TV-Kritik: Ulmen.tv/Tele5 – „Who Wants To Fuck My Girlfriend?“

Foto by Siebbi (Christian Ulmen) CC-BY-3.0

Letzte Woche lief die erste Folge auf Tele5 und bei ulmen.tv, die Berufsempörten haben – natürlich – die Nase gerümpft, Matussek hat bei SpOn gejubelt, die Rede ist von „Who Wants To Fuck My Girlfriend“ (WWTFMG), dem neuen skandalträchtigen TV-Format von Christian Ulmen.
Ulmen hostet in der Rolle des Mega-Nerds Uwe Wöllner eine Gameshow, in der Machos ihre Freundinnen gegeneinander antreten lassen. Die Damen müssen männliche Aufmerksamkeit erregen, sind angehalten dafür kräftig zu baggern, damit Männe schließlich als Sieger aus der Gameshow hervorgeht.
Is ja doll. Is ja mega-provokant. Mehr Sexismus geht ja nun wirklich nicht.
Wirklich? Ich hab mir  die erste Folge angesehen…

Machen wir’s kurz und knapp: WWTFMG ist eine dieser Ideen, die einem in der Kneipe, wenn sie einem kommen, unheimlich gut und abgefahren vorkommt. Und bei denen man merkt, dass sie nicht trägt, wenn man sie umzusetzen versucht.

Das Problem bei WWTFMG ist, dass die Ausgangssituation bereits die Schlusspointe ist. Zwei sexistische Kerle schicken ihre Freundinnen auf die Piste, damit sie bei anderen Sexisten Punkte sammeln. Sexismus entlarvt sich selbst, boaaah, eyh, echt abgefahren.

Nicht wirklich. Denn hier wird nichts entlarvt, nichts enttarnt, auf nichts aufmerksam gemacht, von dem wir nicht schon wussten. Der hier aufs Korn genommene Sexismus ist so spießig-vorgestrig, dass man ihn eigentlich als abschreckendes Beispiel vergangener Zeiten ins Museum stellen müsste, statt ihn sinnfrei zu attackieren.

Letztlich ist WWTFMG nur eine weitere „Ich mach mich über Spießer lustig“-Show, und sie tappt in die gleiche Falle wie fast alle Spießer-Entlarvungs-Shows: Wenn der einzige Grund, warum ich Spießer scheiße finde, deren Andersartigkeit im Vergleich zu mir und meinen Kumpels ist, dann bin ich… Ja, genau. Selber einer.

Den Machern muss geschwant haben, dass etwas mit Ihrem Format nicht stimmt. Augenscheinlich deshalb haben sie in der ersten Folge statt Männern Lesbierinnen als Kandidaten auftreten lassen. Angeblich soll das eine Reaktion auf einen Shitstorm gewesen sein, den die Ankündigung von WWTFMG ausgelöst habe. Muss ein sehr diskreter Shitstorm gewesen sein. Wie dem auch sei, für das distanziert-belustigte Kopfschütteln, dass die Damen für Wöllner/Ulmens Versuche übrig hatten, aus dieser hoffnungslos eindimensionalen idee so etwas wie Unterhaltungs-TV zu machen, hatte ich durchaus Verständnis. „Was soll das ganze?“ fragte ich mich, als die Sendung nach gut 35 Minuten – die mir deutlich länger vorgekommen waren – endlich zu Ende war.

Worüber soll ich lachen bei dieser Sendung? Über einen frauenverachtenden Typus Mann, der in der Kunstlederjacke autoschlüsselklimpernd am Disco-Eingang steht und versucht, Frauen anzumachen, die auf seinesgleichen stehen? Worüber  soll ich bei dieser Sendung nachdenken? Darüber, dass Sexismus Scheiße ist? Das Provokante an WWTFMG ist nur Behauptung, der vermeintliche Tabubruch entpuppt sich als ein Anbiedern an die Befindlichkeiten der aufgeklärt linksliberalen Zielgruppe. Der ganze Quark ist einfach nur langweilig. Muss man nicht gucken.

„Who Wants To Fuck My Girlfriend“ läuft Donnerstagabends spät auf Tele5, vorab (und natürlich auch hinterher) kann man die Folgen bei ulmen.tv anschauen. Man muss aber nicht. Wirklich nicht.

Foto Christian Ulmen by Siebbi (Christian Ulmen) [CC-BY-3.0], via Wikimedia Commons

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