TV-Kritik „Der letzte Bulle“ – 4. Staffel, 7. Folge „Zur Kasse, Schätzchen“

Jede Woche auf “Männer unter sich” kritisieren wir die aktuelle Folge unserer Lieblingsserie “Der letzte Bulle”. Wir bewerten Handlung, Macho-Momente, Dialoge, Musik und die Gesamtleistung mit einem Punkte-System von 1 (ganz schwach) bis 5 (besser geht nicht) Mick-Brisgau-Zippo-Feuerzeugen. Und ihr könnt abstimmen, wie euch die Folge gefallen hat, viel Spaß!

Den Machern von „Der letzte Bulle“ scheint während der Produktion der 4. Staffel selbst aufgefallen zu sein, dass die Dinge nicht so gelaufen sind, wie sie laufen sollen: Bei den bisherigen Folgen tauchten im Vorspann jeweils zwei Headwriter auf, zu dieser Folge (und vermutlich zu den restlichen) wurde ein dritter hinzugezogen, was auf Probleme schließen lässt. Eine Serie mit derart überschaubarem Personal (Mick, Kringge, Ferchert, Tanja, Uschi, mehr sind’s ja nicht) wird üblicherweise problemlos von einem Headwriter gemanaged. Da stellte sich gestern Abend die Frage: Hat die dritte Meinung geholfen?

Handlung:
In der Sauna eines Puffs wird ein Finanzbeamter ermordet. Mick und Kringge ermitteln vor Ort, in einem der Zimmer ertappt Mick Meisner und quält den Mann für den Rest der Folge mit Anspielungen. Parallel dazu geht Micks Lovestory mti Controllerin Steffi weiter, die irgendein Geheimnis zu haben scheint, dass sie ausgerechnet Psycho-Tanja anvertraut hat. Außerdem ermittelte Mick in eigener Sache, sperrte einen Kleingangster in den Keller eines Abbruchhauses und erfuhr, dass ein Giftmüllskandal eine Rolle spielte, als er vor zwanzig Jahren ins Koma geschossen wurde.

Nun jaaaaaaaa… klingt wie Kraut und Rüben? War Kraut und Rüben. Das Motiv des Kriminallfalls war dünner als das holzhaltige Papier, auf dem die Dialoge geschrieben waren, die „Folter“, mit der Mick dem Gangster den Giftmüllskandal entlockt hat, hätte keinem Taschendieb mehr als ein müdes Lächeln aufs Gesicht gezaubert und wenn Henning Baum noch einmal bedeutungsschwanger in die Weite guckt, krieg ich die Krise. Schließlich: Diese „Ich weiß was, aber ich darf’s dir nicht sagen“-Masche gehört auf einen Kindergeburtstag und nicht in eine Serie, die Testosteron-Produzenten zu ihrer Zielgruppe zählt. Und wieder so viele Chancen ausgelassen… 2 von 5 Zippos, und damit seid ihr gut bedient!

Macho-Momente:
Super-Macho Mick Brisgau ermittelt im Puff und ertappt seinen einstigen Nebenbuhler Meisner „auf Stube“. Und was machen die Autoren draus? Ein paar plumpe Anspielungen, die ein angetrunkener Stammtischbruder als „zu einfallslos“ verworfen hätte. Leute, ein Mick Brisgau aus den vorigen Staffeln hätte Meisner mindestens mit einer Gummipuppe im Laborkittel beglückt!
Bleiben wir fair: Das Besäufnis zu den Klängen der Johnny-Cash-Version von „Bridge over Troubled Water“ war durchaus gelungen, und Kringges Begegnung mit der Domina und sein dummes Gesicht bei der Frau des Schönheits-Chirurgen waren ganz okay. Andererseits hatten wir wieder keine Action-Szene. Leute! 3 von 5 Zippos, weil wir gnädig sind.

Dialog-Perlen:
„War wohl ’n Reitunfall.“
„Sie halten sich dann auch zur Befragung bereit. Wenn Sie abgesattelt haben.“
„Ich bin doch nur der Mick und hol dich ab von deinem F… eierabend.“
„Wenn ich dir was erzähle, was hab ich dann davon?“ – „Heile Zehen, heile Kniescheiben, und was darüber liegt, weißt du ja.“
„Zuhause hab ich die Hosen an. Wen rufen Sie da an?“ – „Die Frau ohne Hosen.“
„Wir können noch so hart tun, am Ende lassen wir uns doch auf die Mädels ein. Hiermit. Und das wissen die ganz genau.“ 

Die Dialoge waren verkrampft, bemüht und wieder Lichtjahre von der gewohnten Qualität entfernt. Immerhin gab es ein paar geradezu rührende Humorversuche. Die honorieren wir mit 2 von 5 Zippos.

80er-Mucke:
Auch die Mucke hat uns diesmal nicht vom Hocker gehauen. Die Szene mit „Bridge Over Troubled Water“ war wie gesagt schön, auch die Billy-Joel-Schnulze zur Liebesszene zwischen Mick und Steffi konnte gefallen, aber sonst ging nichts wirklich ins Ohr. Die Liebe zum Detail und vor allen Dingen die Ironie, mit der früher die Musik ausgesucht wurde, sind derzeit dahin. 2 von 5 Zippos.

Gesamtwertung:
Zur Zeit macht’s keinen Spaß. Weder das Zuschauen noch das Kritikenschreiben. Auch diese Folge war wieder Welten von dem Niveau entfernt, was wir vom „Bullen“ eigentlich gewöhnt sind. Und es lag – wieder – am Buch. Wie kann bei 3 (!) Headwritern ein dermaßen gag-armes Buch voller handwerklicher Fehler (Schon mal was von „Show, don’t tell!“ gehört? Die Figuren handeln und nicht behaupten lassen? Wo war Ferchert? Wieso findet ihr Schweineohren so lustig?) durchgehen? Leute, angesichts von noch sechs vor uns liegenden Folgen hoffe ich, dass ihr euch irgendwie zusammengerauft habt und es jetzt besser wird.
3 von 5 Zippos.

Für alle, die die letzte Folge verpasst haben: Hier könnt ihr sie im Netz anschauen.
Für alle, die mit Mick und Co nix anfangen können: Sicherlich gefällt euch sowas besser.
Für alle anderen: Eure Meinung ist gefragt, wie fandet ihr die neue Folge?

Eure Wertung zu "Zur Kasse, Schätzchen"

View Results

Wird geladen ... Wird geladen ...

 

Markiert mit Der letzte Bulle, Kult, Macho, Mick Brisgau, TV.Speichern des Permalinks.

4 Antworten zu TV-Kritik „Der letzte Bulle“ – 4. Staffel, 7. Folge „Zur Kasse, Schätzchen“

  1. AvatarFranziska sagt:

    Ich bin als Frau jetzt hier wahrscheinlich auf der falschen Kritikerseite, aber ich finde die Kritiken sehr gut und getroffen.
    Eine kleine Anmerkung nur.
    Der Name Psycho-Tanja bringt einen ja beim einmaligen Lesen ein Schmunzeln und ist wahrscheinlich auch nicht so ernst gemeint, wie es sich anhört.
    Aber liest man ihn öfter, dann wirkt es schon ein bisschen abwertend und lächerlich.

  2. Nee, du bist schon auf der richtigen Seite, herzlich willkommen! Der Ausdruck „Psycho-Tanja“ stammt von Mick, aus der 1. Staffel, und abwertend find ich ihn nicht, sondern ich sehe ihn eher als typischen Achtziger-Jahre-Spitznamen. Damals war es durchaus üblich, Tätigkeit und Vor. oder Nachnamen zum Spitznamen zusammenzuziehen, und so liefen damals Menschen durch die Gegend, die man Vierzylinder-Gerhard oder Dauerwellen-Ilse nannte.
    Abwertend war das damals nicht gemeint und ist es heute nicht. Wäre nie auf die Idee gekommen, dass es so aufgefasst werden könnte.

Schreibe einen Kommentar zu Franziska Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bitte nicht wundern: nach dem Absenden verschwindet Dein Kommentar einfach und wird erst nach Freischaltung durch uns sichtbar -- also nicht mehrfach absenden!