Schlägereien der Sonderklasse: Terence Hill & Bud Spencer x 2 in Rio

Früher gehörte sie zum Männer-Film wie der Kronkorken auf die Bierflasche: die deftige, unterhaltsame Schlägerei, bei der schon mal ein Saloon komplett zu Bruch gehen konnte. Leider hat sich der klassische Barroom Brawl als ziviler Zeitvertreib des weltläufigen Mannes aus der Filmgeschichte fast vollkommen verabschiedet und ist der stillosen, dumpfen Gewaltausübung gewichen. Das finden wir schade und wollen auf “Männer unter sich” gegensteuern: mit einer kleinen Video-Serie erinnern wir an Filmschlägereien der Sonderklasse und fordern ihre Rückkehr in den Weltfilm. Und wenn der Weltfilm nicht auf uns hört, gibt’s was auf die Zwölf!

Bei Bud Spencer und Terence Hill sind sich die Filmfreaks einig: die frühen Filme bis Anfang, Mitte der Siebziger Jahre werden geschätzt, über das Spätwerk wird die Nase gerümpft: nur noch Klamauk und Sprüche in der Endlos-Wiederholung. Ich widerspreche entschieden: Das Spätwerk der beiden birgt Perlen wie „Vier Fäuste gegen Rio„!

Gut, zugegeben, man sollte Klamauk und Sprüche mögen, wenn einem das Spätwerk der beiden gefallen soll. Aber mal Hand aufs Herz: wenn ich mich nach einem langen arbeitsplatz vor die Glotze hänge, um zu entspannen, und die Wahl hab zwischen einem sensiblen Filmkunstwerk, dass die Filmsprache neu und überraschend erfindet, oder einer handfesten Prügelplotte, dann ist doch klar, was ich einschalte, oder?
Und „Vier Fäuste gegen Rio“ wartet tatsächlich mit einer Innovation (für die Serie) auf: Hill und Spencer sind in Doppelrollen zu sehen. Einmal als sprücheklopfendes prügelduo wie gehabt, und einmal als zaghaft-ängstliche Millionäre.

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Video-Link: http://youtu.be/0jdKm0NY7kk

Insbesondere im ersten Teil weist der Film eine außergewöhnliche Spruch-Dichte auf. Perlen wie Hill, der – als man hört wie ein Hubschrauber sich nähert – Spencer fragt: „Hast du wieder deine Ost-Uhr um?“ und Edelsteine des Dekonstruktivismus wie „Ist das unnatürlich. Und du willst beim Film sein?“ weisen auf Rainer Brandt hin. Wenn Bud Spencer als Millionär „Ich durfte meine Erziehung in Eton genießen. Ich erhob nur einmal meine Stimme gegen einen kleinen Buben, der mir eine Walderdbeere stehlen wollte.“ sagt, flieg ich regelmäßig vor Lachen aus dem Sessel.

Besonders in der zweiten Prügelei erfreut die unterschiedliche Körperlichkeit, mit der TH und BS die Millionärsrollen spielen, insbesondere Spencers „ungeschickte“ Ohrfeigen sind die reine Freude. Schöne Idee auch, wie der Chef der Entführer regelmäßig von der Tür ausgeknockt wird.

Wer davon nicht genug bekommen kann: Der ganze Film ist heute (2.10.) um 20 Uhr 15 auf Kabel Eins zu sehen. Viel Spaß!

 

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2 Antworten zu Schlägereien der Sonderklasse: Terence Hill & Bud Spencer x 2 in Rio

  1. Und die Banditen haben soooo tolle Kampfnamen: Apocalypse, Vitriol, Kobra, Python, Anaconda 😉

  2. Bester Kampfname war – natürlich – bei Bond, „Stirb an einem anderen Tag“. Bond fährt mit seinem Aston Martin an einem Eispalast vor, eine Schlägertype macht ihm die Tür auf und eröffnet mit: „Hallo, ich bin Mr. Kill.“
    Dann lag ich mit einem Erstickungsanfall vor dem Kinosessel.

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