Slawonisch? Nein, ich habe mich nicht vertippt. Es soll nicht slowenisch heißen. Slawonien ist ein Landstrich in Kroatien. Dort, wo die Drau und die Donau zusammenfließen und die Donau die natürliche Grenze zu Ungarn bildet. Mein Vater kam von dort. Und brachte dieses wunderbare Männeressen für kalte Samstag-Mittage mit. Früher haben die Kalorien Kraft für die Arbeit auf dem Feld geliefert. Also heutzutage grade recht vor einem langen Winterspaziergang. Den braucht’s dann schon zum Verdauen. Oder als Unterlage für den Glühwein am Weihnachtsmarkt.
Ich mag solche Eintöpfe. Der Aufwand beim Zubereiten – und erst Recht beim Abspülen – hält sich in Grenzen. Am Besten kocht man gleich eine große Portion. Das macht auch nicht mehr Arbeit und sättigt dann entweder viele Männer, oder einen ein paar Tage lang. Außerdem schmeckt der Bohneneintopf aufgewärmt fast besser als frisch. Wenn wirklich zu viel übrig bleibt, lässt er sich auch prima einfrieren.
Was steht auf dem Einkaufszettel? Fangen wir mal an:
250 g weiße Bohnen, getrocknet (gibt’s beim freundlichen Türken an der Ecke)
250 g gut durchwachsenen, geräucherten Bauchspeck (bitte den beim Metzger des Vertrauens oder auch dem Wochenmarkt einkaufen. Die eingeschweißte Discounter-Ware bringt nie das Aroma!)
Suppengrün – zwei Stangen Lauch, drei bis vier Karotten, ein Stück Sellerie
ein Bund Petersilie (muss nicht sein)
Drei bis vier Zwiebeln, ein bis zwei Zehen Knobi, ein Lorbeerblatt und etwas Bohnenkraut hast Du normalerweise zu Hause. Wenn noch zwei bis drei Tomaten und eine Chilischote rumliegen, schadet’s auch nix. Muss aber nicht sein. Wer besonders hungrig ist, tut noch zwei, drei gewürfelte Kartoffeln mit rein. Wenn Du Angst vor den bevorstehenden Verdauungsdüften hast (Du weißt schon, jedes Böhnchen gibt ein Tönchen…) kannst Du noch ein paar Natron-Tabletten reintun. Backpulver ist das selbe, eine Tüte reicht.
Das reicht für vier Portionen. Wer mehr hungrige Mäuler stopfen will, erhöht die Mengen halt proportional.
Wenn Du am Samstagmittag essen willst, sollten zumindest die Bohnen schon am Freitagmorgen im Haus sein. Denn die müssen erst mal gut 20 Stunden, in einer Schüssel mit reichlich kaltem Wasser, einweichen. Der Rest ist schnell erledigt. Speck und Zwiebeln würfeln und in einem großen Topf glasig anbraten. Der Topf sollte wirklich ein bis zwei Nummern größer ausfallen, weil’s beim Kochen später ganz schön schäumen kann. Den Herd wollen wir ja nicht auch noch putzen. Wenn Speck und Zwiebeln schön duften, kommen das gewürfelte Suppengrün und der klein gehackte Knobi dazu. Das dann ein paar Minuten, unter ständigem Rühren, schmurgeln lassen. Anschließend die Bohnen abgießen, in den Topf schütten und mit kochend heißem Wasser aufgießen bis das Gemüse knapp bedeckt ist. Jetzt wird gewürzt: Bohnenkraut, die Lorbeerblätter und noch mal umrühren. Salz bitte erst ganz am Schluss, vor dem Servieren. Denn der Speck gibt welches ab und das Wasser verdunstet. Wer will, kann jetzt noch die Tomaten und eine Chilischote darauf legen. Die gibt hinterher noch mal gut Würze, ist aber nicht Jedermanns Sache. Deshalb gut aufpassen, dass sie nicht aufplatzt. Bei Tisch kann sich dann jeder so viel davon abschneiden, wie er möchte und seine Portion individuell würzen.
Das war’s dann auch schon fast. Derweil der Eintopf langsam vor sich hin köchelt, kann man noch die Petersilie fein wiegen, eine Zwiebel in feine Ringe schneiden, etwas salzen und zugedeckt ziehen lassen. Nach ungefähr einer guten halben bis knappen dreiviertel Stunde sollten die Bohnen schön weich und die Soße sämig sein. Jetzt wird mit Salz und frisch gemahlenem Pfeffer aus der Mühle abgeschmeckt.
Serviert wird in tiefen Suppentellern, die Zwiebelringe und Petersilie drüber gestreut. Dazu schmeckt ein geröstetes Bauernbrot, eventuell mit frisch verriebenem Knobi drauf. An Getränken passen Bier oder ein kräftiger Rotwein.
Robert Hill, freier Journalist und Fotograf. Kommt eigentlich aus München, wohnt im Taunus. Mag mechanische Uhren und klassische Kameras. Fotografiert, wenn privat, immer noch am liebsten auf Diafilm. Hat es geschafft, im letzten Jahr mehr Kilometer mit dem Fahrrad als mit dem Auto zu fahren. In “Roberts Blu-rays” stellt er in unregelmäßiger Reihenfolge Neuerscheinungen vor, die vielleicht interessant für euch sind.
Fotos: Robert Hill, alle Rechte vorbehalten
Liest sich ausgezeichnet, werde ich demnächst nachkochen (aber wahrscheinlich ohne Knoblauch…) Finde das echt eine tolle Rubrik, weiter so!
Ohne Knoblauch? Platzger, du schockierst mich. Was missbehagt dir an Knoblauch?
ich mag einfach keinen Knoblauch. Zum selber essen würde es noch knapp gehen, aber wenn ich an Mitmenschen die Ausdünstung rieche, könnte ich kot…
Diesen gemeinen Knoblauch-Geruch entwickelt er eigentlich nur, wenn er ’n bisschen ältlich ist und man ihn durch die Presse drückt.
Wenn du mal auf Entdeckungstour gehen willst: Nimm ’ne ganze Knolle Knoblauch, teil sie in Zehen und schäl die (geht einfacher, wenn man sie mit dem Handballen andrückt, bis sie knacken). Tu dann die ganzen Zehen in einen kleinen Topf, gieß einen Schluck Wein an und mit Wasser auf, bis die Zehen so gerade eben bedeckt sind. Lass kochen, bis keine Flüssigkeit mehr da ist, die Zehen zu einer Paste zermusen, bisschen kaltgepresstes Olivenöl drunter rühren, in ein Schraubglas füllen. Kannste ein paar Tage im Kühlschrank aufheben und zum Würzen verwenden. Schmeckt garantiert ganz anders als der Knoblauch, den du nicht magst.
Danke, werde ich übernächstes Wochenende testen (diesen Sonntag muss ich zum Fussball….). Nimmst du Rot- oder Weisswein dafür?
Ich habe ja geschrieben „Bier oder ein kräftiger Rotwein“. Gut geht z.B. ein Plavac oder Dingac, beim Mittagessen zur Hälfte mit Sprudel gespritzt.
Es muss wirklich kein Grand Crux sein :)!
Sorry, ich sehr grade, dass Du Dich auf das Rezept von Chris beziehst.
Weisswein.
so, heute Abend ist es soweit, das wunderbare Rezept wurde nachgekocht. Hier die Eindrücke der „Herstellung“:
Wie ihr seht, sind auch die lebensnotwendigen Kübis vorhanden:)
Das Essen war grossartig. Frau Platzger klagte zwar über eine „geblähte“ Nacht, aber das gehört wahrscheinlich dazu. Heute Abend gibts mit dem Nachbarn die aufgewärmte Version, wir werden noch ein paar Schweinswürstchen reintun damit der Fleischpegel besser stimmt.
Ganz großes Kino, greift der Kerl zu drei harmlos aussehenden, aber fiesen Thai-Chillies 😉
Die Klagen von Frau Platzger wundern mich nicht. Es heißt ja nicht umsonst „Männeressen“. Der weibliche Organismus – der oftmals fahrlässig mit dubiosen Dingen wie Rucola-Salat und Pinienkernen ausgehungert wurde – muss behutsam an männliche Nahrung herangeführt werden.
>> paar Schweinswürstchen <<
Sehr gut passen "Polnische", vorher in Scheiben geschnitten und etwas angebraten.