TV-Kritik „Der letzte Bulle“ – 5. Staffel, 5. Folge: „Was hab ich getan?“

Jede Woche auf “Männer unter sich” kritisieren wir die aktuelle Folge unserer Lieblingsserie “Der letzte Bulle”. Wir bewerten Handlung, Macho-Momente, Dialoge, Musik und die Gesamtleistung mit einem Punkte-System von 1 (ganz schwach) bis 5 (besser geht nicht) Mick-Brisgau-Zippo-Feuerzeugen. Und ihr könnt abstimmen, wie euch die Folge gefallen hat, viel Spaß!

Eins vorweg: Es wurde dann doch nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Aber leider war’s auch nicht besonders gut. Ein stinknormaler deutscher Serienkrimi also. Gehen wir ins Detail.

Handlung:
Der Plot ist schnell erzählt. Die Verhaftung des verdächtigen Yacht-Managers wird versaubeutelt, Mick bekommt einen Brief von Tanja, den er nicht aufmacht. Stattdessen findet er heraus, dass er in der Zeit, Als das DM/Euro-Ding gedreht wurde, kurzzeitig verlegt worden war. Kringge und Russeck wühlen sich durch die aus heiterem Himmel aufgetauchten Transportakten der Bundesbank und Mick merkt mit der Hilfe einiger noch einfältigerer Messebesucher aus Holland endlich, dass er auf dem ollen Foto deswegen eine rote Rübe hatte, weil neben ihm einer der Geldkoffer hochgegangen sein muss. Vera, die Witwe Koller, versucht aus heiterem Himmel, Kringge zu verführen, der daraufhin zu Hause rausfliegt und bei Mick Unterschlupf sucht. Mick klaut ihm das Handy, um heimlich einen Termin, den Kringge und Russeck mit einem aussagewilligen Bundesbankbeamten hatten, vorzuverlegen und selber hinzugehen. Kringge kommt Mick auf die Schliche und eilt zum Flughafen, wo der Bankbeamte 1. eintrifft, 2. Mick offensichtlich wiedererkennt, 3. sofort erschossen wird und 4. Mick der Mord auf unglaublich dilettantische Weise in die Schuhe geschoben werden soll. Ach ja,, und Astrid ist schwanger. Wenn’s kommt, kommt’s knüppeldick.
Klingt ein bisschen wirr und beliebig? War ein bisschen wirr und beliebig. Und vor allen Dinge endlos vorhersehbar. Mag sein, dass Mick Brisgau nicht das hellste Licht am Christbaum ist, aber dass, was er sich heute zusammen ermittelt hat, hatte sich der Fan, der den Koopf nicht nur zum Brisgau-Wollmütze-Aufsetzen benutzt, schon am Ende der letzten Folge zusammengereimt. Die einzige echte Überraschungen war der Mord am Bundesbanker, doch kurz bevor der stattfand dachte ich noch „Was ist eigentlich mit dem mysteriösen Attentäter aus der letzten Folge?“ Und wie’s nächste Woche weitergeht, da hab ich auch schon die ein oder andere leise Ahnung… Ein bisschen mehr Mühe beim Plotten (und in anderen Bereichen, da kommen wir noch zu) wäre schön gewesen. 2 von 5 Zippos.

Macho-Momente:
Hier war mal wieder Flaute angesagt. Kringge hatte action-mäßig mehr zu tun als Mick. Ich hab’s schon bei der 4. Staffel mehrfach angemerkt: Da hat man einen der athletischsten Schauspieler Deutschlands in der Titelrolle, und dann lässt man ihn nur rumstehen und rumsitzen. Schämt euch! 1 von 5 Zippos

Dialog-Perlen:
Autoren, die Dialoge wie „Du bist irgendwie anders.“ – „Anders als die anderen Männer?“ – „Nee. Doch. Anders als sonst.“ schreiben, sind offensichtlich einigermaßen schmerzfrei. Trotzdem, die Chuzpe, wirklich hundertfach abgenudelte Holländer-Klischees (Käse, lecker Pilsje, Wohnwagen) nochmal zu recyclen, war beinahe bewunderungswürdig.
Am besten war noch Kringges „Die Zeugin war nackt. Temporär. Unaufgefordert.“
Micks „Fremdgehen und sich nicht rausschmeißen lassen, das ist Alpha-Tier. Nicht fremdgehen undsich rausschmeißen lassen, das ist Teletubbies.“ ist ein absolutes Armutszeugnis der Drehbuchautoren. Mick, der die ganze Kindheit seiner Tochter und die Ausstrahlung der Teletubbies (ab 1999) wg. Koma verpasst haben muss, DARF einen solchen Vergleich nicht ziehen. Das hätten Autoren und Headwriter merken MÜSSEN. Matthew Weiner hätte sich erschossen, wenn ihm ein solcher Schnitzer unterlaufen wäre. 1 von 5 Zippos.

80er-Mucke:
Selten war in einer „Bullen“-Folge die Musik so unauffällig wie hier. Genaugenommen hab ich die Mucke beinahe nicht wahrgenommen. Mit Wehmut denken wir an Folgen zurück, in denen die Retro-Musik liebevoll ausgesucht und planvoll eingesetzt wurde. Wie kann man eigentlich NICHT „Mrs. Robinson“ spielen, wenn Kringge vom Lokus kommt und Vera Koller sich nackt auf dem Sofa räkelt? Naja, wenigstens hat die Musik nicht gestört. Man ist ja für Kleinigkeiten dankbar, mittlerweile. 2 von 5 Zippos.

Gesamtwertung:
Okay, wir müssen uns wohl damit abfinden, dass aus dem „Bullen“ ein stinknormaler Serienkrimi geworden ist. Verdammt schade. Darüber hinaus ist es sehr ärgerlich, wie plump und lieblos die Autoren mit dem Plot und dem Cast umgehen. Und wie vorhersehbar die Handlung nach Schema F aufgebaut wird (Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich weiß, wie’s ausgeht). Dabei fing die Staffel so vielversprechend an. Und jetzt sind wir bei „Krach in der Soko Dingenskirchen“ gelandet. Kein Mut, kein Ehrgeiz… Ein KLEINES bisschen besser als letztes Mal war’s immerhin. Anderthalb bis 2 von 5 Zippos.

Für alle, die die letzte Folge verpasst haben: Hier könnt ihr sie im Netz anschauen.
Für alle, die mit Mick und Co nix anfangen können: Sicherlich gefällt euch sowas besser.
Für alle anderen: Eure Meinung ist gefragt, wie fandet ihr die neue Folge?

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2 Antworten zu TV-Kritik „Der letzte Bulle“ – 5. Staffel, 5. Folge: „Was hab ich getan?“

  1. AvatarBabypopo sagt:

    Das der Plot so schwach ist liegt meiner Meinung nach auch daran, dass es sich über die ganze Staffel zieht und nicht mehr ein Fall pro Folge abgeschlossen wird.

  2. Ich hab eine etwas andere Theorie (die ich nicht beweisen kann): In der ersten Folge tauchte Christoph Darnstädt („Abschnitt 40“, absoluter Topmann in sachen Drehbuch hierzulande) als „Headwriter“ im Vorspann auf. Seit der 3. Folge hat Darnstädt nur noch einen Credit für die „Story“, als Headwriter fungieren die drei Typen aus der 4. Staffel.
    Ich nehme an, Darnstädt wollte den „Bullen“ durchaus „Lost“-mäßig („Hey, Leute, die Dinge waren nie so, wie sie scheinen!“) runderneuen, und nach einer Folge haben die Produzenten Muffe vor der eigenen Courage gekriegt. Deshalb haben wir jetzt so halbherzig zusammengestoppelte Folgen, wo’s nicht recht voran geht.
    Kann sein, muss nicht sein. Spekulation, wie gesagt.

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