Pfeife rauchen!

PfeifeFrauen steigen in den Boxring und spielen erfolgreich Fussball, sie regieren Industriestaaten und gewinnen die Luftgitarren-Weltmeisterschaft. „It’s a man’s world“? Die Welt hat sich seit 1966 verändert, als James Brown erstmals seine Ode über unsere Verdienste intonierte: „Man made electric light … man made the cars …“ Heutzutage knipsen auch Frauen den Lichtschalter an, und über Autofahrerinnen kann man keine wirklich guten Witze mehr machen. (Oder doch? Chris Kurbjuhn könnte das mit einem Preisausschreiben zum Thema „Einparken“ erkunden.)

Zu den wenigen Männer-Refugien, die sich erhalten, gehört freilich die Welt des Pfeiferauchens. Es handelt sich dabei um eine Kulturtechnik mit einem reichen Schatz an handwerklichen und rituellen Traditionen. Wer einen Eindruck von dieser Vielfalt erheischen will, kann sich auf den Internetseiten der Newsgoup d.a.f.t  kundig machen. Hier geht es um Pfeifenformen und -pflege, Tabaksorten und Pfeifen-Fabrikate, um das richtige Werkzeug, Besuche bei Händlern uvm.

Natürlich gibt es nicht den Pfeiferaucher schlechthin. Wo Männer sich mit Hingabe einer Sache annehmen, da entsteht Konkurrenz. So gibt es verschiedene Bekenntnisse hinsichtlich bevorzugter Tabaksorten. Denn nicht alle Jünger rauchen so wohlschmeckende, kaum aromatisierte Kräuter wie „Orlik Golden Sliced“ oder „Wellauers English Blend“. In anderen Pfeifenköpfen gurgelt nämlich der Tabak in einem unappetitlichen Sud aus Fruchtsäften und Spirituosen. Grundverschiedene Auffassungen gibt es auch in der Filter-Frage – der wahre Connaisseur verweigert sich diesem Frevel!

Und natürlich unterscheiden sich die Raucher in Bezug auf die gewählte Pfeife. Eine verbreitete Vorliebe für schratig gestaltete Modelle mit klobigen, sog. rustizierten Köpfen wird von jenen stilbewussten Traditionalisten verachtet, die klassische Formen mit geradem Holm und mittelgroßen Köpfen bevorzugen. Trotz dieser wichtigen Unterschiede zwischen richtig und falsch, die zu angeregtem Gedankenaustausch Anlass geben können, gibt es natürlich viel Einigkeit in der Community.

Warum sang James Brown eigentlich nicht: „Man made the pipe“? Das hängt mit der Pointe seines Songs zusammen: „But it ain‘t nothing without a woman or a girl!“ Was nun diese angestrebte Zweisamkeit und das Pfeiferauchen angeht, so lassen sich empirisch die beiden immergleichen Aussagen erheben: 1. „Sie rauchen Pfeife? Das rieche ich sehr gern!“ und später 2. „Aber Du wirst  doch nicht in unserer gemeinsamen Wohnung …“ It‘s a man‘s world. Aber die Habitate werden kleiner.

Autor Enrico Troebst ist freiberuflich in der Erwachsenenbildung tätig und schreibt am September-Blog – Wenn man nicht mehr vierzig ist. Hier bei „Männer unter sich“ wird er in den nächsten Wochen ein „Kleines Seminar über das Pfeiferauchen“ geben.

Fotos: Keith Williamson (CC-BY 2.0), Enrico Troebst

 

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Eine Antwort zu Pfeife rauchen!

  1. AvatarTom sagt:

    James Brown muss nur ein bissel umgetextet werden: „Man made electric light …man made electric cigarette (like this) … man made the cars …“ – mit den Männern ist es noch lange nicht vorbei, sag ich dir. Wie jedes kluge Tier passen sie sich an die neuen Herausforderungen an.

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