiß genau, wenn ab Freitag die Kugel wieder rollt, kräht kein Hahn mehr nach Qatar, Saudi-Arabien, Menschenrechten usw.
    Schwankende Gestalten wie KHR, Slippery Sepp, Platini, Bacher usw. dauerhaft an ihre moralische Verpflichtung zu erinnern und stets die wirtschaftlichen Hintergünde und Verflechtungen offenzulegen wäre eine schöne Aufgabe für die Sportberichterstattung…

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