Kleines Seminar über das Pfeiferauchen V – Schlusslektion: FAQ

PfeifeZum Abschluss dieses Pfeiferauchen-Seminars soll ergänzt werden, was an wichtigen Informationen bisher noch keinen Platz gefunden hat. Neben technischen Fakten kommen auch hier wieder persönliche Vorlieben zum Ausdruck. Denn Pfeiferauchen ist eine individuelle Passion, bei der jeder seinen eigenen Stil entwickelt.

Müssen Pfeifen eingeraucht werden? Die allermeisten im Handel erhältlichen Pfeifen sind bereits mit einer „Einrauchpaste“ präpariert und somit gebrauchsfertig. Anderenfalls muss die Bruyere-Pfeife in der Tat langsam an die Tabakglut gewöhnt werden, so dass sich der cake aufbauen kann: zuerst nur zu einem Drittel stopfen und rauchen, und die Tabakmenge mit der Zeit erhöhen.

Wieviele Pfeifen braucht der Raucher? Nach Gebrauch muss sich die Pfeife mindestens einen Tag „erholen“ und auslüften. Sonst schmeckt die nächste Stopfung nicht. Die Rekreationszeit für den Raucher würde ich auf anderthalb Stunden veranschlagen, womit man als starker Konsument auf sechs Pfeifen täglich kommen kann.

Kann Pfeiferauchen abhängig machen? Die Übergänge von der Passion zur Obsession sind fließend. Das gilt nicht nur für den Rauchgenuss sondern auch für die Sammelleidenschaft.

Wie werden Pfeifen aufbewahrt? Pfeifen sollten stets gut belüftet werden. Ein einfacher und platzsparender Aufbewahrungsort ist ein Wasserglas oder Keramikbecher: die Mundstücke werden in das Gefäß hinein gestellt, so dass die Köpfe oben herausschauen. Repräsentabel und auch sehr praktisch zum Ablegen der noch gebrauchswarmen Pfeife ist natürlich ein Pfeifenständer. Für Reisen gibt es Pfeifentaschen unterschiedlicher Größe mit separaten Fächern für Tabakdose, Reiniger und Besteck. Wen das an die Herrenhandtasche von Horst Schlämmer erinnert, der sollte sich im Outdoor-Shop nach geeigneten Etuis umsehen. Ich bringe mein Drei-Pfeifen-Set für unterwegs in einer großen Handytasche unter.

Pfeifenkauf nach Katalog oder im Internet? Wenn der Versandhändler mit präzisen technischen Angaben und guten Abbildungen informiert, dann wird der erfahrene(!) Pfeiferaucher kaum enttäuscht werden. Die erste Adresse ist meiner Meinung nach aber immer das Ladengeschäft.

Pfeifenraucher Georges Simenon

Was ist von gebrauchten Pfeifen zu halten? Ich frage Fachhändler immer nach Estates. Wenn sie mir etwas anbieten können, dann sind diese Pfeifen i.d.R. erstklassig aufbereitet: ausgebohrt, geschmacklich neutralisiert, mit polierten bzw. erneuerten Mundstücken und neugewachsten Köpfen. Insbesondere höherpreisige Pfeifen wurden von ihrem Vorbesitzer meist gut gepflegt. Wer Wert auf Ebonitmundstücke und klassische Formen ohne Filter legt, kann hier echte Entdeckungen machen.

Wie steht es mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen? Darüber werden wir plakativ und nach dem Stand der medizinischen Forschung durch die Aufkleber auf den Tabakpackungen informiert. Das Ausmass des Tabakkonsums und die übrige Lebensweise (Ernährung, Zahn- und Hautpflege, Sport) haben sicherlich einen Einfluss. Pfeiferaucher können zudem geltend machen, dass sie den Rauch nicht inhalieren. Aber wir sollten uns nichts vormachen.

Wie vertragen sich Zigaretten-, Zigarre- und Pfeiferauchen miteinander? Nach meiner Erfahrung passt Zigarettenkonsum nicht zum Pfeiferaucher, weil man sich sonst das Inhalieren nicht abgewöhnt.

Wo erhalte ich eine Übersicht über den Fachhandel und Bezugsquellen? Eine überaus informative Quelle (auch über Fachgeschäfte im Ausland) sind die Internetseiten der nichtkommerziellen Newsgroup d.a.f.t im Internet. Natürlich sind die dort verbreiteten Informationen subjektiv, aber beim Pfeiferauchen ist das Subjekt ja auch in einem hohen Maße beteiligt …

Kann man verschiedene Tabaksorten in derselben Pfeife rauchen? Auf Dauer hinterlässt jeder Tabak seine spezifische Note im Pfeifenholz. Beim Wechsel des Tabaks kann es daher zu durchaus gewöhnungsbedürftigen crossovers kommen. Wenn sich das als Dauerproblem herausstellt, dann ist eine Grundreinigung nach der Salz-Alkohol-Methode angezeigt (vgl. letzte Lektion).

Welche weiterführenden Informationen zum Thema sind empfehlenswert? Es gibt eine reiche Auswahl an Fachliteratur beim Pfeifenhändler: vom handlichen Taschenbuch bis zum opulenten Bildband. Früher einmal ist Helmut Hochrains „Kleines Taschenbuch des Pfeifen-Rauchers“ das deutschsprachige Standardwerk gewesen. Aber die letzte mir bekannte Auflage ist dermaßen lieblos lektoriert worden, dass man unbedingt eine antiquarische Ausgabe aus den 70er Jahren erwerben sollte.

Wer sich im sich Internet umsieht, wird kommerzielle und nicht-kommerzielle Quellen in unübersehbarer Zahl und von sehr unterschiedlicher (!) Qualität finden. Ich empfehle hier guten Gewissens nur die beiden in diesem Seminar bereits genannten: die nicht-kommerzielle Newsgroup d.a.f.t. mit vielen Fachartikeln, Rezensionen und Linksammlungen sowie den fachlich absolut zuverlässigen wie auch sehr verständlichen YouTube-Kanal des Pfeifen-Liebhabers Dieter Niermann.

© Enrico Troebst

Dieses war das letzte Kapitel. Das kleine Pfeiferauchen-Seminar ist abgeschlossen, und meine Leser werden sich jetzt selbst zu helfen wissen. Ich grüße allseits mit einem zünftigen „Feuer frei!“. Übertreiben Sie‘s nicht, und achten Sie auf Ihre Gesundheit. Vielleicht besuchen Sie mich gelegentlich auf meinem September-Blog. Dort ist allerdings nicht vom Rauchen die Rede, sondern es geht nach dem Motto „Wenn man nicht mehr vierzig ist“.

Foto Pfeife: Keith Williamson (CC-BY 2.0),
Foto Simenon: Erling Mandelmann / photo©ErlingMandelmann.ch / CC-BY-SA-3.0 , durch Wikimedia Commons

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5 Antworten zu Kleines Seminar über das Pfeiferauchen V – Schlusslektion: FAQ

  1. AvatarChristoph Jeschke sagt:

    Vom passionierten Pfeifenraucher zum anderen: Vielen Dank für deine Reihe!

  2. AvatarVi Ra sagt:

    Schön, sich unter so vielen Verbündeten zu wissen 😉

  3. Avatarronald sagt:

    hallo,
    kann mir jemand sagen ob es für lesepfeifen längere reiniger gibt, und wenn ja, wo?

    mfg ronald

  4. AvatarEnrico Troebst sagt:

    Lange Pfeifenreiniger gibt es von Vauen und müssten daher von Deinem Tabakhändler beim Großhandel geordert werden können. Peter Heinrichs (sh. die Smoker’s Corner bei den Männer-Links in diesem Blog) hat leider keine im Versand-Angebot. Aber ich bin bei Pfeifen-Huber fündig geworden:
    http://www.pfeifen-huber.de/pfeifen-reiniger-extra-lang.html

  5. AvatarMichael sagt:

    Die Gruppe d.a.f.t.de gibt es inzwischen aus technischen Gründen leider nicht mehr. Dafür gibt es eine sehr aktive Gemeinschaft von Video-Bloggern auf YouTube. Was dort im Videoformat zusammengetragen wurde, ist sowohl für Beginner als auch für „Alte Hasen“ interessant.

    Generell sollte eine breite Recherche im Internet (ruhig auch im englischsprachigen Bereich) beim Herantasten ans Pfeiferauchen für manchen Aha-Effekt sorgen. Man bekommt dort viele Anregungen und probiert bei der eigenen Raucherei dadurch viel mehr aus. Ebenso automatisch macht man dabei auf dem Weg zum genussreichen Pfeiferauchen schnellere Fortschritte.

    Helmut Hochrains Bücher würde ich genau aus diesem Grund einem Beginner nicht empfehlen. Seine Empfehlungen und Ratschläge sind zu einseitig auf seine Methoden und seinen Erfahrungshorizont aus den 60er Jahren orientiert. Es gibt heute mehr und bessere Erkenntnisse zum Umgang mit Pfeife und Tabak. Manche bei Hochrain noch überzeugend vorgebrachte „Pfeifenwahrheit“ ist aufgrund praktisch erprobter Tatsachen z.T. sogar als Pfeifenmythos entlarvt. Dazu zählen z.B. das Einrauchen nach Drittelmethode, die Notwendigkeit des zu Ende rauchens, der Pfeifenreiniger im Rauchkanal als Trocknungshilfe, oder die Wichtigkeit des Cakes im Pfeifenkopf.

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