TV-Kritik „Der letzte Bulle“ – 4. Staffel, 10. Folge: Grubengold

Jede Woche auf “Männer unter sich” kritisieren wir die aktuelle Folge unserer Lieblingsserie “Der letzte Bulle”. Wir bewerten Handlung, Macho-Momente, Dialoge, Musik und die Gesamtleistung mit einem Punkte-System von 1 (ganz schwach) bis 5 (besser geht nicht) Mick-Brisgau-Zippo-Feuerzeugen. Und ihr könnt abstimmen, wie euch die Folge gefallen hat, viel Spaß!
Spätestens seid dieser vorösterlichen Folge sollte nun endgültig klar sein, wohin der Hase Bulle läuft:  der Trend geht hin zum ernsten Polizei-Drama mit stark sentimentalen Anwandlungen. Komik und vor allen Dingen die Selbstironie, die einmal das Markenzeichen der Serie war, finden augenscheinlich nur noch als Kontrapunkt statt. Mutig, ein erfolgreiches Konzept so grundlegend zu ändern. Aber geht es auch auf?

Handlung:
Mick und Kringge ermitteln unter Tage: ein Kumpel ist erschlagen worden, bei ihm wird ein kinderfaust-großer Goldklumpen gefunden. Eher zufällig bringt ein beinahe inzestuöses Liebespaar Mick auf das Mordmotiv: das Opfer hatte den Mörder vor zwanzig Jahren mit dessen Ehefrau betrogen. Für ein bisschen Comic Relief sorgten Kringges Probleme mit seinem Caterer. Ansonsten versucht Tanja, Mick zurückzugewinnen, Steffi überlegt allen Ernstes, ihre Familie wegen Mick zu verlassen und in Sachen Akte Brisgau herrscht offener Krieg zwischen Mick und Baulöwe Körting, der mehr oder weniger zugegeben hat, Micks Koma-Schuss vor zwanzig Jahren in Auftrag gegeben zu haben.

War ja viel los, gestern Abend. Und hätte man nicht ein schauspielerisches Schwergewicht wie Ingo Naujoks für die Mörder-Rolle gewonnen, wäre die Krimihandlung vermutlich endgültig in übelsten Ruhrpott-Kitsch gekippt. Überhaupt waren es alle (!) Schauspieler, die herausragend agiert und eine Folge mit (zu) vielen disparaten Handlungsfäden letztlich gerettet haben. Man hat gespannt zugesehen. Dafür gibt’s 3 von 5 Zippos.

Macho-Momente:
Die Folge war bis zum Kohlestaub-verschmierten Stehkragen mit Kumpel-Romantik und Bergbau-Klischees getränkt, und das war es auch. Keine Testosteron-induzierten Peinlichkeiten, kein Clash of Cultures zwischen den Achtzigern und Heute, kein Hahnenkampf zwischen Mick und einem seiner Kollegen. Henning Baum und Naujoks haben durch ihr kongeniales Spiel einiges rausgerissen. Weil wir Fans sind, gibt’s noch 3 von 5 Zippos.

Dialog-Perlen:
„Hast du nicht noch ein paar Servietten für deine Hochzeit zu falten?“
„Du hast Familie, ich grätsch doch da nicht rein. Klär deine Gegenwart!“
Und – mein besonderer Liebling: „“Schon mal was von Strukturwandel und regnerativen Energien gehört?“
Brav, artig und hölzern. Die Dialoge waren kein Highlight. 1 von 5 Zippos.

80er-Mucke:
Tja, waren ein paar schöne Stücke dabei, aber die Auswahl war nicht immer nachzuvollziehen. Ich zum Beispiel hab überhaupt nicht kapiert, warum „Jackson“ die Fahrt in die Grube untermalt wird. Entsprechendes Googlen ergab, das es in dem kalifornischen Ort Jackson tatsächlich ein Kohlebergwerk gibt, aber wollte man darauf wirklich anspielen. Ansonsten gab’s Grönemeyder, Tina Turner, Boss Springsteen und ein wunderschönes „Purple Rain“ am Schluss… außer in Sachen Logik konnte man nicht meckern. 4 von 5 Zippos.

Gesamtwertung:
Tja, schwierige Kiste. Wer den „Bullen“ schaut, um unbeschwert Lachen zu können, ist in vielen Folgen dieser Staffel im falschen Film. Handwerklich hat der Autor in mir sich gelegentlich vor Bauchgrimmen gewunden, dramaturgisch war diese Folge alles andere als rund. Aber die Schauspieler haben alle (!) herausragende Leistungen abgeliefert, das hat einen dann doch gefesselt. Ich schwanke zwischen 3 und 4 Zippos. Okay, 3 für das Buch, 4 für Henning Baum und Co., macht dreieinhalb. Salomon lässt grüßen. 

Für alle, die die letzte Folge verpasst haben: Hier könnt ihr sie im Netz anschauen.
Für alle, die mit Mick und Co nix anfangen können: Sicherlich gefällt euch sowas besser.
Für alle anderen: Eure Meinung ist gefragt, wie fandet ihr die neue Folge?

Eure Wertung zu "Grubengold"

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Eine Antwort zu TV-Kritik „Der letzte Bulle“ – 4. Staffel, 10. Folge: Grubengold

  1. AvatarBabypopo sagt:

    Nix gegen Ruhrpott-Kitsch. 😉

    Für einen geborenen „Ruhri“ wie meiner einer war das die reinste Labsal. Endlich mal nichts von dem neumodischen Strukturwandel-Kram sondern Dreck und Kohle.
    Der Fall war erst mittelprächtig, hatte aber ein zumindest ansatzweise überraschendes Ende.

    Eine Dialog-Perle noch:
    Kringge: Tach!
    Kumpel: *schweigen*
    Mick: Glück Auf!
    Kumpel: Glück Auf!

    Kringge wirkt manchmal wie ein Zugereister.

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