Frauen verstehen

Ich verstehe sie weder früh noch spät,
Nicht per Telepathie, nicht mit Hörgerät.
Ich habe schon jede Technik probiert,
Brigitte, Für Sie und Emma studiert,
TV-Berichte und Filme gesehen,
Aber eins lern ich nie: Frauen verstehen!

Du fragst sie: Schatz, was gefällt dir an mir?
Sie nörgelt, du mühst dich und tust was an dir,
Verbringst mit ihr frierend den Urlaub im Norden,
Da sagt sie: Du bist so anders geworden.
Du sollst dich für mich nicht verbiegen und drehen,
Da nimmst du dir vor: Ich will Frauen verstehen!

OK, sagst du dir, ich bleib, wie ich bin.
Handelst fortan nur nach eigenem Sinn.
Erträgst böse Blicke, Theater und Szenen
Und die Aussage: So, du gehörst wohl zu denen,
Die nur sich selbst, aber mich nicht sehen.
So wirst du nie was von Frauen verstehen.

Na gut, denkst du dir, versuch ich’s flexibel.
Liest morgens den Playboy und abends die Bibel.
Mal gehst du allein aus, mal nimmst du sie mit,
Hörst den knisternden Oldie, den neuesten Hit.
Da beginnt sie, dich um Profil anzuflehen.
Du fragst dich: Wie geht das, Frauen verstehen?

Du möchtest ins Kino, sie will lieber fernsehn.
Den Film, den du ablehnst, den möchte sie gern sehn.
Die Chips, die du mitbringst, sind mit Pfeffer verseucht,
Der Wein ist zu trocken, die Luft zu feucht.
Und die Sonne wird wieder mal falsch untergehen.
Du denkst: Ist das möglich, Frauen verstehen?

Es hat gehalten, man hat sich vertragen
An langen und an kurzen Tagen,
Kompromisse gefunden, sich abgesprochen,
So wenig wie möglich Versprechen gebrochen…
Doch ehe der Hahn in der Dämmerung kräht,
Befindet sie trocken, es sei nicht zu spät
Getrennte und eigene Wege zu gehen.
Da gibst du es auf, das Frauen-Verstehen.

Ich geb mich geschlagen, ihr habt gewonnen.
Mein Traum vom Verstehen ist zu nichts zerronnen.
Egal, was man tut, es ist immer verkehrt,
Im Moment oder im Prinzip nicht begehrt.
Drum stehn wir zusammen, wir Frauen-nicht-Kenner,
Und fordern ab jetzt: Versteht ihr doch die Männer!