Tour de France – 4. Etappe

Es wird steil.

Mûr-de-Bretagne. Spitzname: Bretonisches L’Alpe d’Huez. Die heutige Etappe wird richtig schwer. Wie bei Etappe 1 auf den Mont des Alouettes handelt es sich hier zwar nicht um eine alpine Bergankunft – auf dem Papier ist es sogar eine Flachetappe. Aber: Es geht speziell den vorletzten Kilometer brutal steil bergauf.

In den Achtzigern hatte man noch echt gut haftende Farbe. Auf den letzten Kilometern ins Ziel können die Fahrer noch den Namen des fünfmaligen Toursiegers Bernard Hinault auf dem Asphalt lesen. Le Blaireau („der Dachs“) ist hier einige Male in seiner Karriere vorbei gekommen und erlebte eine überwältigende Kulisse.

Bernard Hinault beim Giro 82, zwischen Tony Primm (links) und Lucien van Impe (rechts)

Eine überwältigend verregnete Kulisse gab es bei der letzten Überfahrt an der Mûr-de-Bretagne 2008 als Sylvain Chavanel vor Thomas Voeckler hier die Bergwertung abstaubte. Das Etappenziel war damals nicht hier oben, sondern in Saint-Brieuc. Es gab also noch genügend Luft für die klassischen Sprinterteams, die Ausreißer einzuholen. Das gelang auch und im Sprint des Hauptfeldes siegte Thor Hushovd – der aktuell im Gelben Trikot des Gesamtführenden fährt.

Einen klassischen Sprint des Hauptfeldes gibt es heute nicht. Dafür ist es kurz vor der Linie einfach zu steil – passagenweise sind bis zu 15 Prozent annonciert. Das ist nix für die Herren Greipel, Cavendish & Co. Hier muss wieder wie bei der ersten Etappe ein Berserker ans Werk.

Maßgeschneidert ist die Ankunft für Philippe Gilbert, den Ardennen-König. Der hat in diesem Jahr immerhin schon den Pfeil von Brabant, das Amstel Gold Race, den Flèche Wallonne und Lüttich–Bastogne–Lüttich gewonnen. Aber Thor Hushovd ist auch ein Puncher. Sensationell, wie der gestern den Sprint für Tyler Farrar angefahren hat. Ein schöner Erfolg am Unabhängigkeitstag der Vereinigten Staaten für den Amerikaner.

Fakten-Check:
Länge: 172 Kilometer. Profil: Flach. Eine Bergwertung der 4. Kategorie etwa in der Mitte der Etappe. Zum Schluss die Mûr – die Bergankunft. Sie ist härter als bei der ersten Etappe. Wer gewinnt? Philippe Gilbert.

Bike-Check:
Gestern hatten wir die schnellen Zeitfahrmaschinen auf die Strecke gebracht. Wenn die so super schnell sind, warum nehmen wir sie nicht immer? Sobald es auch nur etwas hügelig wird, stoßen die Dinger mit ihren Hammerkurbeln an Grenzen. Sie sind einfach zu unbequem und schlecht kontrollierbar sind sie auch. Für 30 bis 40 Kilometer kann man eine gedrungene Position einnehmen – aber nicht für knapp 200. Gute Renner schlucken einen Teil der vertikalen Schläge – der Fahrer muss den Lenker weniger festkrallen.

Fromage du Terroir: Caillebotte
Das ist ein Frischkäse, der meistens aus Kuh- manchmal aber auch aus Schafsmilch hergestellt wird. Viele essen ihn wie Quark mit Früchten und Zimtzucker zum Dessert. Da ich nicht so auf Desserts stehe, gibt es den Caillebotte bei mir mit Frühlingszwiebeln und frischen Kräutern vorweg auf frischem bretonischem Baguette Sarrasin aus Buchweizen. Dazu ein Sauvignon aus der Tourraine.

Foto Tour: Hans-Peter Reichartz  / pixelio.de
Foto Giro: Numerius under Creative Commons CC-by-ND 2.0

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